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#Trump im Tunnel

Trump im Tunnel

Für Lindsey Graham ist es eine Premiere. Wenn er am Montagmorgen im Ausschusssaal 216 im „Hart Senate Office Building“ die Sitzung eröffnet, präsidiert er über seine erste Anhörung in einem Nominierungsverfahren eines Verfassungsrichters. Der Senator aus South Carolina, der Anfang 2019 den Vorsitz im Rechtsausschuss übernommen hatte, macht kein Geheimnis daraus, was das für ihn bedeutet: „Wir stehen davor, die qualifizierteste Frau, die je von den Republikanern nominiert wurde, zu bestätigen. Und darauf bin ich sehr stolz.“

Majid Sattar

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

Dass er Amy Coney Barrett in einem Schnellverfahren kurz vor der Präsidentenwahl auf den Sitz im Supreme Court befördert, mindert Grahams Stolz nicht. Eher im Gegenteil. Hält man ihm seine Worte aus dem Jahr 2016 vor, als er Barack Obama im letzten Jahr von dessen Präsidentschaft das Recht verwehrte, eine Vakanz am Obersten Gerichtshof zu füllen, zuckt er mit den Schultern. Graham und Mitch McConnell, der Mehrheitsführer im Senat, sind sich der Stimmen zur Bestätigung der konservativen Richterin ziemlich sicher.

Dennoch ist das anfängliche Triumphgeheul verklungen. Es sieht derzeit nicht so aus, als ob die Regelung der Nachfolge der linksliberalen Richterin Ruth Bader Ginsburg dem Wahlkampf der Republikaner noch eine positive Wendung geben könnte. Zu viel ist seither passiert: Eine knappe Woche nach der Präsentation seiner Kandidatin im Weißen Haus wurde Donald Trump positiv auf das Coronavirus getestet – und mit ihm etliche andere Teilnehmer der Feier im Rosengarten. Zwei republikanische Senatoren müssen sich Montag virtuell in die Anhörung schalten, da sie sich nach ihrer Covid-Diagnose in Quarantäne begeben haben. Die Veranstaltung, die Trumps historische Leistung, drei von neun Richtern berufen zu haben, dokumentieren sollte, wird nun aus einem anderen Grund in die Geschichte eingehen: Sie war ein Superspreading-Event.

Kopfschütteln über den Präsidenten

Trumps Erkrankung machte die Corona-Krise wieder zum alles dominierenden Wahlkampfthema. Und sie offenbarte zudem, dass der Präsident das Virus weniger als Gefahr für die Amerikaner betrachtet denn als Gefahr für seine Wiederwahl: Für seinen Umgang mit seiner Erkrankung erntet er inzwischen Kopfschütteln aus der eigenen Partei. Die Spritztour des Patienten vorbei an seinen Anhängern vor dem Walter-Reed-Hospital, seine bizarre Comeback-Show im Weißen Haus und sein Insistieren, wieder im Oval Office zu arbeiten – das reicht auch vielen Republikanern. Dass den Gutachten seines Leibarztes, wonach Trump keine Symptome mehr zeige und nicht mehr ansteckend sei, wenig Glauben geschenkt wird, kann da nicht überraschen.

Trumps Umgang mit seiner Erkrankung sorgt inzwischen auch in der eigenen Partei für Kopfschütteln


Trumps Umgang mit seiner Erkrankung sorgt inzwischen auch in der eigenen Partei für Kopfschütteln
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Bild: Reuters

Der Präsident bestand darauf, in den Wahlkampf zurückzukehren und schon am Wochenende wieder Kundgebungen zu veranstalten. Seine Leute teilten ihm zwar mit, dass sich dies so kurzfristig nicht machen ließe. Doch Trump ließ sich nicht davon abbringen, noch am Samstag öffentlich aufzutreten. So organisierte eine befreundete Konservative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Schwarze und Hispanics für Trumps Bewegung zu gewinnen, eine Jubelfeier auf der Südwiese des Weißen Hauses. Trump, der Ende vergangener Woche eingestanden hatte, noch Steroide zu nehmen, sprach vom Balkon aus zu den rund 500 Anhängern, die in blauen T-Shirts und roten „Maga“-Hüten erschienen waren. In 18 Minuten spulte er eine Kurzversion seiner Kundgebungsreden ab: „Geht wählen!“; „Mir geht es großartig“; „Wir werden das schreckliche China-Virus besiegen“, „Schwarze und Latinos wendeten sich von den linksradikalen Demokraten“ ab et cetera.

Verzweifelte Suche nach einem letzten Trumpf

Tatsächlich befindet sich Trump in einem Tunnel. Er will die Wirklichkeit offenbar nicht mehr akzeptieren. Sein demokratischer Herausforderer Joe Biden konnte seit Anfang Oktober seinen Umfragevorsprung ausbauen – sowohl auf nationaler Ebene als auch in den umkämpften Bundesstaaten. Der Trend kam in zwei Schüben: Da war die Fernsehdebatte, in der ein aggressiver Trump vergeblich versucht hatte, Biden aus dem Konzept zu bringen. Und da war die sehr persönliche Corona-Krise des Präsidenten, die ihm die Aura der Unbesiegbarkeit nahm. Inzwischen ist die zweite Fernsehdebatte, die wegen Trumps Infektion virtuell stattfinden sollte, abgesagt. Ob das geplante dritte Aufeinandertreffen in der kommenden Woche zustande kommt, ist offen.

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