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#Polizeigewerkschaft alarmiert über „Mini-Bürgerkriege“ in Lyon

Polizeigewerkschaft alarmiert über „Mini-Bürgerkriege“ in Lyon

Gewaltausbrüche erschüttern seit mehreren Nächten den Großraum Lyon. In Bron, Rillieux-la-Pape und dem Lyoner Stadtviertel La Duchère kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen aufgebrachten Jugendlichen und Polizeikräften. Innenminister Gérald Darmanin hat „zur Wiederherstellung der republikanischen Ordnung“ ein um 200 Mann verstärktes Polizeiaufgebot an die Unruheherde beordert. Als „Mini-Bürgerkriege“ bezeichnet der Sprecher der Polizeigewerkschaft UPNI, Jean-Pierre Colombiès, die nächtlichen Ausschreitungen.

Polizei muss Rettungskräfte schützen

Michaela Wiegel

Den Ausgangspunkt für die Unruhen bildete ein Unfall eines 13 Jahre alten Teenagers mit einem gestohlenen Motorroller am späten Nachmittag des 4. März. Der Junge trug keinen Schutzhelm, als er verunglückte, und erlitt schwere Hirnverletzungen. Im Krankenhaus wurde er in ein künstliches Koma versetzt. Schon als Feuerwehr und Rettungswagen den Unfallort sicherten, verbreitete sich über die sozialen Netzwerke das Gerücht, der Schüler sei bei einer „Verfolgungsjagd der Polizei“ verunglückt. Die Polizei bestreitet diese Version und hat angegeben, es sei zum Unfallzeitpunkt keine Polizeistreife in der Nähe gewesen. Die Polizeiinspektion ING ermittelt.

Im Stadtmagazin „Lyon Mag“ schilderte einer der Beamten, von dem nur der Vorname Bertrand genannt wurde, dass sie herbeigerufen wurden, um die Arbeit der Rettungskräfte abzusichern. „Wir mussten die vorgeblichen Freunde des Verunglückten zurückhalten, welche die Arbeit der Rettungskräfte behinderten“, sagte Bertrand. „Die Feindseligkeit gegenüber der Polizei ist nichts Neues für uns. Aber gegenüber den Rettungskräften, die ihren Freund zu retten versuchen, das verstehe ich nicht“, sagte der Polizist. Die Jugendlichen hätten sie mit Steinen und leeren Flaschen beworfen. Die Beamten setzten Tränengas ein, um sie zu vertreiben. Am späten Abend gingen in dem Viertel mehrere Autos und Mülltonnen in Flammen auf.

Schon am nächsten Morgen wurden sie nach Worten Bertrands vor die Oberschule Lycée de La Martinière beordert, weil Gewaltausbrüche befürchtet wurden. Vor dem Schulgebäude hätten sich tatsächlich Jugendliche aus den umliegenden Sozialbausiedlungen versammelt. Sie hätten mit Feuerwerkskörpern und Flaschen auf die Polizisten gewartet, um Krach zu schlagen. Die Oberschüler mussten derweil mehrere Stunden warten, bevor sie gegen 19 Uhr das Gebäude unter Polizeischutz verlassen konnten. Am nächsten Tag wurde der Schulunterricht aus Sicherheitsgründen abgesagt. Polizeigewerkschaftssprecher Colombiès bestätigte diese Darstellung. „Wir haben es mit Straftätern zu tun, die von dem Drama profitieren, um zu randalieren“, sagte er.

„Schwäche und Laschheit“

Die Ausschreitungen erfassten in den darauffolgenden Nächten auch die umliegenden Kommunen Rillieux-la-Pape und Bron. Sechs Polizeiwagen gingen in Flammen auf, 21 mutmaßliche Unruhestifter wurden festgenommen. Eigentlich herrscht in Frankreich aufgrund der Pandemie von 18 Uhr an eine strikte Ausgangssperre. Schon nimmt die Rechtspopulistin Marine Le Pen die urbanen Ausschreitungen zum Anlass, der Regierung unter Präsident Emmanuel Macron „Schwäche und Laschheit“ vorzuhalten. Die anständigen Bürger würden sich fürchten, weil die Regierung in vielen Wohnvierteln nicht mehr für Ruhe und Ordnung sorgen könne. „Die Angst muss das Lager wechseln“, forderte Le Pen. Andernfalls bleibe von der Amtszeit Macrons nur „Gewalt und Chaos“ im Gedächtnis.

Für die Grünen, die seit vergangenen Juni sowohl der Stadt als auch dem Metropole genannten Großraum Lyon vorstehen, stellen die Ausschreitungen eine Bewährungsprobe dar. Bürgermeister Gregory Doucet rief bei einem Besuch im Viertel La Duchère zur „Befriedung“ auf. Aber die grüne Stadträtin im 8. Arrondissement von Lyon, Marine Chastan, heizte die Debatte an, indem sie eine „Kultur der Vergewaltigung bei der Polizei“ auf Twitter anprangerte. Die Polizeigewerkschaft SGP Police FO bewertete die Äußerung gerade in Anbetracht der urbanen Ausschreitungen als „skandalös“. Bürgermeister Doucet hat sich von dem Vorwurf distanziert: „Das Rathaus steht nicht hinter dieser Formulierung“.

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