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#TV-Kritik Maybrit Illner: Putin lässt sich nicht einfrieren

Militärische Stärke und Diplomatie sind keine Gegensätze: Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil mühte sich bei Maybrit Illner, der Einfrier-Vokabel Rolf Mützenichs doch noch etwas abzugewinnen.

Paul Ronzheimer ist kein vielgefragter Gutachter, der die Öffentlichkeit dann und wann mit gewichtigen Stücken von Regierungsauftragsforschung beliefern würde. Ronzheimer ist stellvertretender Bild-Chefredakteur, darin geschult, die Verhältnisse über die Stöckchen seiner Fragen springen zu lassen, geradewegs heraus und hopp! — fernab einer gutachterlich geschuldeten Umständlichkeit, anders gesagt: ohne das Hautgout gründlichen Nachdenkens, das nur den Betrieb des echofähigen Kürzelns aufhält.

„Steht Herr Scholz hinter dem Begriff ,einfrieren‘, Herr Klingbeil, steht Herr Scholz dahinter oder nicht?“ Ronzheimers Rumreiten auf Einfrieren (nicht etwa auf der Gegenmetapher des Verheizens) steht für die hohe Kunst, komplizierten Vorgängen den kurzen Prozess zu machen, was Inhalt und Form angeht. Eine einzige Frage reicht dann aus, um eine scheinbar selbsterklärende Kettenreaktion in Gang zu setzen. Alles kommt so gesehen darauf an, dass der Befragte mitspielt statt methodische Aufmüpfigkeit zu Protokoll zu geben. Tatsächlich sprang Lars Klingbeil, der SPD-Vorsitzende, bei Maybrit Illner nicht über Ronzheimers Hölzchen, er wisse jetzt nicht genau, wer hier gerade die Moderatorenrolle innehabe, Ronzheimer oder Illner.

Klingbeil weiß verbrannte Vokabeln zu vermeiden

Das war natürlich eine Ausflucht, über die sich Ronzheimer ärgerte. Er ist es gewöhnt, dass man sich nach seinen Sprachregelungen richtet, antwortet, was man gefragt wird, statt mit eigenen Beschreibungen anzukommen. Ronzheimer sagte deshalb zu Klingbeil: „Sie reden viel, ohne etwas zu sagen, Herr Klingbeil!“ Na ja, zwar ahnte man, was Ronzheimer meinte. Klingbeil ist Meister darin, verbrannte Vokabeln zu meiden, an ihrem Bedeutungsgehalt aber festzuhalten, indem er solange unverfängliche Ersatzbegriffe nutzt, bis auch das verfemte Ursprungswort wieder aufpoliert werden kann. So sprach Klingbeil zunächst immer über Friedenslösungen, wenn er Verhandlungslösungen meinte, einfrieren und verhandeln wachsen in ihrer politischen Negativität ja auf einem Holz.

Aber dass Klingbeil bei seinem etwas streberhaft wirkenden, zurechtrückenden Reden nichts sagen würde, stimmt einfach nicht. Er nimmt für sich die Rolle eines kolloquialen Dienstleisters in Anspruch, eines beiläufig für Ordnung sorgenden Fakten-Checkers, dabei stets den Ball flach haltend, immer auf Augenhöhe verbleibend. So sagt Klingbeil nie: Jetzt lassen Sie mich auch mal ausreden! Oder: Lassen Sie mich doch meinen Gedanken zu Ende führen! Ihm ist es antiautoritär lediglich um Symmetrie zu tun, nicht um Gedankenhoheit, in der Sendung klang das so: „Lassen Sie mich bitte auch was sagen zu den Punkten, die Sie gesagt haben.“

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