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#„Vieles in der Politik ist familienfeindlich“

„„Vieles in der Politik ist familienfeindlich““

Frau Schmidt, Sie saßen mehr als dreißig Jahre lang im Bundestag. Haben es Frauen im Politikbetrieb besonders schwer oder ist es einfach allgemein ein fordernder Beruf?

Auch wenn wir schon vieles erreicht haben, sind wir noch weit von der gleichberechtigten Teilhabe entfernt. Und es wird immer deutlicher, dass vieles im Politikbetrieb familienfeindlich ist. Der Bundestag ist in Berlin, der Wahlkreis ist weiter weg und vielleicht sehr groß. Man hat viele Abendveranstaltungen, nicht nur in den Sitzungswochen. Praktisch bedeutet das: Entweder einer der Partner verzichtet auf seine berufliche Verwirklichung und übernimmt die Familienarbeit, oder man braucht die Unterstützung anderer.

Elternzeit können Abgeordnete nicht nehmen.

Nein, sie haben keinen Anspruch darauf. Sie können zwar entscheiden, dass sie mehr für ihr Kind da sein wollen. Es schreibt ihnen ja niemand etwas vor. Aber dann müssen sie schauen, wie sie damit klarkommen. Denn im Grunde wird immer die volle Anwesenheit gefordert. Das ist bei Männern so und das ist bei Frauen so. Für viele war die erste Phase der Pandemie mit den zahlreichen digitalen Konferenzen eine viel bessere Möglichkeit, Politik und Familie miteinander zu vereinbaren. Es gab viel Verständnis, wenn auch einmal ein Kind auf dem Schoß saß.

Bundestagsabgeordnete haben aber auch bessere finanzielle Möglichkeiten, um sich Hilfe bei der Betreuung zu suchen.

Natürlich sind Abgeordnete privilegiert, sie stehen nicht wie andere Familien vor der Schwierigkeit, dass sie zu wenig verdienen. Gleichzeitig hat sich das Problem verschärft, weil heute viel mehr junge Leute in die Politik einsteigen.

Ulla Schmidt saß von 1990 bis 2021 für die SPD im Bundestag, war von 2001 bis 2009 Bundesgesundheitsministerin und ist derzeit Bundesvorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe.


Ulla Schmidt saß von 1990 bis 2021 für die SPD im Bundestag, war von 2001 bis 2009 Bundesgesundheitsministerin und ist derzeit Bundesvorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe.
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Bild: privat

Wie meinen Sie das?

Heute lassen sich viele junge Leute schon in der Zeit aufstellen, in der sie Kinder kriegen oder ihr Studium abschließen. Und sie werden auch gewählt. Vor dreißig Jahren hätte es das gar nicht gegeben, ohne lange Karrieren in den Parteien. Die sind noch grün hinter den Ohren, hätte man früher wahrscheinlich gesagt. (Lacht.) Als ich vor 31 Jahren in den Bundestag gewählt wurde, war meine Tochter 19 und schon aus der Betreuungsphase heraus.

Schon zu Beginn Ihrer Zeit im Bundestag haben Sie sich für Frauen-Themen stark gemacht. 1992 brachten Sie die Fristenlösung für Schwangerschaftsabbrüche mit auf den Weg.

Für Frauen war die Engelmacherei – die illegalen Schwangerschaftsabbrüche – damals ein großes Thema. Die Jüngeren kennen den Begriff „Engelmacher“ wahrscheinlich gar nicht mehr, aber zu der Zeit wussten alle Frauen, was das ist. Viele von ihnen wurden nach solchen Eingriffen schwer krank. Ich war schon damals der Meinung, dass die Kriminalisierung Abtreibungen nicht verhindert, sondern dass man stattdessen Hilfen anbieten muss.

Die erste Fristenlösung wurde dann aber vom Verfassungsgericht gekippt. Die Richter bemängelten, dass die Abtreibung damit in den ersten vierzehn Wochen generell für rechtmäßig erklärt würde. Die Straffreiheit wurde dann in der Neufassung an eine verpflichtende Beratung geknüpft.

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