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#„Überwältigende Zustimmung“ für Kritik an Identitätspolitik

„Überwältigende Zustimmung“ für Kritik an Identitätspolitik

 Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) erfährt im Streit mit der Spitze seiner Partei über Identitätspolitik nach eigenen Worten „überwältigende Zustimmung, nicht nur aus der eigenen Partei“. Seit der Veröffentlichung seines Gastbeitrags in der F.A.Z. könne er sich vor E-Mails kaum retten, sagte er in einem Interview der Zeitschrift „Cicero“. Er habe zwischen 500 und 1000 Mails bekommen – „neben dem Shitstorm“, sagte Thierse. Zugleich bekräftigte er seine Kritik an der Gesprächs- und Debattenkultur im sprachlichen Umgang mit Minderheiten, weil diese nicht auf Versöhnung und konkrete Fortschritte ziele.

„Ich halte die Verlagerung ins Identitätspolitische für problematisch, zum Beispiel finde ich wichtiger als Sprachänderung, dass wir am Gender-Pay-Gap arbeiten. Gerade wurde Deutschland bescheinigt, dass die Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau größer ist als anderswo“, sagte Thierse. „Der SPD wurde attestiert, dass sie ihre türkischstämmigen Wähler zum größeren Teil verloren hat an die CDU. Einen Teil der Arbeiterschaft haben wir bereits verloren. Das muss uns doch beschäftigen als Partei!“

„Mörderisch für eine demokratische Gesprächskultur“

Wer in der Gesellschaft um Anerkennung und Gleichheit kämpfe, habe die Sozialdemokratie an seiner Seite, sagte Thierse weiter. „Uns Sozialdemokraten muss es um die Bündelung von Interessen gehen und um die Formulierung von Gemeinsamkeiten“, sagte er und warnte: „Die Absolutsetzung des eigenen Betroffenseins, die Vorstellung, ich empfinde mich als Opfer, also habe ich recht, ist mörderisch für eine demokratische Gesprächskultur. Denn es gibt ja andere Betroffenheiten und da könnten andere sagen: Ich bin auch Opfer, ich meine das genaue Gegenteil.“

Ein zentraler Begriff in der Gesellschaft sei für ihn „Respekt“, nicht aber die Kontrolle des Sprachgebrauchs. „Mit mir müssen Sie in der alten deutschen Sprache reden. Sonst verstehe ich Sie nicht“, sagte der 77 Jahre alte Thierse. Er sei dabei auch „leicht störrisch“. „Ich möchte mich nicht immerfort dem Sprachgebrauch anderer unterwerfen müssen. Wir haben eine sich gewiss verändernde, verbindende Sprache, der ich mich gerne bediene.“

Thierse machte deutlich, dass eine öffentliche Distanzierung von SPD-Chefin Saskia Esken und Parteivize Kevin Kühnert nur ihm gegolten habe könne, da sich sonst derzeit niemand aus der Partei öffentlich zu Fragen geäußert habe. Die Kritik sei zudem „unangemessen“. „Ich hab nicht mit meinem Austritt gedroht. Ich stehe ja nicht nur für mich, wie die Reaktionen gezeigt haben“, so Thierse.

Thierse warnte auch davor, die Begriff und Realität von Nation als erledigt zu betrachten. „Schaut Euch um in der Welt! Nation ist eine Realität. Wir erfahren sie gerade wieder in der Pandemie. Der nationale Sozialstaat rettet uns. Es ist elitäre Dummheit, das nicht sehen zu wollen.“

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