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#Warschau wusste schon Anfang August Bescheid

„Warschau wusste schon Anfang August Bescheid“

Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder sind weitere Details zur Reaktion der polnischen Behörden auf die Katastrophe bekannt geworden. Wie der oppositionelle Parlamentarier Piotr Borys laut einem Bericht der „Gazeta Wyborcza“ herausgefunden hat, sind zwischen dem 29. Juli und dem 10. August in der Nähe von Glogów (Glogau) große Mengen Salzwasser aus einem Rückhaltebecken in die Oder eingeleitet worden, die bei der Verarbeitung von Kupfererz angefallen sind. Das Unternehmen KGHM Glogów hatte dafür laut dem Abgeordneten eine Erlaubnis der zuständigen Behörde „Wody Polskie“ („Polnische Gewässer“). Ein auffällig hoher Salzgehalt in der Oder spielt bei den Mutmaßungen über die Ursachen für das Fischsterben eine bedeutende Rolle.

Die Salzwassereinleitung in Glogów kann nicht die Ursache für die Katastrophe sein. Das Fischsterben wurde erstmals drei Tage vor ihrem Beginn nahe etwa 170 Kilometer flussaufwärts befindlichen Stadt Olawa festgestellt. Allerdings könnte die Lage durch das Geschehen in Glogów weiter verschlimmert worden sein. Nach Angaben von Piotr Borys haben jedoch weder „Wody Polskie“ noch die regionale Umweltbehörde sich mit KGHM Glogów in Verbindung gesetzt und aufgefordert, die Einleitung zu stoppen. Das habe das Unternehmen von sich aus am 10. August getan – fünf Tage, nachdem das Fischsterben auch in Glogów begonnen hatte.

Systematische Wasserüberwachung in Polen fehlt

Aus einem weiteren Bericht der „Gazeta Wyborcza“ geht hervor, dass Warschau bereits Anfang August durch ein Schreiben der lokalen Umweltbehörde in Breslau über das Fischsterben informiert worden ist. In dem veröffentlichten Dokument ist von Analysen die Rede, die seit Ende Juli vorgenommen worden seien – zu deren Ergebnissen gehört auch ein erhöhter Sauerstoffgehalt des Wassers, der mutmaßlich keine natürlichen Ursache habe. Außerdem heißt es darin, mit hoher Wahrscheinlichkeit sei das Lösungsmittel Mesitylen in die Oder eingeleitet worden. Mit der Veröffentlichung des Schreibens setzt sich die Breslauer Behörde gegen eine Anschuldigung durch Justizminister Zbigniew Ziobro zur Wehr. Der hatte am Mittwoch behauptet, die zentrale Umweltbehörde in Warschau habe nicht auf dem Dienstweg, sondern erst aus Medienberichten vom Fischsterben erfahren.

Schon in den ersten Tagen der Katastrophe hatten polnische Umweltschützer kritisiert, dass es in Polen keine systematische Überwachung der Wasserqualität von Flüssen und Seen gebe. Eine wegen der Zustände an der Oder begonnene systematische Überprüfung durch „Wody Polskie“ habe ein unkontrolliertes Chaos bei der Einleitung von Abwässern in die polnischen Flüsse ergeben, schreibt die Zeitung „Rzeczpospolita“.

Forscher entdecken Alge

Allein im Einzugsgebiet der Oder seien von mehr als 5800 Einrichtungen zur Abwassereinleitung nur 3500 genehmigt worden. Nach ersten Ergebnissen der noch nicht abgeschlossenen Untersuchung fließt im Odergebiet an mehr als 280 Stellen definitiv illegal Abwasser in die Wasserwege.

Unterdessen haben in Deutschland Forscher eine Alge in der Oder identifiziert, die für das Massensterben der Fische verantwortlich sein könnte. „Die Alge ist bekannt dafür, Giftstoffe freisetzen zu können“, sagte der Fischökologe Christian Wolter der F.A.Z. Es sei unklar, ob das geschehen sei. Das Gift sei noch nicht im Wasser nachgewiesen worden. Es trete glücklicherweise selten auf, deshalb gebe es aber keine standardisierten Analyseverfahren.

Für die Theorie sprechen einige Indizien: Die gefundene Alge lebt normalerweise im Brackwasser. Um den 7. August stieg auch die elektrische Leitfähigkeit des Wassers eklatant an, ein Hinweis für Salze im Wasser. Ohne das Salz, das Niedrigwasser und die Trockenheit hätte sich die Alge nicht so stark ausbreiten können. Hat die Alge tatsächlich Gift produziert, greift dieses die Kiemen der Fische an und zerstört sie.

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