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#Seine Art, sich nicht einzumischen

Seine Art, sich nicht einzumischen

Die Junge Union (JU) hat in der Regel keine Schwierigkeiten, gleich mehrere politische Schwergewichte zu ihrem „Deutschlandtag“ zu lotsen, der vor allem deswegen Aufmerksamkeit bekommt. Da die JU sich, anders als die parallel zu ihrem Parteitag versammelte AfD, bei ihrem „Deutschlandtag“ am Sonntag für ein rein virtuelles Format entschieden hatte, ließ sich gut vergleichen, wer aus den Reihen des Spitzenpersonals bei solchen bislang in Hallen abgehaltenen Veranstaltungen besonders gut funktioniert.

Eckart Lohse

Der Wettbewerb war allerdings etwas verzerrt. Die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz nahmen nicht teil, obwohl die spannendste Frage in der Union derzeit ist, wer Mitte Januar zum Nachfolger der scheidenden Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer gewählt wird. Das lag daran, dass Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen bereits kürzlich in einem ebenfalls virtuellen Format bei der JU gemeinsam aufgetreten waren.

Die Parteijugend hatte sogar abgestimmt, wen sie am liebsten an der Parteispitze sähe. Dafür war am Sonntag Kramp-Karrenbauer aus dem heimischen Saarland zugeschaltet. Ihr schien die einsame Situation vor der Kamera, die vermutlich noch weit ins Wahljahr 2021 hinein die Bühne auf dem Marktplatz ersetzen wird, nicht wirklich zu helfen. Ist sie auch analog nicht die temperamentvollste Rednerin, so geriet ihr Auftritt vor der Kamera zu einem kurzen, nüchternen Potpourri zu den einschlägigen Themen: Corona, Klimapolitik und – die Frau ist schließlich auch Verteidigungsministerin – Sicherheitspolitik. So stand das Fenster der Gelegenheit sperrangelweit offen.

Obwohl Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende, am Sonntagmittag eine Spur von Müdigkeit in seinen Gesichtszügen hatte, zögerte er keinen Moment, durch dieses Fenster zu klettern. Die JU durfte das Studio ihrer Veranstaltung bei der CSU in München aufbauen, Söder war also bei seinem Auftritt immerhin nicht ganz allein mit der Kamera. Dennoch sprach er mit einer Dynamik, als stünde er in einer Halle mit tausend Parteitagsdelegierten. Seine Äußerungen zur Pandemie gerieten zu einem wuchtig vorgetragenen Grundsatzreferat, in dem er keinen Zweifel daran ließ, dass er die in der vorigen Woche von Bund und Ländern gefassten Beschlüsse zur Eindämmung von Corona für nicht ausreichend hält.

Da Söder alles, was er sagt und tut, mit einer Intensität betreibt, als könne nur sein sofortiges Handeln noch die Welt retten, machte er sich noch gleich zum obersten Klimaschützer und Vorkämpfer für die Frauenquote. Er machte deutlich, dass er eine schwarz-grüne Koalition für durchaus wahrscheinlich halte, gab aber zu bedenken, dass die Mehrzahl der Grünen-Wähler lieber ein grün-rot-rotes Bündnis sehe.

Bis März sei es eine „unendlich lange Zeit“

Dann behauptete Söder, der in den Umfragen zur Kanzlerkandidatur schon lange weit vor den drei möglichen neuen CDU-Vorsitzenden liegt, er werde wie bisher mit Kramp-Karrenbauer auch mit dem nächsten Vorsitzenden gut zusammenarbeiten – „egal“, wer es werde. Egal? Da konnten am Sonntag Zweifel aufkommen. Denn Söder sagte dann noch, er wolle der CDU zwar keine Ratschläge geben. Es gebe „drei hervorragende Bewerber“ für den Vorsitz. Und dann: „Wer weiß, ob es bei den drei bleibt. Ist ja alles möglich in diesen Zeiten. Was man so liest.“

Als ob das nicht schon genug der Einmischung gewesen wäre, griff Söder auch das vor allem von Friedrich Merz und Armin Laschet hochgehaltene Prinzip an, dass der nächste CDU-Vorsitzende automatisch Kanzlerkandidat wird. „Nicht schon von vornherein sagen, wer dieser oder jener wird, der wird dann gleichzeitig Kandidat. Das muss gemeinsam entschieden werden“, sagte der bayerische Ministerpräsident, der stets beteuert, dass sein Platz in Bayern sei. Schließlich warnte Söder, die Kandidatenentscheidung nicht zu früh zu treffen. Die Monate bis März seien eine „unendlich lange Zeit“. Dann wird in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ein neuer Landtag gewählt.

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So in Schwung, dass er gleich noch gesagt hätte, wen er sich als CDU-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten wünscht, war Söder am Sonntag dann aber doch nicht. Allerdings gab er kleine Hinweise, wenig versteckt. Dem JU-Vorsitzenden Tilman Kuban, der mit mehr als achtzig Prozent der Delegiertenstimmen auf dem „Deutschlandtag“ wiedergewählt wurde, sagte Söder, die Junge Union habe ja mit ihrer Mitgliederbefragung zum CDU-Vorsitz auch einen wichtigen „Punkt“ gemacht. Merz hatte da deutlich gewonnen, allerdings beteiligten sich nur zwanzig Prozent aller JU-Mitglieder an der Abstimmung.

Söder sagte nun leicht süffisant zu Kuban, ihn hätte auch interessiert, wen die übrigen achtzig Prozent wollten. Kleine Spitze gegen Merz. Und dann ließ Söder in seine inhaltlichen Ausführungen noch gelegentlich den Namen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einfließen, den er als seinen „Freund“ adelte. Schließlich half die JU noch ein bisschen mit, die in der Union gelegentlich zu hörenden Gerüchte zu verstärken, ob denn nicht ein CDU-Vorsitzender Spahn und ein Kanzlerkandidat Söder die beste Lösung wären. Denn Spahn bekam zum Ende des „Deutschlandtages“ auch noch einen Auftritt.

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