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#Warum Einwanderer die AfD wählen wollen

Den etablierten Parteien vertraut er nicht mehr, er will die AfD wählen, sagt ein Mann. Er läuft vor wenigen Wochen an einer SPD-Veranstaltung in Frankfurt vorbei. Wer Wahlkämpfer begleitet, sieht das seit Jahren: Für die AfD stimmen zu wollen wird den Parteien der Mitte als Drohung entgegen geschleudert. Gefragt, warum er für die Partei stimmen wolle, sagt er: „Weil die hier mal aufräumen“.

Timo Steppat

Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Ihn stören Zuwanderung und Kriminalität, die aus seiner Sicht beide zu hoch sind. Dass der Mann sich selbst als „Araber“ bezeichnet, der vor Jahrzehnten nach Deutschland gekommen sei, ist das Ungewöhnliche. Eine Studie, die das Wahlverhalten von Migranten bei der Bundestagswahl 2017 untersuchte, kam noch zum Ergebnis, dass kaum Muslimischstämmige für die AfD stimmten. Die islamfeindliche Haltung wirkte abschreckend auf sie. Gilt das noch?

Hanif Aroji arbeitet als Sozialarbeiter in der politischen Bildungsarbeit und trifft bei den Projekten unter anderem der Anne-Frank-Bildungsstätte Frankfurt viele Migranten, und fast immer geht es um Politik. Zuletzt erlebte Aroji häufiger, dass Menschen aus muslimischen Familien ihm gegenüber die Absicht äußerten, für die AfD stimmen zu wollen. Aroji spricht von einem kleinen Anteil, den die AfD-Sympathisanten insgesamt ausmachen, zwei Prozent der Migranten vielleicht, aber aus seiner Sicht handele es sich um eine wachsende Gruppe.

Zwei Typen migrantischer AfD-Unterstützer

Aroji erkennt zwei Typen migrantischer AfD-Wähler. Die erste Gruppe besteht aus Menschen, die ihre Vorurteile und Verschwörungsgedanken wenig hinterfragen: Als Beispiele nennt er die Ausgrenzung von Sinti und Roma und Rassismus gegenüber schwarzen Personen. Diese Haltungen seien auch unter Migranten verbreitet und deckten sich mit Positionen der AfD.

Die andere Gruppe, die sich der AfD annähert, hält Aroji für schwieriger zu greifen. Sie fühlt sich von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt und will dieser deshalb Schaden zufügen. „Sie stimmen für die AfD als eine Protestwahl“, sagt Aroji. „Es geht ihnen nicht um einzelne Positionen der AfD, sondern darum, dass sie das Establishment entmachten will.“

Der Duisburger Politikwissenschaftler Achim Goerres, der das Wahlverhalten von Migranten untersucht, stützt diese These: Migranten mit Systemfrust fühlten sich bei der AfD gut aufgehoben.

Goerres ist überzeugt, dass sich Wählerinnen und Wähler mit Migrationsgeschichte „nicht grundsätzlich“ von Wählern ohne Migrationsgeschichte unter­scheiden. Die Angleichung setze sich seit Jahrzehnten fort: „Dass unter Türkeistämmigen die SPD deutlich stärker war, hatte damit zu tun, dass Parteien links der Mitte als offener für die Probleme von Einwanderern wahrgenommen werden. Aber die Dominanz der SPD nimmt ab“, sagt Goerres. „Die CDU bemüht sich aus guten Gründen stärker auch um muslimische Mittelschichtswähler, die konservative Positionen haben.“

Extreme Positionen ähnlich

Die Wähler gleichen sich aber auch in ihren extremen Positionen, sagt Goerres: „Xenophobie und Rassismus sind unter Migranten genauso stark verbreitet wie in allen anderen Bevölkerungsgruppen.“ Insofern sei es auch nicht überraschend, wenn Positionen der AfD eingenommen würden.

Häufig ist bereits über Russlanddeutsche berichtet worden, die für die AfD stimmten. Im Rahmen der Studie zur Bundestagswahl 2017, die Goerres durchführte, zeigte sich, dass rund 15 Prozent von ihnen für die AfD stimmten, ein Fünftel mehr als in der Gesamtbevölkerung.

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