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#Warum deutsche Manager in der China-Falle stecken

Warum deutsche Manager in der China-Falle stecken

Wenn die Gesellschaft an die Arbeit von Managern moralische Maßstäbe anlegt, ist die Enttäuschung meist programmiert. Dies lässt sich bestens beobachten an der Frage, welche Geschäfte westliche Unternehmen mit dem autoritären China noch machen sollten. Schließlich unterdrückt Peking die Opposition in Hongkong ungeniert und verletzt offensichtlich Menschenrechte von Minderheiten, allen voran der Uiguren. Die Rechnung vom „Wandel durch Handel“ ist offensichtlich nicht aufgegangen.

Wäre es da nicht angebracht, dass führende Wirtschaftskapitäne klare Kante zeigen gegenüber dem Regime? Ist es für die globale Wirtschaftselite nicht sogar an der Zeit, wie es der grüne EU-Parlamentarier Reinhard Bütikofer einmal unmissverständlich forderte, „sich offen mit der chinesischen Politik in Xinjiang anzulegen oder aber dort das Geschäft einzustellen“? Zweifellos zählt Bütikofer zu den ausgewiesenen China-Kennern. Gerade deshalb sind solche Forderungen aber unredlich, solange nicht auch mögliche Kosten für ein solches Vorgehen benannt werden.

Volkswagen setzt schon heute rund die Hälfte seiner Autos im Reich der Mitte ab


Volkswagen setzt schon heute rund die Hälfte seiner Autos im Reich der Mitte ab
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Bild: dpa

Denn die Kommunistische Partei fährt längst einen extrem selbstbewussten Kurs gegenüber westlichen Konzernen, wohl wissend um die Macht, die ihnen der größte Wachstumsmarkt der Welt verleiht. Als Torwächter zu diesem Geschäft kann die Führung entscheiden, wer an den sagenhaften Wachstumsstorys „made in China“ (weiter) teilnehmen darf. Zudem sinkt die Abhängigkeit von wirtschaftlicher Entwicklungshilfe aus dem Westen, je weiter und schneller das Land mit seinen Bemühungen vorankommt, in den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts zur Weltspitze aufzuschließen, oder dort schon den Takt vorgibt. Immer unverhohlener lassen die Chinesen deshalb im Falle nichtkonformen Verhaltens die Muskeln spielen.

Der Zorn der Massen

Diese Macht bekam vor Kurzem die Elite der globalen Sportartikel- und Modehersteller zu spüren. Nachdem die EU Sanktionen verhängt hatte gegen China mit Blick auf Menschenrechtsverletzungen, gerieten H&M, adidas, Nike und Co. ins Zentrum der Revanche. Anlass war Kritik an der Baumwollproduktion in der Problemregion Xinjiang. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Staatlich orchestrierte Boykottaufrufe, geschlossene Onlineshops sowie wichtige einheimische Werbeikonen, die ihre Verträge kündigten, ließen die populären Marken in die Knie gehen. Auch die mächtige Filmindustrie von Hollywood ist längst eingeknickt und zensiert ihre Filme ganz nach dem Gusto Pekings.

Peking verbittet sich dabei jegliche Kritik etwa am Umgang mit den Uiguren


Peking verbittet sich dabei jegliche Kritik etwa am Umgang mit den Uiguren
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Bild: dpa

Nirgendwo wird die Abhängigkeit aber deutlicher als in der deutschen Automobilindustrie. Schon heute setzen die deutschen Hersteller im Durchschnitt mehr als ein Drittel ihrer Fahrzeuge in China ab. Im Fall von Volkswagen sind es sogar rund 40 Prozent – Tendenz steigend. Die nun vorgelegten Quartalszahlen aus Wolfsburg bestätigen das einmal mehr eindrücklich.

Und China wird zudem zum wichtigsten Markt für Elektroautos werden. Alsbald dürfte nach Prognosen ein Drittel des jährlichen Neugeschäfts in Fernost gemacht werden.

Chinas Gewinn finanziert Wolfsburgs Haustarif

Würde Peking also einlenken, wenn Konzernchef Herbert Diess plötzlich Tacheles mit Peking redete in Sachen Menschenrechte? Gar sein Werk in Xinjiang, das für VW keinerlei wirtschaftliche Bedeutung hat, schließen würde? Die Antwort liegt auf der Hand. Selbst die Betriebsräte in der Heimat wissen, dass nur die Gewinne in Fernost die Annehmlichkeiten der Haustarifverträge in Wolfsburg und anderswo ermöglichen.

Zöge Peking die Daumenschrauben gegenüber VW an, wären die Folgen für den Konzern gewaltig. Der Hinweis, sich doch nach Ersatzmärkten für das China-Geschäft umzuschauen, ist nicht nur im Falle der Autohersteller wohlfeil. Auch für Schwergewichte wie BASF oder Siemens lässt sich auf absehbare Zeit keine echte Alternative finden.

Reparaturarbeiten: Ausländische Modelabels bekamen den orchestrierten Zorn zu spüren


Reparaturarbeiten: Ausländische Modelabels bekamen den orchestrierten Zorn zu spüren
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Bild: EPA

Dennoch wäre es zu simpel, würden sich Manager lediglich hinter ihrer hohen Abhängigkeit vom chinesischen Markt verstecken und auf die Politik verweisen. Denn auch der Regulierer in der Heimat erhöht den Druck etwa in Form des Lieferkettengesetzes, sich noch stärker mit den Produktionsbedingungen in den Herkunftsländern auseinanderzusetzen. Was den Managern in der China-Falle jenseits der großen moralischen Geste bleibt, ist, ihrem Standpunkt sowie dem Einsatz für Werte und Grundrechte in den vielen alltäglichen Begegnungen Geltung zu verleihen. Sie müssen Widerstand gegen willkürliche Einschränkungen und Gängeleien leisten, über deren Zunahme Mitarbeiter in der Volksrepublik zunehmend klagen.

Eine solche Haltung wird nicht sofort mit der Maximalstrafe geahndet werden, schließlich verfolgen auch die Chinesen ihre Interessen. Eine klare Unternehmenspolitik der kleinen Schritte kann helfen, wichtige rote Linien abzustecken in einem Umfeld, in dem die Rahmenbedingungen jeden Tag repressiver werden.

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