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#Politik nur mit dem richtigen Body-Mass-Index?

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Politik nur mit dem richtigen Body-Mass-Index?

„Nimm doch erstmal ab!“ Das war noch einer der harmloseren Kommentare, die sich nach der am Montag ausgestrahlten Diskussionssendung „Hart aber fair“ auf Twitter häuften. Gerichtet waren sie an die Grünen-Politikerin Ricarda Lang. In der Sendung hatte sie unter anderem mit dem CSU-Politiker Markus Blume darüber gesprochen, was der Sieg der CDU bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am Wochenende für die Bundestagswahl bedeutet.

Julia Anton

Redakteurin im Ressort Gesellschaft bei FAZ.NET

Ricarda Lang ist seit 2012 Mitglied der Grünen Jugend und seit 2017 deren Sprecherin. Seit zwei Jahren ist sie stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen und frauenpolitische Sprecherin der Partei, bei der kommenden Bundestagswahl kandidiert sie im Wahlkreis Backnang der Stadt Schwäbisch Gmünd. In der Diskussionssendung kritisierte die Siebenundzwanzigjährige die Klimaschutzbemühungen der Union, warf der Partei vor, sich erst dann für Einkommensschwache zu interessieren, wenn es um den CO2-Preis gehe, und forderte, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit zusammen zu denken – einiges also, worüber man diskutieren kann. Das taten viele, denn tatsächlich war „#RicardaLang“ bis Mittwochmorgen unter den meistgenutzten Hashtags auf Twitter.

Aber mit den Argumenten der Politikerin in der Talkrunde beschäftigten sich viele Beiträge nur am Rande. Stattdessen wurde sie häufig wegen ihrer Figur beleidigt. Statt in die Politik zu gehen, solle sie lieber eine Diät machen – der richtige Body-Mass-Index als Voraussetzung für politische Partizipation und Teilnahme am Diskurs? Dem Grundgesetz dürfte das neu sein. Trotzdem erlebt Ricarda Lang immer wieder Fat Shaming im Netz. Im vergangenen Jahr sagte sie der F.A.Z.: „Der Körper wird als Möglichkeit eines einfachen Angriffs gesehen, als Möglichkeit, sich nicht mit den Inhalten einer Person auseinandersetzen zu müssen.“ Oftmals verschränkten sich dabei Frauenhass und Dickenfeindlichkeit.

Tatsächlich bleiben Frauen und ihre Körper für viele ein Politikum – vor allem wenn sie wie Ricarda Lang nicht der vermeintlichen Norm entsprechen. Manche sind dabei sogar so dreist, ihre Kommentare zum Körper der Politikerin und das damit verbundene Cybermobbing mit angeblicher Sorge um Langs Gesundheit zu rechtfertigen. Dabei gibt es nur eine Person, die ihr Körper etwas angeht, und das ist Lang selbst. Ihr Aussehen hat mit ihren Argumenten, ihren politischen Vorstellungen und ihrem Können als mögliche künftige Volksvertreterin nichts zu tun. Dass es trotzdem Gegenstand von Diskussionen ist, zeigt nur, dass viele Twitter-Nutzer noch lange nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft angekommen sind.

Beistand über Parteigrenzen hinweg

Auffällig ist: Es sind vor allem Accounts von Privatpersonen mit oftmals wenigen Hundert Followern, die sich auf Lang einschießen, versuchen, sie mundtot zu machen. Den ernsthaften politischen Diskurs, das ist die gute Nachricht, erreichten sie damit nicht, im Gegenteil. Parteifreundinnen wie Katharina Fegebank, zweite Bürgermeisterin Hamburgs, verteidigten Lang ohnehin. Aber auch der CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak sprang ihr bei: „Solchen Hass verurteile ich. Meine volle Unterstützung für @Ricarda_Lang!“ Das Team von „Hart aber Fair“ verurteilte die Angriffe auf Lang ebenfalls als „inakzeptabel“ und kündigte an, entsprechende Beiträge sowie deren Urheber sperren zu lassen.

Auf Twitter bedankte Lang sich am Mittwochmorgen für die Unterstützung. Presseanfragen, so teilte sie mit, wolle sie aber nicht beantworten. „Ich will den Rechten und Frauenhassern nicht noch mehr meiner Zeit schenken und fokussiere mich jetzt voll auf unseren Parteitag am Wochenende“, schrieb sie. Und: „Jetzt lasst uns darüber sprechen, wie wir die Zukunft gestalten.“

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