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#Biontech produziert in Marburg eine Milliarde Impfdosen

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Biontech produziert in Marburg eine Milliarde Impfdosen

Eine Mischung aus Waschmaschine und Großküchenmixer, so sieht der Apparat aus, der bald Menschen vor der Intensivstation und dem Tod bewahren soll. Außen polierter Stahl, innen ein weißer Plastikbeutel – wären da nicht die milchigen Schläuche und die Laborarbeiter in blauen Hygieneraum-Anzügen, man könnte den Bioreaktor fast übersehen, dabei ist er der Kern des neuen Biontech-Werks in Marburg.

Falk Heunemann

Jährlich bis zu eine Milliarde Dosen des Covid-19-Impfstoffs will das Werk mit Hilfe der Bioreaktoren einmal produzieren, wenn es vollständig angelaufen ist, vor einer Woche hat es die Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde erhalten. Eine Milliarde – genug, um alle Bürger der Europäischen Union zweimal zu impfen. Das hieße, dass dann die Hälfte der gesamten Impfstoffproduktion, die Biontech und Pfizer für den weltweiten Kampf gegen Covid-19 zugesagt haben, aus einem umwaldeten Tal im Osten Marburgs kommen wird. Das Werk wäre damit einer der weltweit größten Produktionsstätten für die neuartigen Impfstoffe mit Messenger-RNA.

40 Liter reichen für halb Hessen

Man braucht, so scheint es bei einem Rundgang durch die Etagen der Biontech-Fabrik, nicht viel Platz, um solch einen Impfstoff für ganz Europa herzustellen. Sechs Stockwerke zählt das würfelförmige Gebäude auf dem langgezogenen Gelände der ehemaligen Behringwerke, das Biontech – vom Bund in der Impfstoffentwicklung mit 375 Millionen Euro gefördert – im Herbst 2020 gekauft hat. Nicht alle Stockwerke werden für die Produktion benötigt, denn das wichtigste passiert ja in dem gerade mal fassgroßen Bioreaktor: In einer Suppe aus DNA-Ketten und Enzymen entstehen innerhalb weniger Stunden die Messenger-RNA-Botenstoffe des Typs Bnt162b2, die dem Körper beibringen können, wie er sich gegen das Covid-19-Virus wehrt.

Kern der Produktion: Biontech-Beschäftigte demonstrieren, wie sie mit einem Bioreaktor (Bildmitte) Impfstoffe in Marburg herstellen (Simulation).


Kern der Produktion: Biontech-Beschäftigte demonstrieren, wie sie mit einem Bioreaktor (Bildmitte) Impfstoffe in Marburg herstellen (Simulation).
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Bild: Lucas Bäuml

Der Reaktor sei im Prinzip ein überdimensionierter Mixer, sagt ein Mitarbeiter. Ein Rotor am Boden mischt die Brühe stetig durch, Sensoren überwachen dabei kontinuierlich den Druck und die Temperatur – bei 37 Grad Celsius arbeiten Enzyme am besten. Nach gut zwei Tagen hat der Reaktor seine Arbeit getan: 30 bis 40 Liter Flüssigkeit voll Messenger-RNA hat er produziert, aus denen sich später sieben bis acht Millionen Dosen gewinnen lassen. Diese milchig-wässrige Suppe wird in spezielle Transportbeutel gefüllt, die zusammen in etwa so viel wiegen wie zwei volle Kästen Bier und die in jeden Kofferraum passen. Die eigentliche Produktion dauere nur wenige Stunden, heißt es, dazu komme aber die Vorbereitung, Nachbereitung und Dokumentation.

Im zweiten Herstellungsschritt wird die mRNA-Suppe dann konzentriert und von Fremdstoffen gereinigt. Am Ende enthält jeder Ansatz gerade mal einige hundert Gramm reine mRNA  – also in etwa so viel wie ein voller Kaffeebecher, was aber schon ausreicht, um jeden Einwohner des Rhein-Main-Gebiets zweimal zu impfen.

Werk mit Historie: Biontech-Gebäude in den früheren Behringwerken im Osten Marburgs


Werk mit Historie: Biontech-Gebäude in den früheren Behringwerken im Osten Marburgs
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Bild: Lucas Bäuml

Im dritten Fertigungsschritt, bei der sogenannten Formulierung, erhalten die Botenstoffe eine Schutzhülle aus Lipiden, damit sie nach der Injektion bis in die Lymphknoten vordringen können. Insgesamt fünf Tage braucht das Marburger Werk für alle drei Produktionsschritte. Für den letzten Teil, das Abfüllen und Verpacken in kleine Fläschchen – sechs Dosen je zwei Milliliter – , fehlen in Marburg die Anlagen. Das übernehmen darum Partnerbetriebe wie Pfizer in Belgien und demnächst auch Sanofi in Frankfurt-Höchst.

Gerade einmal 160 Mitarbeiter – 35 bis 40 je Schicht – werden in dem Biontech-Werk in der Produktion gebraucht, dazu kommen ähnlich viele in der Logistik und in der Qualitätssicherung. Damit keiner von ihnen auch nur ein einziges Schmutzpartikel in den Reaktor schleppt, wird viel Platz für Umkleidekabinen, Waschgelegenheiten, Sicherheitsschleusen und breite Gänge verwendet. Jeder, der die Etage betreten will, muss spezielle Schutzkleidung anziehen, über die Augen kommt eine Plastikbrille, über die Schuhe Wegwerf-Überzieher, die man auf einem Bein stehend anzulegen hat, damit sie erst hinter einer gelben Linie den Boden berühren. Die Mitarbeiter in der Produktion bekommen noch speziellere Schutzkleidung. Mit den Stoffhelmen und dem Plastikvisier sehen sie aus, als sollten sie in Science-Fiction-Filmen über den Ausbruch einer Pandemie mitspielen. Das weitaus meiste, was die Fabrik verbraucht, sind daher nicht etwa Impfstoffzutaten, sondern hygienische Einwegverpackungen und Schutzanzüge.

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