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#Warum in Frankreich so oft die Bahn streikt

Warum in Frankreich so oft die Bahn streikt

Bahnstreiks, wie sie derzeit Deutschland erleidet, gehören zu Frankreich wie etwa die berühmten Hochgeschwindigkeitszüge mit dem Kürzel „TGV“. Allerdings sind sie viel älter. Seit 1947 gab es in Frankreich kein Jahr ohne Bahnstreiks. Sogar im Pandemiejahr 2020 hielt es eine Reihe von Bahngewerkschaften für erforderlich, im September zur Arbeitsniederlegung aufzurufen – obwohl die Regierung die Kurzarbeit finanzierte, der staatlichen Bahngesellschaft SNCF 35 Milliarden Euro an Schulden abnahm und sie ihm Rahmen ihres aktuellen Konjunktur- und Investitionsprogrammes mit hohen Milliarden-Zuweisungen aus der Krise fährt. Auch Anfang Juli 2021 kam es wieder zu Streiks.

Anders als früher legen die Arbeitsstopps zwar nur noch selten ganze Streckennetze lahm, weil alle Streikenden 48 Stunden vorher ihre Teilnahme ankündigen müssen und die SNCF daher umplanen und etwa zusätzlich geschulte Büroangestellte als Bahnfahrer einsetzen kann. Dennoch sorgen Ausfälle und Verspätungen regelmäßig für viel Ärger bei den Reisenden. Anfang des vergangenen Jahres war die SNCF zu einer Charmeoffensive gezwungen, weil wegen langer Blockaden gegen die Bahnreform von Präsident Emmanuel Macron sowie gegen die später abgebrochene Rentenreform das Image der Bahn schwer in Mitleidenschaft geriet. Eine Woche lang musste sie ein Viertel ihrer Langstreckensitze zu höchstens 35 Euro anbieten.

Frankreich bietet somit viel Anschauungsmaterial für ein Bahnwesen, das sich teilweise im Griff der Gewerkschaften befindet. In Frankreich haben die Eisenbahner über die Jahre zwar allgemein an Einfluss verloren. Anders als früher dürfen sie etwa bei internen Beförderungen nicht mehr mitreden. Die langsam fortschreitende Öffnung für private Konkurrenten der Staatsbahn SNCF lässt ihren Einfluss weiter schwinden. Allerdings können Gewerkschaften, die sich verzweifelt gegen ihren Bedeutungsverlust stemmen, ein großes Problem für die Kunden sein – und damit auch für die Regierung. Viele Franzosen sehen sie in der Pflicht, besonders unangenehme Streiks zu beenden gilt.

Sie wissen, dass die wichtigsten Entscheidungen der Staatsbahn SNCF den Segen des Verkehrsministeriums brauchen. Daher muss die Regierung regelmäßig frisches Geld locker machen, wenn aufgebrachte Eisenbahner zu besänftigen sind. Der regional Ende Juni dieses Jahres begonnene Streik, der am 1. Juli nationale Ausmaße annahm, wurde durch fette Prämien rasch wieder beendet. Die Kontrolleure erhielten für den Juli beispielsweise eine Sonderprämie von 370 Euro zusätzlich zu erhöhten monatlichen Aufschlägen. Dies soll die pandemiebedingten Prämienausfälle ausgleichen.

Konkurrenzkämpfe sorgen für erhöhte Streikbereitschaft

Die Gewerkschaften kämpfen freilich nicht nur um das Wohl der Eisenbahner in ihrer Gesamtheit, sondern auch um ihren jeweiligen Einfluss. Konkurrenzkämpfe wie in Deutschland zwischen der GDL und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sorgen in Frankreich seit langem für erhöhte Streikbereitschaft. „Die alteingesessenen Gewerkschaften sind durch neue Organisationen unter Druck geraten“, berichtet der Gewerkschaftsexperte Dominique Andolfatto von der Universität de Bourgogne in Dijon.

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