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#Von einer, die vorüberging

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Viele Sängerinnen und Sänger gewinnen nie einen Grammy, obwohl sie wunderbar singen können. Astrud Gilberto hat ihn bekommen, weil sie nicht singen konnte. Oder sagen wir besser: weil sie lediglich so sang, wie jedermann unter der Dusche singt oder beim Spaziergang vor sich hin trällert. Das professionell Unverbildete ihrer Stimme war ihr Gütesiegel.

Das haben auch der Saxophonist Stan Getz und der Gitarrist und Sänger João Gilberto erkannt, als sie im März 1963 in einem New Yorker Studio die Musik von Antonio Carlos Jobim mit dem Song „The Girl from Ipanema“ aufnehmen wollten. Ein wenig ratlos suchten die Musiker danach, wer denn nun wohl den zuvor ins Englische übersetzten Text des Dichters Vinicius de Moraes so angemessen gelassen singen konnte, wie dieses Girl selbst an all den Jungs am Strand von Rio de Janeiro vorbeischlenderte, groß und braun und jung und wunderschön, niemanden beachtend, aber jedem im Vorübergehen ein anerkennend-sehnsüchtiges „Ach“ abringend.

Im Samba-Schritt ins Studio

Astrud Gilberto, schlank und rank und gerade einmal dreiundzwanzig Jahre alt, kam mit ihrem lässigen Samba-Schritt eher zufällig ins Studio geschlendert. Und konnte es. Gedankt hat man es ihr lange nicht. Weder die erste Pressung des Albums „Getz/Gilberto“ von 1963, auf dem sie zudem noch den Song „Corcovado“ sang, noch die Single-Auskoppelung von „The Girl from Ipanema“ ein Jahr später erwähnte überhaupt die Sängerin. Erst als der Ipanema-Song die Top 5 in Amerika erklomm und unvermutet ein Millionenpublikum weltweit erreichte, tauchte dabei ihr Name auf, der wohl auf immer und ewig mit dieser Melodie und diesem leichtfüßigen Bossa-Nova-Rhythmus verbunden bleiben wird. Und für die Single bekam sie dann einen Grammy.

Astrud Evangelina Weiner, wie ihr Mädchenname lautete, am 30. März 1940 im brasilianischen Salvador da Bahia als Tochter eines deutschen Einwanderers und einer Brasilianerin geboren und seit der Ehe mit João Gilberto in New York lebend, war lange Zeit die Partnerin von Stan Getz, bevor sie eine eigene Karriere als Sängerin von brasilianischen Samba- und Bossa-Nova-Standards, von Jazz-Evergreens und von Pop-Klassikern, etwa von Tim Hardin, Jimmy Webb und den Doors begann.

Mit verschiedenen Jazzmusikern, die sich von ihrem unprätentiösen Stil, ihrem natürlichen Charme und ihrem charakteristischen, bisweilen ein wenig zu tief intonierten Timbre angezogen fühlten – unter ihnen waren Kenny Burrell, Quincy Jones, Kai Winding, Stanley Turrentine, Gil Evans oder Gary Burton – hat sie immer wieder erfolgreich zusammengearbeitet, mit Pop-Größen wie zum Beispiel George Michael ebenfalls. Sogar mit dem deutschen Bandleader James Last stand sie einmal im Studio, für die Platte „Plus“ (1986). Nun gut, das war Easy Listening. Miles Davis hätte dazu freilich gesagt: So what? Am Montag ist Astrud Gilberto im Alter von dreiundachtzig Jahren gestorben.

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