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#Swing State Köln-Porz

„Swing State Köln-Porz“

Florian Braun klingelt. Es ist die zweiundzwanzigste Haustür, vor der er an diesem Mittag im Kölner Stadtteil Wahn steht. Eine Frau macht auf, Schlappen an den Füßen, der Hund will sich an ihr vorbeidrängen, auf dem Herd am Ende des Flurs köchelt etwas. „Guten Tag, Florian Braun, ich bin der Mann von den Plakaten“, stellt sich der CDU-Abgeordnete vor. „Ich wollte Ihnen meine Broschüre vorbeibringen“. Er reicht ihr einen Papierstapel, an dem ein Kugelschreiber hängt. Die Frau schaut kurz drauf: „Ich kenn’ Sie doch von der letzten Wahl, da waren Sie auch hier“, sagt sie. „Gewählt hab’ ich schon, ich drücke Ihnen die Daumen“, sagt sie lächelnd. „Hoffentlich klappt es auch diesmal für Sie.“ Braun bedankt sich, tschüs, tschüs.

Fünf Minuten dauern die meisten Besuche im Haustürwahlkampf, der sich seit einigen Jahren bei Politikern von SPD und CDU wachsender Beliebtheit erfreut. Die Botschaft: Sie müssen nicht zur Politik kommen, sie kommt zu Ihnen. 2017, als Braun das erste Mal für den Landtag von Nordrhein-Westfalen kandidierte, habe er an mehr Türen geklingelt als jeder andere christdemokratische Kandidat, sagt er von sich. Es ist Teil eines Erfolgsrezeptes, das Abgeordnete mit Direktmandat gerne beschwören: nah bei den Leuten sein, um jede einzelne Stimme kämpfen. Der Kölner Wahlkreis Porz, viele Einfamilienhaus-Siedlungen und ein sozialer Brennpunkt, war jahrzehntelang rot, in SPD-Hand. Dann gewann die CDU, danach mal die SPD und beim letzten Mal lag Braun für die CDU vorn. Porz ist ein umkämpfter Wechselwahlkreis. Mal so, mal so. Davon gibt es nicht nur in Nordrhein-Westfalen immer mehr.

Beide haben keine Chance über die Landesliste

Vor fünf Jahren hat Braun mit 377 Stimmen Vorsprung die Wahl für sich entschieden. „Wenn Sie so knapp gewinnen, wissen Sie beim nächsten Mal: Jeder Wahlkampfstand, jede Veranstaltung kann den Unterschied machen“, sagt er, während er das Auto, auf das sein Konterfei gedruckt ist, durch den Bezirk steuert. Er besucht den Motorenhersteller Deutz, der in seinem Wahlkreis sitzt. Beim Rundgang stellt Braun viele Fragen, lässt sich die Teststation eines Wasserstoffmotors zeigen. Man solle sich bei ihm melden, wenn es Probleme oder Anliegen gebe, ermuntert er die Mitarbeiter von Deutz. Am nächsten Tag lädt Braun zum Grillfest in den Garten seiner Eltern, am Tag darauf zum Frühshoppen in einen Friseursalon.

Der CDU-Abgeordnete Florian Braun will mit Haustürbesuchen sein Landtagsmandat im Kölner Stadtbezirk Porz verteidigen.


Der CDU-Abgeordnete Florian Braun will mit Haustürbesuchen sein Landtagsmandat im Kölner Stadtbezirk Porz verteidigen.
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Bild: Timo Steppat

Tut sich eine Lücke im Terminkalender auf, macht er Haustürwahlkampf. „Es geht morgens früh los und manchmal komme ich um 12 Uhr nachts nach Hause und beantworte dann noch Mails, am nächsten Morgen geht es dann in der Früh weiter. Mit dem Wahltag hat man allerdings ein klares Ziel vor Augen”, sagt er. Vor drei Monaten wurde Braun, 32, zum ersten Mal Vater. Seiner Frau sei er sehr dankbar, dass sie ihm gerade den Rücken freihalte, sagt er. Braun muss kämpfen, wenn er im Parlament bleiben will. Er ist auf der CDU-Landesliste auf Platz 24, bei der Wahl 2017 zog die Liste gar nicht – die Partei hatte so viele Mandate direkt gewonnen, dass ihr keine weiteren zustanden. Diesmal sieht es wieder danach aus.

Christian Joisten, Brauns Herausforderer von der SPD, ist auf Landeslistenplatz 79; auch er hängt sich in den Wahlkampf. Termine von morgens bis abends. Er ist Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kölner Stadtrat und möchte jetzt Porz im Landtag repräsentieren. So wie bislang Braun. Aber nur einer kann gewinnen.

Noch vor zehn Jahren waren die sieben Landtagswahlkreise in Köln rot. In den Prognosen, die es für die bevorstehende Wahl gibt, gilt nur einer der sieben als sicher für die SPD, das rechtsrheinische Mülheim – weshalb der parteiinterne Kampf um die Kandidatur auch besonders hart ausgefochten wurde. Joisten hält das SPD-Ergebnis von vor zehn Jahren für trügerisch. Aus seiner Sicht profitierten die Sozialdemokraten damals vom starken Landestrend. Nach knapp zwei Jahren in der Minderheitsregierung wurde die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft von der SPD in eine rot-grüne Koalition getragen – und brachte ihrer Partei gut 39 Prozent ein.

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