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#„Sie führen Ihren Landkreis großartig!“

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„Sie führen Ihren Landkreis großartig!“

Das gegenwärtige Mediensystem wird zumeist als fragmentiert bezeichnet. Die Nutzer leben in ihrer Filterblase, wo sie die Bestätigung ihrer längst gefassten Meinungen finden. Das ist nicht neu, aber bisher nicht das offizielle Selbstverständnis des ZDF gewesen. Gestern Abend saßen die Zuschauer bestimmt erwartungsvoll vor ihrem Fernseher, um sich die Talkshow von Maybrit Illner wenige Tage vor den ersten Landtagswahlen des Jahres anzusehen. „Priorisieren statt improvisieren – warum scheitern die Deutschen?“, so der mit Bedacht gewählte Titel. Nun wissen wir zwar nicht, ob die Zuschauer des ZDF nach dieser Sendung in ihrer Meinung bestätigt worden sind. Aber für eine Filterblase blieben keine Wünsche offen, das war die der Bundesregierung in Berlin-Mitte.

Immerhin war mit Anna Kebschull (Grüne) die Politikerin einer Oppositionspartei anwesend. Sie ist seit dem 1. November 2019 Landrätin des Landkreises Osnabrück, was wahrscheinlich auf magische Weise den Oppositionsgeist lähmte. So führte sich die Landrätin in die Debatte mit der Bemerkung ein, wir sollten „auf Politiker und Bürger nicht zu sehr schimpfen”. Es ging um das unterschiedliche Tempo beim Impfen etwa zwischen den Vereinigten Staaten und uns, was auch in der Berliner Filterblase nicht unbemerkt geblieben sein sollte. Schließlich, so Frau Kebschull, „funktionierten unsere Impfzentren auch“ und man habe „bis zum 15. Dezember alle Impfzentren an den Start bekommen.“ Es fehlte halt der Impfstoff, wie Thorsten Frei (CDU) als Vertreter der in den vergangenen Tagen gebeutelten CDU/CSU-Bundestagsfraktion feststellte. Seiner Fraktion waren bekanntlich einige Abgeordnete abhandengekommen. Frei vermittelte die bahnbrechende Erkenntnis, es sei entscheidend, „dass kein Impfstoff übrig“ bliebe.

Nicht schimpfen!

Zudem konnte Georg Mascolo, langjähriger Investigativ-Journalist, nicht verstehen, warum nicht schon früher die Hausärzte mit einbezogen worden waren. Das ist sicherlich nicht zu verstehen, wenn man die ursprüngliche Idee der Impfzentren längst vergessen hat. Als man diese konzipierte, hielt man die für die neuen mRNA-Impfstoffe erforderlichen Kühlketten für ein logistisches Problem. Außerdem galt die Zentralisierung angesichts des zu Beginn knappen Impfstoffes als sinnvolle Maßnahme. Das eigentliche Problem der vergangenen Wochen war deshalb auch nicht der fehlende Impfstoff an sich, sondern den vorhandenen an den Mann und an die Frau bringen zu können. Solche Details waren aber nur störend in dieser bemerkenswerten Sendung. So bewies Sigmar Gabriel (SPD) seine staatsmännische Zurückhaltung bezüglich der deutschen Politik. Es sei normal, wenn Politiker in so einer neuen Situation Fehler machten, wie er feststellte. Allerdings, so seine kritische Anmerkung, hätten wir verlernt, „mit Krisen umzugehen“. Das läge unter anderem an den fehlenden organisatorischen Strukturen im Krisenmanagement.

So waren vier Gäste einer Meinung, nämlich auf das Schimpfen zu verzichten. Damit aber Volkes Stimme zu hören war, hatte Frau Illner die Idee, den aktuell in Recklinghausen residierenden Schauspieler Ralf Möller einzuladen. Dieser war erkennbar verwirrt über das hier vermittelte Meinungsbild in der Berliner Politik und gab Einblicke in die Lebenswelt seiner Eltern, die einen Impftermin zu ergattern versuchten. Seine Schlussfolgerung, nicht selten zu hören in diesen Tagen: Die Politik habe versagt, und es werde „alles klein geredet“.

Diesen Eindruck konnte man haben, was aber bei der Landrätin aus Osnabrück sofort auf Widerspruch stieß. Sie sprach davon, nicht alles schlecht zu machen. Schließlich wären wir „in der ersten Welle viel besser gewesen als andere Staaten“. Und es sei „sensationell“, schon nach einem Jahr funktionierende Impfstoffe zu haben. Dem schlossen sich die anderen Gäste weitgehend an. Jeder mache halt Fehler, aber ansonsten haben wir vieles richtig gemacht. Von Versagen könne man deshalb nicht sprechen, wie das Frei ausdrückte. So habe es in den Vereinigten Staaten 30 Millionen Infizierte gegeben, bei uns aber nur 2,5 Millionen. Was diese Zahl aussagen sollte, blieb leider ein Rätsel. In der Fallsterblichkeit schneidet Deutschland beispielsweise schlechter ab als die Vereinigten Staaten. Wahrscheinlich verwies Mascolo deshalb mit der ihm eigenen Ausgewogenheit auf die ferne Zukunft. Die Frage, was wir in dieser Pandemie richtig und falsch gemacht hätten, werde „uns möglicherweise noch sehr lange beschäftigen“. Vergleichbare Prognosen im Konjunktiv gab es übrigens auch schon bei anderen Themen, wo diese Möglichkeit aber nicht genutzt wurde.

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