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#RKI-Umfrage nährt Zweifel an offizieller Impfquote

RKI-Umfrage nährt Zweifel an offizieller Impfquote

Die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten klangen fast flehentlich, als sie sich nach ihrer Sitzung am Dienstag an die Bevölkerung wandten. Man solle alles tun, um sich selbst gegen COVID-19 impfen zu lassen und möglichst viele Freunde, Bekannte und Kollegen dazu animieren, sagten Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs von Berlin und Bayern, Michael Müller (SPD) und Markus Söder (CSU), bei einer Pressekonferenz in Berlin. Der Grund für die Sorge ist klar: Zwar ist mehr als die Hälfte der Bundesbürger vollständig gegen COVID-19 geimpft, fast zwei Drittel haben sich zumindest eine Spritze geben lassen, die auch schon einen gewissen Schutz bietet. Aber das Impftempo hat stark abgenommen. Statt mehr als eine Million Menschen täglich wie noch im Juni lassen sich gegenwärtig nur ein Drittel so viele impfen.

Möglicherweise ist die Impfzurückhaltung aber gar nicht so gravierend wie befürchtet. Das jedenfalls legen neue Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) nahe. Falls die dort genannten Abweichungen stimmen, könnte das Folgen für die bestehenden und künftigen Schutzanstrengungen haben. So wird von der Politik immer wieder argumentiert, die Öffnung des gesamten öffentlichen Lebens wie in Großbritannien sei in Deutschland nicht möglich, weil die Impfquote viel geringer sei. Offiziell genießen hierzulande 55,2 Prozent den vollständigen Impfschutz, 66,2 Prozent sind mindestens einmal geimpft. Im Vereinigten Königreich betragen die Vergleichswerte 58,5 und 69,4 Prozent. Der Unterschied könnte sich aber recht schnell verkleinern, wenn man die Zweifel des RKI an den eigenen Daten berücksichtigt.

Wie kommt es zu fast 20 Prozentpunkten Abweichung?

Das Institut hat zum wiederholten Mal die von den Impfzentren, mobilen Impfteams, den Haus- und Betriebsärzten als verabreicht gemeldeten Dosen im Digitalen Impfquoten-Monitoring (DIM) mit einer Telefonbefragung unter 1005 Erwachsenen verglichen. Der dabei berücksichtigte Zeitraum ging bis zum 13. Juli. Anders als in den fünf Erhebungen zuvor weichen die Ergebnisse diesmal deutlich voneinander ab. Zwar gab es kaum Unterschiede hinsichtlich der Quote der vollständig Immunisierten, wohl aber bei den nur einmal Geimpften. Für die besonders relevante Gruppe der Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren, deren Impfquote deutlich hinter jener der Übersechzigjährigen zurückbleibt, wies das DIM 59 Prozent aus, die sogenannte Covimo-Umfrage ergab indes 79 Prozent. Es handelt sich also um 20 Prozentpunkte Abweichung – oder um fast 17 Millionen Impfdosen.

Welche der Quoten stimmt nun? Das RKI geht in der Interpretation den mittleren Weg des geringsten Widerstands. Die Covimo-Daten lägen vermutlich zu hoch, jene im DIM zu niedrig, schreibt das Institut in seinem sogenannten Report 6: „Die Impfquote liegt voraussichtlich zwischen diesen Werten.“ Wählt man die Mitte, wären in der genannten Altersgruppe 69 Prozent einfach geimpft, was noch immer zu wenig, aber international kein schlechter Wert ist.

Viele Betriebsärzte nicht im Impf-Monitoring erfasst

Das RKI begründet die Diskrepanzen zum einen damit, dass unter den Interviewten mehr Impfbefürworter gewesen sein könnten als in der Gesamtbevölkerung. Das erklärt aber nicht, warum derlei Unterschiede nicht schon früher aufgetreten sind. Gleiches gilt für das Argument, die Covimo-Befragung werde nur auf Deutsch geführt und erreiche daher jene nicht, die aufgrund von Sprachbarrieren erschwerten Zugang zu Impfungen hätten. Ein weiterer, besserer Erklärungsversuch geht so, dass die Dosen des erst spät auf den Markt gekommenen Herstellers Johnson&Johnson nur einmal verabreicht werden müssen. Die niedergelassenen Ärzten melden sie aber als Zweitimpfung beziehungsweise vollständige Impfung und ordnen sie auch keiner Altersgruppe zu. Bereinige man diese Angaben, müssten im DIM für die 18- bis 59-Jährigen 62 Prozent und nicht 59 Prozent stehen.

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Selbst dann blieben noch immer 17 Prozentpunkte Abweichung zur Umfrage. Hier kommen die Betriebsärzte ins Spiel. Von den im DIM registrierten Werksmedizinern meldet dem RKI zufolge bisher nur die Hälfte über die für die Auswertung entscheidende Web-Anwendung. „Dies könnte ein Hinweis auf die Untererfassung der Impfquote sein“, schreibt das Institut. Zählte man alle an die Betriebsärzte ausgelieferten Dosen als wirklich verabreicht, stiege die Quote um 3,9 Punkte. Freilich betrüge der Unterschied zwischen offiziellem Monitoring und Umfrage dann noch immer 13,1 Prozentpunkte.

Möglicherweise noch entscheidender als die Diskrepanz ist ein anderer Befund der Befragung. Dass nämlich 91,6 Prozent entweder schon geimpft oder zumindest dazu willens seien. „Die COVID-19-Impfbereitschaft der Bevölkerung liegt auf einem hohen Niveau“, resümiert das RKI.

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