#Reelle Zahlen als verdichtete Menge – Mathlog
„Reelle Zahlen als verdichtete Menge – Mathlog“
Einen ganz anderen Blick auf diese Problematik bekam ich durch einen Vortrag von Peter Scholze, den ich gestern auf der Bonner Mathenacht gehört habe. (Natürlich virtuell, mit einem Teilnehmerrekord von knapp 500 Teilnehmern.)
Die neue Sichtweise ist, dass Dezimalbrüche ohne die Identifizierungen der Art 0,999…=1 eine Cantor-Menge bilden, also eine kompakte, total unzusammenhängende Menge. Durch die Identifizierungen wird aus der Cantor-Menge ein Kontinuum.
Scholze und sein Koautor Dustin Clausen sind der Überzeugung, dass dieser Zugang der richtige Ansatz zu einem Neuaufbau der Topologie sei. Statt Hausdorffs klassischer Definition topologischer Räume wollen sie Räume – analog zur Konstruktion reeller Zahlen durch Dezimalbrüche – durch Verklebungen total unzusammenhängender Räume gewinnen. Formal definieren sie “verdichtete Mengen” (engl. “condensed sets”) als Garben auf total unzusammenhängenden Räumen (Stone-Räumen). Beispielsweise können sie so die reelle Funktionalanalysis mit Methoden der Zahlentheorie angehen. (Total unzusammenhängende Räume kamen bisher vor allem in der p-adischen Geometrie vor, einem Gebiet der Zahlentheorie.)
Der Vortrag von gestern ist leider nicht online und die Videos zur neuen “condensed mathematics”, die man online findet, sind dann doch auf einem sehr viel höheren mathematischen Niveau.
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