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#Was kommt nach dem „Anbräuner“?

Was kommt nach dem „Anbräuner“?

Vor Kurzem erschien im New Yorker eine große Geschichte über den deutschen Maler Neo Rauch. Der Reporter Thomas Meaney hatte ihn in seiner Heimat in Leipzig besucht, war von Rauch in dessen Sportwagen durch die ostdeutsche Landschaft kutschiert worden und hatte mit ihm im „Grauen Hof“ Ochsenbäckchen gegessen. Meaney beschreibt mit Verwunderung die Kentauren und die barfüßigen jungen Frauen, die Rauch malt, er berichtet von Rauchs Misstrauen gegenüber Aktivisten und Annalena Baerbock, von seiner Liebe zu Ernst Jünger, von seiner Verarbeitung der untergegangenen Utopien des Sozialismus und über ein Missverständnis, das nach Meaneys Meinung Rauchs Erfolg in Amerika begründet habe: „Einige wohlhabende Käufer mochten die Idee, in ihren Wohnzimmern Parabeln des gescheiterten Kommunismus aufzuhängen“, schreibt der Reporter. Bald nach Rauchs Entdeckung seien „Privatjets aus La Guardia zu Direktflügen nach Leipzig“ aufgebrochen. Er schreibt auch über den Konflikt zwischen Rauch und dem Kunstkritiker Wolfgang Ullrich, der dem Maler neurechte Tendenzen vorgeworfen hatte. Rauch reagierte mit einem Gemälde, das den Titel „Der Anbräuner“ trägt und eine Figur zeigt, die mit Exkrementen einen Nazi malt. Auf dieses Bild, in dem Ullrich sich porträtiert sah, antwortete der Kritiker wiederum mit dem Ende 2020 erschienenen Büchlein „Feindbild werden“. Die Ausläufer dieses neuen Ost-West-Konflikts in der deutschen Kunstwelt erreichten sogar New York.

Aber was passiert jetzt in Leipzig, wo noch vor nicht allzu langer Zeit ganze Generationen von jungen Malerinnen und Malern aus allen Ländern der Welt die Leipziger Schule suchten?

Privatjets sind hier schon lange keine mehr gelandet. Ein angehender Künstler schiebt auf dem Gelände der alten Leipziger Baumwollspinnerei sein Fahrrad an den rotverwitterten Backsteinmauern vorbei. Man sieht bizarre Konstruktionen, sinnlos gewordene Seilwinden, längst verwaiste Schienen. Der Hype um die Neue Leipziger Schule hat sich gelegt, und von der Kunst aus Dresden hört man traditionell nicht so viel. Tatsächlich hat sich aber in beiden Städten eine Kunstszene entwickelt, die nicht nur in Deutschland ihresgleichen sucht. Die Kunstprofessorinnen und -professoren pflegen alte malerische Traditionen. Penibles Naturstudium und Zeichnen, bis den jungen Kunststudierenden an den Händen Hornhäute wachsen und die Finger bluten, sind Pflicht. Die meisten Absolventen bleiben. Nach wie vor zieht die Kunsthochschule vor allem figurative Malerinnen und Maler aus aller Welt an, die im rustikalen Labyrinth der gründerzeitlichen Fabrikanlage ein ideales, kreatives Milieu finden.

Lisa Chandler, Language Of The Unheard, 2017, Acrylic on Linen, 150 x 300cm


Lisa Chandler, Language Of The Unheard, 2017, Acrylic on Linen, 150 x 300cm
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Bild: Lisa Chandler

Vor Corona pendelte etwa die neuseeländische Künstlerin Lisa Chandler halbjährlich zwischen Leipzig und Golden Bay. In der Messestadt fand sie nicht nur Raum, sondern auch anregende Gesprächspartner. Wie Naturgewalten prallen in ihrem monumentalen Gemälde „Language of the Unheard“ (2017) Demonstranten und Polizisten aufeinander; die stringente Geometrie und der dynamische Bildraum entwickeln dabei eine starke Sogwirkung, die den Betrachter in das Geschehen hineinzieht. Zuletzt war das Werk im Ausstellungsraum Archiv Massiv auf dem Spinnereigelände ausgestellt und hängt jetzt in der Tauranga Art Gallery in Neuseeland. Chandler will darin den „Unbeachteten“ eine Stimme geben. Nicht nur in diesem Bild, sondern in einer ganzen Werkreihe, bestehend aus zahlreichen Gemälden, seriellen Miniaturen, Zeichnungen und Collagen, befasst sie sich mit der weltweiten Protestkultur.

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