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#Und plötzlich ist Scholz in Nordkorea

„May I invite you to North Korea?“, fragt Oberst Hamilton den Bundeskanzler. Olaf Scholz (SPD) nimmt die Einladung an. Er steht in einer der drei blau gestrichenen Baracken in Panmunjom, dort, wo 1953 der Koreakrieg mit einem Waffenstillstandsabkommen endete. Die eine Hälfte der Baracke liegt in Südkorea, die andere in Nordkorea. Nur zwei Schritte, dann ist Scholz drüben.

Auf jeder Seite der Baracke gibt es eine Tür zum anderen Land und einen kleinen Vorraum mit zwei Fenstern. In Vor-Corona-Zeiten hätten jetzt nordkoreanische Soldaten hinter diesen Fenstern gestanden und die Szenerie beobachtet, erklärt der Oberst Scholz und seiner Frau Britta Ernst, die den Kanzler auf der Asienreise begleitet. Nun halten die Koreaner lieber Abstand. Sicher ist sicher.

Als der Kanzler wenig später ins Freie tritt und den schmalen Betonstreifen begutachtet, der zwischen den Baracken die Grenze markiert, regt sich dann doch ein wenig Leben auf nordkoreanischer Seite. In dem wuchtigen Gebäude etwa hundert Meter entfernt wird eine Balkontür aufgeschoben, ein Mann in einem weißen Schutzanzug richtet seine Kamera auf die Besuchergruppe gegenüber. Man beäugt sich, aber man redet nicht miteinander: Dazu passt ein Begriff, der im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg jetzt häufig fällt: „frozen conflict“.

Das letzte bilaterale Treffen war 1993

Auf der Rückreise vom G-7-Gipfel in japanischen Hiroshima legte Scholz am Sonntag noch einen Abstecher in Südkorea ein. Das Land ist ein wichtiger Verbündeter Deutschlands, politisch wie wirtschaftlich. Gemessen daran, gab es lange keinen Besuch. Zwar war Scholz‘ Vorgängerin Angela Merkel 2010 zu einem G-20-Gipfel im Land. Das letzte bilaterale Treffen reicht aber bis 1993 zurück. Damals hieß der Bundeskanzler noch Helmut Kohl.

Ein bewegender Besuch sei die Besichtigung der Demilitarisierten Zone (DMZ) für ihn, sagt Scholz. „Deutschland ist mittlerweile wieder vereint, das ist ein großes Glück.“ Die Bürger Süd- und Nordkoreas könnten dagegen nicht zusammenkommen. Die Zone zeige aber auch, „wie gefährlich das hier alles ist“. Diese Atomtests, das Aufrüsten, das müsse aufhören. „Das ist eine Bedrohung für Frieden und Sicherheit in dieser Region.“

Die Soldaten auf beiden Seiten pflegen ihre Routinen. Zweimal am Tag wird getestet, ob die Telefonleitung von der einen zur anderen Seite noch funktioniert. Die Reisegruppe um Scholz wird aber auch ermahnt: auf keinen Fall rennen, nur normal laufen. Alles, was anders aussieht als normal, könnte die Nordkoreaner nervös machen.

Wirtschaftlich ist Südkorea wichtig

Mit seinem Besuch will Scholz den Südkoreanern das zollen, wovon er so gerne spricht: Respekt. Das zuvor so angespannte Verhältnis zwischen Südkorea und der früheren Kolonialmacht Japan entspannt sich seit einigen Monaten zusehends. Das ist wichtig, wenn die westlichen Demokratien autokratischen Regimen wie China gegenüber eine geschlossene Haltung zeigen wollen.

Aber auch wirtschaftlich ist Südkorea für Deutschland wichtig. Samsung kommt von dort, der mit Abstand größte Chiphersteller der Welt, aber auch der kleinere Wettbewerber SK Hynix. Sollte China eines Tages Taiwan angreifen und der Nachschub des taiwanischen Unternehmens TSMC versiegen, könnte Korea für Deutschland als Lieferland noch wichtiger werden. Scholz ermuntert koreanische Unternehmen aber auch, in Deutschland zu investieren. Auch in der Rohstoffversorgung könnte Südkorea ein Partner für das „De-Risking“ von China sein, das sich die G7 in Hiroshima auf die Fahnen geschrieben haben.

Scholz und Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol loben sich in Seoul als Wertepartner. Sie vereinbaren eine engere Zusammenarbeit etwa beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Elektromobilität. „Es wäre schön, wenn beide Länder bei Halbleitern für Autos kooperieren könnten“, sagt Yoon. Der koreanische Präsident tut Scholz den Gefallen, Teil des vom Kanzler initiierten Klimaclubs werden zu wollen. Zugleich wirbt er um Unterstützung für seinen Wunsch, 2030 die internationale Weltausstellung nach Busan zu holen. Mit Blick auf China sagt Scholz: Es sei „wünschbar“, dass China weiter wachse.

Eigentlich hätte Scholz sich diesen Abstecher auch sparen können. Auch Yoon war in Hiroshima, Japans Premierminister Fumio Kishida hatte ihn als Gast zum G-7-Gipfel eingeladen. Dass das Abendessen im Amtssitz von Yoon am Sonntag in Seoul eher eine symbolische Absicht hatte, zeigt nicht zuletzt der Name des Raumes, in dem es stattfand: in der „Freedom Hall“.

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