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#Suche nach der passenden Gebärde für Baerbock

Suche nach der passenden Gebärde für Baerbock

Was ist die passende Gebärde für die drei Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD)? Über diese Frage diskutiert momentan die Gehörlosen-Gemeinschaft. Denn rücken auf der politischen Bühne neue Persönlichkeiten in den Vordergrund, muss für sie auch eine passende Gebärde gefunden werden. Dass es dabei oft auf Anhieb keine einheitliche Lösung gibt, sondern viele verschiedene Ideen gibt, zeigt sich derzeit am Beispiel von Annalena Baerbock.

Da es bereits im Vorfeld mehrere Vorschläge für die Grünen-Politikerin gab, hatte der Deutsche Gehörlosen-Bund Anfang Mai auf seinen Social-Media-Kanälen über eine Umfrage ein Stimmungsbild eingeholt. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob eine wörtliche oder doch bildliche Übersetzung für Baerbock bei Gehörlosen stärkeren Anklang findet. In Deutschland leben dem Deutschen Gehörlosen-Bund zufolge etwa 83.000 Gehörlose und Menschen mit Hörbehinderung.

Drei Gebärden für Angela Merkel

Bei der Suche nach einem passenden Gebärdennamen für Politiker oder Prominente gibt es mehrere Möglichkeiten. So kann man sich beispielsweise an der Optik der Person orientieren – etwa wenn die Person eine besonders auffällige Frisur hat – wie die Haartolle des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Aber auch auffällige Accessoires, wie die bei seinem Nachfolger Joe Biden beliebte Aviator-Sonnenbrille, können eine Rolle spielen. Typische Verhaltensformen, Mimik und Gesten fließen ebenfalls mit ein. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) haben sich im Laufe der Zeit sogar drei unterschiedliche Gebärden entwickelt: ihre nach unten zeigenden Mundwinkel, ihr leicht wiedererkennbarer Pagen-Haarschnitt sowie die Geste für das ihrem Nachnamen ähnliche Wort „merken“, bei der die Hand an die Schläfe gelegt wird. 

Für Baerbock wurden von der Gehörlosen-Gemeinschaft unter anderem Vorschläge mit Anspielung auf ihr Grübchen, ihre Vergangenheit als Leistungsturnerin und ihren Nachnamen eingesandt. Für letzteres – eine Kombination aus den Tieren „Bär“ und „Bock“ – sprachen sich laut Wille Felix Zante vom Deutschen Gehörlosen-Bund die meisten Teilnehmer aus: „Auf Twitter gab es eine sehr deutliche Mehrheit für die „Bär“ und „Bock“-Kombination, auf Instagram war es ähnlich – allerdings lag „Bär“-„Bock“ mit „Grübchen“ etwa gleichauf. Für das „Trampolin“ gab es generell zu wenig Stimmen.“ 

Diese Kombination fand jedoch nicht überall Anklang. Als Reaktion auf die Abstimmung veröffentlichte vergangene Woche eine fünfköpfige Gruppe gehörloser Aktivisten und Dozenten auf YouTube ein Video mit ihrem Vorschlag für die Kanzlerkandidatin der Grünen. So sprach sich das Team rund um die Gebärdensprachdolmetscherin und -dozentin Katja Fischer für die Gebärde einer springenden Bewegung am Ohr aus. Mit ihrem Vorschlag will die Gruppe sowohl auf Baerbocks frühere Karriere im Trampolinspringen als auch auf die markanten Hängeohrringe, die die grüne Kanzlerkandidatin oft trägt, anspielen.

Der Gruppe zufolge funktioniere der Ausdruck des Springens als Gebärde außerdem besonders gut, da er zudem für Baerbocks offenen, aber auch motivierten und kampfeslustigen Charakter stehe, sagt Mitinitiatorin Fischer. Ihre Version funktioniere als bildliche Variante, die mehrere Konzepte miteinander verknüpfe. Gerade für Dolmetscher sei es wichtig, einen Gebärdennamen zu haben, der deutschlandweit möglichst einheitlich verwendet werde, so Fischer.

Die Kombination aus „Bär“ und „Bock“, die bei der Abstimmung die meisten Stimmen erhalten hatte, fand die Gruppe um Fischer unpassend: „Der Bock ist ein männliches Tier und für Baerbock als Frau fanden wir das nicht wirklich angebracht.“ Außerdem liege der Begriff „Bock“ nah an dem Begriff „Ziege“, was dann wiederum als zickig oder bockig ausgelegt werden könnte.

Die Entscheidung fällt im Sprachgebrauch

Laut Zante vom Deutschen Gehörlosen-Bund entstehen Gebärden, wie auch Wörter, ganz natürlich. „Eine Namensgebärde soll relativ individuell und einprägsam sein – so können Personen schneller genannt werden“, sagt Zante. Manchmal gebe es naheliegende Lösungen, bei Figuren des öffentlichen Lebens sei es aber noch einmal schwieriger, weil es wahrscheinlicher sei, dass die Gebärde schon vergeben sein könnte, so Zante weiter. 

Neben Baerbock ist auch bei den Kanzlerkandidaten Armin Laschet und Olaf Scholz noch nicht endgültig geklärt, welche Gebärden verwendet werden sollen. Zur Auswahl stünden bei Scholz zum Beispiel der Bezug auf seine kurzen Haare oder auch das „Sch“ seines Nachnamens, so Fischer. Bei Laschet hingegen sei eine Idee, das L seines Nachnamens in einer Bewegung am Kinn als Lachen darzustellen, sagt Zante.

Welche Gebärden es schließlich für Baerbock, Laschet und Scholz in den Sprachgebrauch schaffen werden, entscheidet die Gehörlosen-Gemeinschaft selbst. „Es wird sich erst im Sprachgebrauch zeigen, welche Gebärde sich schlussendlich durchsetzt“, sagt Zante. Normalerweise würden Gebärden nämlich nicht über Abstimmungen bestimmt, sondern sich nach und nach etablieren, sagt Fischer. 

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