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#Rot-Rot im Rausch der Harmonie

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Rot-Rot im Rausch der Harmonie

Der Jubel kam ein bisschen zu früh. In der Markthalle in Wismar hatte die Landes-SPD zu einem Sonderparteitag geladen, um über den neuen Koalitionsvertrag mit der Linkspartei für Mecklenburg-Vorpommern abzustimmen. Samstagmorgen, grauer Himmel, belegte Brötchen am Buffet. Die Landesvorsitzende und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat sich feiern lassen und dann von dem „wunderbaren Wahlkampf“ geschwärmt, den man sich im Herzen bewahren sollte. Denn Verantwortung bedeute, dass es auch schwere Tage geben werde.

Matthias Wyssuwa

Politischer Korrespondent für Norddeutschland und Skandinavien mit Sitz in Hamburg.

Delegierte waren danach auf die Bühne und an das Mikrofon getreten, hatten den „sehr schönen“ oder auch „wunderbar formulierten“ Koalitionsvertrag gelobt, den bisherigen Koalitionspartner von der CDU beschimpft („dusslig“, „moralisch bankrott“, „schwarzer schwerer Klotz am Bein“) oder Mecklenburg-Vorpommern mit Schwesig an der Spitze als „neue Herzkammer der Sozialdemokratie“ gepriesen. Dann sollten alle ihren Stimmzettel in die Luft heben, wenn sie dem Koalitionsvertrag zustimmten, und danach jene, die dagegen sind, und dann wurde gleich die einstimmige Zustimmung vermerkt und der Applaus brandete auf.

Nur eine Enthaltung bei der Linkspartei

Allein, ein weißhaariger Genosse hatte bei „Nein“ seinen Stimmzettel in die Höhe gehalten und war übersehen worden. Er marschierte nun los zum Tagungspräsidium, das in die allgemeine Heiterkeit hinein verkünden musste, dass es doch eine Gegenstimme gegeben habe. Ein bisschen Gemurre im Saal. Und dann wurde weitergefeiert und der tiefrote Kuchen angeschnitten.

Schließlich gibt es für die Sozialdemokraten im Nordosten keinen Grund, sich von einer Nein-Stimme die Stimmung trüben zu lassen. Nur sieben Wochen nachdem die Partei bei der Landtagswahl Ende September mit 39,6 Prozent triumphiert hatte, ist das neue rot-rote Bündnis ausverhandelt und der Koalitionsvertrag abgestimmt und unterschrieben.

Die Linkspartei schaffte es bei ihrem Sonderparteitag am Samstag sogar, bei nur einer Enthaltung zuzustimmen. An diesem Montag wird Manuela Schwesig im Schweriner Schloss wieder zur Ministerpräsidentin gewählt, auf 43 der 79 Sitze im Landtag kommt die rot-rote Koalition.

Es waren Wochen wie im Harmonie-Rausch, die Schwesig nach ihrer ersten gewonnenen Wahl nun auch an die Spitze ihrer ersten selbstgeformten Koalition bringen. Die CDU, mit der die SPD seit 2006 regiert hatte, und die bei der Wahl auf 13,3 Prozent abgestürzt war, ließ Schwesig abperlen. Eine wirkliche Überraschung war das nicht, schon weil Befindlichkeiten zwischen den Parteien längst offensichtlich waren und die CDU selbst bis heute nicht weiß, wer bei ihr eigentlich künftig das Sagen haben soll.

Stattdessen wählte Schwesig die Linke als Partnerin, die mit ihrer Spitzenkandidatin Simone Oldenburg nach langen Jahren in der Opposition auf 9,9 Prozent abgestürzt war. Um so dankbarer schien die Partei zu sein, endlich wieder regieren zu dürfen. Zumindest trugen Schwesig und Oldenburg ihre Verhandlungserfolge stets so betont zugewandt vor, dass die Schweriner Volkszeitung schon einen „rot-roten Sturm der Liebe“ aufziehen sah.

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