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#Energiegeladener Besuch in Kanada

„Energiegeladener Besuch in Kanada“

Bundeskanzler werden bei Auslandsreisen üblicherweise mit militärischen Ehren empfangen. Oft sind das lange, von einer gewissen Bombastik durchzogene Rituale vor mächtigen Palästen. Das ganze Gegenteil fand am Montagmorgen statt, als der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau Olaf Scholz begrüßte. In Montreal, nicht in der Hauptstadt Ottawa, empfing Tru­deau Scholz in einem Wissenschaftszentrum.

Die beiden schritten nicht durch einen Ehrenhof, sondern gingen dynamischen Schrittes durch einen Gang, der mit seinen grauen Röhren an der Decke an eine Werkshalle erinnerte. Roter Teppich, einige Soldaten links, einige rechts, nicht einmal eine Minute dauerte es, da bogen sie in einen Gang nach rechts ab und strebten dem Besprechungsraum zu. Die sonst übliche Musik einer Militärkapelle fehlte auch. Doch das war nicht etwa ein Ausdruck von Kühle, vielmehr passte es zu zwei dynamischen Politikern, die ihrem Bekunden nach ein freundschaftliches Verhältnis und vieles zu besprechen haben. Keine großen Rituale, keine Zeit vergeuden. Das schien die Devise.

Scholz war am Sonntagnachmittag von Berlin nach Kanada geflogen. Mit ihm reiste Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. Es geht um zweierlei. Um Deutschlands große und allzu einseitige Abhängigkeit von russischen Energieträgern zu verringern, müssen andere Quellen aufgetan werden, auch langfristig. Außerdem tut der Kanzler viel, um Partnerschaften zu Ländern zu festigen, mit denen Deutschland eng verbunden ist und noch enger verbunden sein will. Kanada steht da sehr weit oben auf Scholz’ Liste.

Eine „verlässliche Demokratie“ als Energielieferant

Scholz fand wohlwollende Worte, um die besondere Rolle Kanadas für Berlin zu beschreiben. Mit kaum einem anderen Land außerhalb der Europäischen Union „sind wir so eng und freundschaftlich verbunden“ wie mit Kanada, sagte er. Man teile nicht nur gemeinsame Werte, sondern auch einen ähnlichen Blick auf die Welt. „Das Land verfügt über ähnliche reiche Bodenschätze wie Russland – mit dem Unterschied, dass es eine verlässliche Demokratie ist.“

Vereinbarungen, die ein kurzfristiges Schließen deutscher Versorgungslücken zur Folge haben sollen, sind von der Reise allerdings nicht zu erwarten. In deutschen Regierungskreisen war zu hören, man komme nicht in der Erwartung nach Kanada, Abkommen dazu für die nächsten ein bis zwei Jahre zu treffen. Vielmehr gehe es um eine „mittelfristige Perspektive“, hieß es. Das gilt besonders für die Produktion von Wasserstoff. Scholz und Trudeau stellten dessen Bedeutung für den Verzicht beider Länder auf fossile Energien bei ihrem gemeinsamen Auftritt am Montag deutlich heraus.

Zum Ende der Reise soll am Dienstag ein Wasserstoffabkommen zwischen Deutschland und Kanada unterzeichnet werden. Das Ziel ist es, 2025 aus der kanadischen Atlantikprovinz Neufundland und Labrador Wasserstoff zu bekommen. Die Grundlagen dafür waren schon vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine gelegt worden, als 2021 eine entsprechende Energiepartnerschaft zwischen beiden Ländern geschlossen wurde. Sogenannter grüner Wasserstoff, also ohne den Einsatz fossiler Energieträger erzeugter, soll mithilfe von Windkraftanlagen in Neufundland entstehen und dann nach Deutschland verschifft werden.

LNG-Terminal ist noch nicht fertig

Schwieriger verhält es sich mit dem Flüssiggas. Zwar arbeitet Deutschland mit großer Geschwindigkeit daran, schon bald Terminals zu haben, um mit Schiffen geliefertes Flüssiggas zu importieren (diese sollen im Übrigen so konstruiert werden, dass sie auch für Wasserstoff verwendet werden können). Allerdings wird LNG vorerst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen. Bemühungen, solches schon bald aus Qatar zu bekommen, stocken.

Als baldiger Lieferant kommt Kanada nicht infrage. Das Land hat derzeit noch gar kein einsatzbereites LNG-Terminal. Eines ist im Bau, allerdings an der Westküste und bestimmt dazu, Gas nach Asien zu liefern. Trudeau sagte, eine der Herausforderungen im Zusammenhang mit dem LNG sei die Höhe der Investitionen in Infrastrukturen. Immerhin sagte er bei seinem Auftritt an der Seite des Kanzlers zu: „Wir prüfen jedoch alle anderen Möglichkeiten, um den Deutschen und Europäern kurzfristig zu helfen, da sie im kommenden Winter vor einer echten Herausforderung stehen.“

Obwohl die Energiepolitik im Mittelpunkt der Reise steht, geht es eben auch und besonders um die Pflege der guten Kontakte zu Kanada. In der Bundesregierung war von einem „intensiven Besuch bei Freunden“ die Rede. Es gehöre zu den „besonderen Konsequenzen der Zeitenwende“, dass man sich seiner engen Partner versichere und zusammenrücke.

Als sehr konkretes Beispiel für ein Zusammenrücken stellten sowohl Scholz als auch der kanadische Ministerpräsident die Entscheidung Ottawas heraus, eine Turbine für den Transport von Gas aus Russland durch Röhren wieder nach Deutschland zu schicken, von wo aus sie weiter nach Russland gelangen soll. Mit der Behauptung, wegen der fehlenden Turbine könne kein Gas nach Deutschland geliefert werden, wolle der russische Präsident Wladimir Putin nur den Westen spalten. Das sei nun nicht gelungen, zeigten Olaf Scholz und Justin Trudeau sich einig.

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