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#Warum Corona Löhne und Produktivität steigern kann

Warum Corona Löhne und Produktivität steigern kann

Wenn die Lebensmittel-Waagen im Supermarkt kaputt sind, dann lassen sie sich aus der Ferne reparieren. Eigentlich. Der Hersteller Bizerba jedenfalls hat schon vor einiger Zeit dafür gesorgt, eine Augmented-Reality-App kann den Händlern sogar zeigen, welche Hebel sie an den Waagen in Bewegung setzen müssen, um kleinere Reparaturen selbst zu erledigen. In den vergangenen Jahren war das Fernwartungs-Angebot unter den Händlern trotz aller Bequemlichkeit nicht übermäßig beliebt, nur fünf Prozent von ihnen machten mit. Die Supermärkte sorgten sich darum, ob ihre Obstgewichte ausspioniert werden.

Patrick Bernau

Patrick Bernau

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Doch kaum war das Coronavirus unterwegs, änderte sich das – als die Supermärkte liefern mussten, aber die Servicetechniker nicht mehr so richtig mobil waren. Plötzlich entschieden sich 20 Prozent der Waagenbesitzer für die Fernwartung. Jetzt können sich die Techniker so manchen Weg ganz sparen, bei anderen Fahrten stellen sie immerhin vorher sicher, dass sie das richtige Ersatzteil dabeihaben. Ohne die Pandemie hätte es diesen Fortschritt so schnell nicht gegeben.

Solche Geschichten lassen sich dutzendfach erzählen. Die Berliner Bäder nahmen die Zugangsbeschränkungen im Sommer zum Anlass, Eintrittskarten online zu verkaufen statt am Kassenhäuschen. Der Pharmakonzern Rentschler, der Corona-Impfstoffe für Curevac herstellt, tauscht die Produktionsdaten mit seinen Geschäftspartnern jetzt automatisiert aus und spart dadurch Arbeit. Sowieso werden sich Millionen Deutsche auch künftig gelegentlich den Weg ins Büro sparen, weil sie im Homeoffice produktiver sind. So manche Dienstreise fällt weg, wenn Meetings online stattfinden. Manche dieser Modernisierungen waren vor der Pandemie überhaupt nicht denkbar, andere hätten noch Jahre gebraucht. Dabei sind solche Aktionen entscheidend, wenn der technische Fortschritt der vergangenen Jahre den Wohlstand der Welt steigern soll. Dank der Digitalisierung könnte es mehr sein als ein frommer Wunsch: Die Welt wird aus der Corona-Krise gestärkt hervorgehen.

Der Computer hat Löhne und Produktivität kaum gesteigert

Bisher hat der Computer die Welt nur bedingt reicher gemacht. Dabei hatte er schon viel Zeit dafür: Mitte der siebziger Jahre war es zum Beispiel, als die Nerds im Silicon Valley den „Homebrew Computer Club“ gründeten, mit Personal Computern experimentierten und so die Grundlage für Apple und andere Teile der Computerwelt von heute legten. Die Löhne in den reichen Ländern des Westens sind allerdings seither trotzdem immer langsamer gewachsen. Seit Jahren rätseln Ökonomen, woran das liegt.

Sicher ist: Normalerweise bewegen sich Gehälter ungefähr entlang dessen, was die Menschen mit ihrer Arbeit erwirtschaften, der sogenannten Produktivität. Die aber ist in den vergangenen Jahren trotz aller Digitalisierung nach den offiziellen Kennzahlen kaum gewachsen. „Man sieht das Computerzeitalter überall, nur nicht in der Produktivitätsstatistik“, schrieb Wirtschafts-Nobelpreisträger Robert Solow im Jahr 1987. Damals wuchsen die Bruttostundenlöhne in Deutschland allerdings noch um vier Prozent, inflationsbereinigt. In den Achtzigern wirkte das nicht üppig, heute gingen solche Lohnerhöhungen als neues Wirtschaftswunder durch.

Sicher, die Digitalisierung hat andere Vorzüge. Sie bringt das Wissen der Welt jederzeit kostenlos auf einen Bildschirm, der in die Hosentasche passt. Reiche haben es da nicht mehr viel einfacher als Arme. Für ein paar Euro verschafft das Internet auch jedem den Zugriff auf riesige Musik- und Filmarchive. Künstliche Intelligenz ermöglicht medizinische Durchbrüche, die das Leben verlängern.

Das sind große Fortschritte – und doch finden viele junge Leute in westlichen Ländern ihr Leben nicht so einfach wie das ihrer Eltern. Der Traum, dass die Kinder es besser haben sollen als die Eltern – er gilt nur dann als erfüllt, wenn die Kinder spürbar mehr Geld verdienen. Dazu aber müsste die Produktivität schneller wachsen. Warum tut sie das nicht?

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