Nachrichten

#Trennung zum Saisonende: Trainer Streich verlässt SC Freiburg

„Dieser Verein ist mein Leben“: Christian Streich verkündet nach mehr als 12 Jahren emotional seinen Abschied vom SC Freiburg. Die Trainer-Ikone wird der Bundesliga fehlen – nicht nur an der Seitenlinie.

Ganz oder gar nicht: Darunter hat er es nie gemacht. Wer wie Christian Streich Tag für Tag, Woche für Woche seinen Job auf dem höchsten Energielevel und der größten Empathie für die Spieler, die ihm anvertraut sind, ausübt, spürt irgendwann, dass es auch für einen Trainer voller Hingabe wie er es ist, zu viel werden könnte. An diesem Montag, einen Tag nach der 2:3-Heimniederlage gegen den Bundesliga-Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen, hat Christian Streich den Schlussstrich unter eine Ära mit ihm als Trainerinstitution seines Klubs und des deutschen Spitzenfußballs für das Saisonende am 18. Mai angekündigt, wenn der Sport-Club bei Union Berlin zur letzten Ligaprüfung dieser Spielzeit antreten wird.

Der SC Freiburg ohne Christian Streich, das ist kaum noch vorstellbar, so präsent ist der in Weil am Rhein geborene Südbadener in den Köpfen und Herzen nicht nur seiner Spieler. Seine alemannische Klangfarbe, seine Intensität im Reden und Handeln, auch seine Streitlust gehören längst zum Bild von der Bundesliga, in der er einer der prägenden Köpfe und dazu ein Trainerautorität mit Herz und Seele ist. Schon bald wird dieser Christian Streich mit all seinen manchmal skurrilen Besonderheiten im oft gleichförmig dahinrauschenden Ligabetrieb allerdings vermisst werden.

Er selbst aber, der seine Verträge, wohl wissend, dass auch seine Kraft endlich sein werde, zuletzt nur noch im Jahresrhythmus mit dem Sport-Club Freiburg, seinem Ein-und-Alles-Verein zu verlängern pflegte, freut sich auf eine Auszeit vom Fußball.

Streich war und ist ein prägender Fußballlehrer

Der Mann, der am 29. Dezember 2012 die Nachfolge des damals in Freiburg entlassenen Marcus Sorg antrat und von dessen Ko-Trainer zum Cheftrainer einer abstiegsbedrohten Mannschaft avancierte, machte sich schnell einen Namen als ein prägender Fußballlehrer, der kein Problem damit hatte, seine eigenen Skrupel und Sorgen zu artikulieren und dabei doch immer wie ein starker Anführer der auf ihn eingeschworenen Profis anmutete. Streich, das offenbarte sich schon in seiner ersten Halbserie als Nothelfer, navigierte seine Mannschaften durch krisenhafte Zeiten und korrigierte seinen einzigen Abstieg mit dem SC Freiburg 2015 schon ein Jahr später durch den Wiederaufstieg in die Bundesliga.

Wie er seine Teams in guten wie in schlechten Zeiten mit der Kompetenz eines fürsorglichen Chefs durch schwere und zuletzt zunehmend schöne Zeiten führte, war höchst respektabel, trug aber auch dazu bei, dass Streich sein altes Narrativ vom kleinen SC Freiburg nicht mehr so bedenkenlos wie früher vortragen konnte. Zwei internationale Zusatzaufgaben bis hin zum Europa-League-Achtelfinale in dieser und der vergangenen Saison sowie das Erreichen des DFB-Pokalfinales 2022, das der Sport-Club erst im Elfmeterschießen gegen RB Leipzig verlor, zeugen von der neuen Größe des SC Freiburg, die sich auch durch den Umzug in das neue, größere und fast ständig ausverkaufte neue Stadion dokumentiert.

Streich, der zweite Langzeittrainer des Vereins nach dem Fußballlehrer Volker Finke (1991 bis 2007), war geprägt durch seine frühen Jahre in den Diensten des Sport-Clubs, als er von 1995 an den Jugendfußball des Klubs als Ausbilder, Freund und Helfer in der Freiburger Fußballschule prägte und damit Erfolge wie den Gewinn der deutschen A-Jugendmeisterschaft 2008 und drei Titel in den Endspielen um den DFB-Jugendvereinspokal bejubelte.

„Dieser Verein ist mein Leben“, hob der leidenschaftliche Fußballlehrer in seiner Videobotschaft am Montag, in der er seinen Abschied vom SC Freiburg als Cheftrainer der Profimannschaft ankündigte, hervor. Um erst gar keine tiefe Traurigkeit über seine Entscheidung hervorzurufen, wies der im besten Einvernehmen demnächst von sich aus gehende Streich darauf hin, dass er sich auf die Zukunft seines Klubs freue. „Ich weiß, dass sehr gute Entscheidungen getroffen werden, dass es hier so weitergeht, wie es in den letzten Jahren und Jahrzehnten weiterging – immer vorwärts und den Kopf oben, auch wenn es mal schwer war.“

Christian Streich hört zum Saisonende beim SC Freiburg auf.


Christian Streich hört zum Saisonende beim SC Freiburg auf.
:


Bild: dpa

Dass sein noch nicht bekannter Nachfolger trotzdem ein schweres Erbe antritt, versteht sich. Streich aber musste, wohl auch beim Blick auf sich selbst und sein Wohlbefinden, diese Zäsur im Binnenleben des SC Freiburg wagen. „Ich glaube“, sagte er in seiner Videobotschaft, dass „jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um Raum zu geben für neue Energien, neue Leute und neue Möglichkeiten. Es war mir schon in der Vergangenheit sehr wichtig, dass ich den Zeitpunkt nicht verpasse, zu dem ich glaube, dass es richtig ist, zu gehen.“

Dass seine Freiburger Ära des auch für seine gesellschaftspolitischen Statements gegen rechts, für mehr Umweltschutz und für eine wehrhafte Demokratie über sein Fachgebiet hinaus respektierten Kämpfers mit deutlich definiertem Wertekanon irgendwann zu Ende gehen würde, war Streich wohl schon länger klar. So sagte er im vergangenen Oktober gegenüber dem Fußballmagazin „11 Freunde“: „Ich spüre, dass ich älter werde. Die Kraft schwindet, es ist nun mal absehbar. Ich ertappe mich immer öfter bei einem Gedanken: Was kommt noch an Energie bei den Spielern an?“

Genug, um auch diese Saison respektabel und erfolgreich zu Ende zu bringen. Bis dahin soll niemand glauben, dass der Trainer Christian Streich nicht weiter mit aller Kraft, Energie und Streitlust zum Wohle seiner Freiburger Mannschaft vorangehen wird.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!