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#Warum die Pandemie die Tschechen so hart trifft

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Warum die Pandemie die Tschechen so hart trifft

Ganz gleich, was Roman Prymula tatsächlich in jenem Lokal zu sich genommen hat, vor dem er beim Herauskommen fotografiert wurde: Selten war der Vorwurf so treffend, der tschechische Gesundheitsminister habe anderen Wasser gepredigt und selbst Wein getrunken. Die Opposition rügte ihn, Ministerpräsident Andrej Babiš schloss sich kurz darauf an. Das war das Ende der kurzen politischen Karriere des Virologen Prymula als Chefkrisenbekämpfer in der Pandemie, die die Tschechische Republik ausweislich der offiziellen Zahlen so schlimm heimsucht wie kein anderes Land auf der Welt.

Stephan Löwenstein

Die Tageszeitung „Blesk“ hatte Bilder von Prymula veröffentlicht. Sie sollen ihn um halb zwölf Uhr nachts vor einem Restaurant im Prager Stadtteil Vyšehrad zeigen, das sich feinster Steaks, frischen Fischs und bester Weine rühmt. Mit ihm unterwegs, und später auch nochmal im Plausch mit dem Wirt zu sehen, war Jaroslav Faltýnek, stellvertretender Fraktionschef der ANO-Partei von Ministerpräsident Andrej Babiš. Das Dumme an der Sache: Seit vergangener Woche wurden nicht nur die Schulen, Geschäfte (bis auf die zum täglichen Bedarf) und Freizeiteinrichtungen in der Tschechischen Republik geschlossen, sondern eben auch sämtliche Restaurants.

„So ein Fehler ist unentschuldbar“

Es sich trotzdem in einem Gasthaus gutgehen zu lassen, oder auch nur diesen Anschein zu erwecken, ist toxisch für einen Minister, der ebendiese Schließungen angeordnet hatte. Demgegenüber fielen andere Regelbrüche, die ihm gleichzeitig zur Last gelegt wurden, wie das Einsteigen in den chauffierten Dienstwagen ohne Maske, kaum noch ins Gewicht, selbst wenn sie epidemiologisch sogar noch schwerwiegender gewesen sein mögen. „So ein Fehler ist unentschuldbar, egal was Minister Prymula und Herr Faltýnek dort getan haben mögen, wen sie eingeladen haben und warum,“ sagte Babiš und gab das Heine-Zitat vom Wasser und dem Wein zum Besten. Er forderte beide zum Rücktritt auf, wenn sie nicht von ihren Posten entfernt werden wollten.

Nach seinen eigenen Worten war das, was da geschehen ist, „eine absolute Katastrophe, ein Schock“ für Babiš. Das mag durchaus persönlich und politisch zu verstehen sein, denn er steht wegen der Eskalation der Corona-Krise in seinem Land gewaltig unter Druck. Der milliardenschwere Unternehmer ist vor neun Jahren in die Politik eingestiegen und ist in dieser kurzen Zeit ins Parlament, in die Regierung und seit 2017 an deren Spitze gelangt. Er führt eine Minderheitsregierung in einer Koalition mit den Sozialdemokraten, gestützt durch Kommunisten sowie im Hintergrund durch den Staatspräsidenten Miloš Zeman.

Um mit der Protestpartei ANO, seiner Kreation, mit knapp 30 Prozent an die Spitze eines ausgefransten Parteiensystems zu kommen, brauchte Babiš die Unterstützung vor allem zweier Wählergruppen: Rentner, Arbeitslose und Landbevölkerung, denen er den Erhalt von öffentlichen Zuwendungen versprach, sowie durchaus auch jüngeren Bürgern, die von den „Altparteien“ die Nase voll hatten. Sie erhofften sich von einem erfolgreichen Unternehmer eine gut und professionell gemanagte Regierungsführung. Die Vorwürfe des Subventionsbetrugs und des Interessenkonflikts gegen den Manager-Regierungschef, die in der Vor-Corona-Zeit immerhin Zehntausende Demonstranten auf die Straße gebracht haben, schienen seine Anhängerschaft nicht zu beeindrucken. Bei schlechtem Krisenmanagement könnte sich das anders verhalten, zumindest für die zweitgenannte Gruppe. Umfragen verzeichnen spürbare Rückgänge für die ANO, und auch die jüngsten Wahlen zum Senat gingen (bei geringer Wahlbeteiligung) schlecht für die Regierungsparteien aus.

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