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#So hält Frankreich die Preise niedrig

„So hält Frankreich die Preise niedrig“

Während die Inflationsrate in Deutschland und im Euroraum die 10-Prozent-Marke geknackt hat, ist sie in Frankreich den zweiten Monat in Folge gesunken. Nach erster Schätzung des nationalen Statistikamts Insee sank sie im September auf 5,6 Prozent. Im August waren die Verbraucherpreise um 5,9 Prozent und im Juli um 6,1 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Rest der Eurozone sind das sehr niedrige Werte, selbst wenn man die etwas höheren Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat betrachtet.

Zwar beschleunigte sich auch in Frankreich der Anstieg der Nahrungsmittelpreise, der von 7,9 Prozent im August auf 9,9 Prozent im September zulegte. Das wurde aber überkompensiert vom verlangsamten Anstieg der Energiepreise, der von 22,7 auf 17,8 Prozent zurückging. Die Energiepreise seien sogar den dritten Monat in Folge gesunken, schrieb Insee. Ursächlich seien gesunkene Preise für Mineralölerzeugnisse. Auch einige tourismusbezogene Dienstleistungen hätten sich saisonbedingt verbilligt.

Hauptgrund für die seit Monaten niedrigere Inflationsdynamik in Frankreich ist die Vielzahl an staatlichen Eingriffen in die Energiemärkte. Schon vor einem Jahr, als man sich in Berlin noch vorwiegend mit den Folgen der Bundestagswahl beschäftigte, führte die Regierung in Paris einen Gaspreisdeckel für die Privathaushalte ein. Er gilt für den staatlich regulierten Tarif, den zwar nur ein Teil der Franzosen hat, auf den aber auch viele Markttarife indexiert sind.

750 Euro Ersparnis im Jahr

Einmal eingeführt, hat die französische Regierung den Gaspreisdeckel in den vergangenen Monaten immer weiter verlängert und die Bürger damit von der Preisexplosion im Großhandel abgeschirmt. Auch kleine Unternehmen mit einem Jahresverbrauch von weniger als 150 Megawattstunden Gas kommen mittlerweile in den Genuss dieses Schutzschildes. Auf ihrer monatlichen Abrechnung steht ebenfalls der gleiche Preis wie im Oktober 2021. Was den Energieversorgern an Verlusten durch den Verkauf von Gas weiter unter dem Preis im Großhandel entsteht, zahlt der französische Staat.

Ähnlich verhält es sich mit den Stromkosten. Auch hier hat die Regierung in Paris schon vor einem Jahr eine Preisbremse angekündigt und die Bürger so früh vor einem Teuerungsschub bewahrt. Im Februar dieses Jahres eingeführt, ist der Anstieg der Haushaltsstrompreise in diesem Jahr auf 4 Prozent limitiert. Der Staat begleicht dabei ebenfalls die Mehrkosten der Energieversorger.

Rund 11 Milliarden Euro kostet ihn nach Regierungsangaben der Gaspreisdeckel und 5 Milliarden Euro die Strompreisbremse in diesem Jahr, zusammen also 16 Milliarden Euro. Dafür winkten für einen Vierpersonenhaushalt in einer gasbeheizten 90-Quadratmeter-Wohnung etwa 750 Euro Ersparnis.

Ein Nachholeffekt droht vorerst nicht

Von Beginn an gab es in Frankreich Kritik an den beherzten Markteingriffen, da sie Energiesparbemühungen konterkarieren, auch den einkommensstärksten Bürgern zugutekommen und nicht zuletzt durch die Wahlen im Frühjahr politisch motiviert waren. Das gilt auch für den kurz vor der Präsidentschaftswahl im April eingeführten Tankrabatt von anfangs 18 Cent je Liter Sprit, der zum 1. September sogar auf 30 Cent erhöht wurde und an den rund 3500 französischen Tankstellen des Energiekonzerns Totalenergies (vormals Total) aktuell durch weitere 20 Cent flankiert wird.

Doch in puncto Teuerungsrate zeigen die Markteingriffe durchaus Wirkung, gestehen selbst Notenbanker, nicht zuletzt wegen der psychologischen Wirkung. Auch die Statistiker von Insee rechneten kürzlich vor: „Ohne die Strom- und Gaspreisbegrenzung wäre die Inflation zwischen dem zweiten Quartal 2021 und dem zweiten Quartal 2022 um 3,1 Prozentpunkte höher ausgefallen.“

Die französische Regierung sieht sich darin in ihrem Kurs bestätigt. „Wir sind das einzige Land in der Eurozone, das Anstieg von Gas und Elektrizitätspreise antizipiert hat“, rühmte sich Frankreichs Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. Ein Nachholeffekt droht vorerst nicht: Mitte September kündigte die Regierung an, den Gas- und Strompreisanstieg auch im kommenden Jahr zu regulieren, wenn auch mit jeweils 15 Prozent nicht mehr ganz so großzügig. Das soll den Staat weitere rund 45 Milliarden Euro kosten, wobei die Regierung abzüglich von Einnahmen wie der Abschöpfung von Übergewinnen mit 16 Milliarden Euro kalkuliert.

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