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#Was taugt die Hospitalisierungsrate?

Was taugt die Hospitalisierungsrate?

Wenn sich früher viele Menschen mit Corona angesteckt haben, sind auch viele daran gestorben. Mehr Infektionen bedeuteten volle Intensivstationen, deshalb war die Inzidenzrate wichtig. Wurde sie zu hoch, fuhr die Politik das öffentliche Leben herunter. Viele Bürger schauten auf die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche, um zu erfahren, wie schlimm die Pandemie gerade war und ob der Kindergarten, das Kino oder der Friseur demnächst wieder schließen oder öffnen würde.

Justus Bender

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

In einer Gesellschaft, in der zwei Drittel der Menschen geimpft sind, ist dieses Stieren auf die Inzidenzrate sinnlos geworden. Viele Infizierte bedeuten nicht mehr automatisch viele Kranke. Die Geimpften können sich mit der Delta-Variante zwar anstecken, positiv getestet werden und das Virus an andere weitergeben. Sie erkranken aber fast nie so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Wer wissen will, ob Gefahr droht, braucht eine andere, neue Zahl.

„Der neue Parameter ist die Hospitalisierung“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag im Fernsehen. Gemeint ist die Zahl der Patienten pro 100.000 Einwohner, die binnen einer Woche mit Corona im Krankenhaus aufgenommen werden. Die berühmte Inzidenzrate von 50 hingegen, ab der das öffentliche Leben eingeschränkt wird, habe „ausgedient“, sagte Spahn. Die Deutschen müssen sich also wieder umgewöhnen.

Am Anfang der Pandemie redeten alle von der Verdopplungsrate, dann von der Reproduktionsrate und der Inzidenzrate, in diesem Herbst und Winter wird es viel um die Hospitalisierungsrate gehen. Die größte Umgewöhnung: Die Hospitalisierungsrate ist meistens einstellig. Am Freitag lag sie zum Beispiel bei 1,65. Früher war sie viel höher, auf den Höhepunkten der drei Wellen. Im März 2020 stieg sie auf mehr als sieben, an Weihnachten 2020 auf mehr als 15. Und im April auf mehr als neun.

Spahn musste die Unionsfraktion überzeugen

Wenn ein Politiker wie Spahn im Fernsehen eine solche Ankündigung macht, tut er das natürlich auch, um alle Deutschen zu informieren, was er vorhat. In diesem Fall hörte ein einzelner Zuschauer aber besonders gut hin, nämlich Erwin Rüddel aus Neuwied.

Ärzte und Intensivpfleger kümmern sich in Dresden um schwerkranke Covid-Patienten


Ärzte und Intensivpfleger kümmern sich in Dresden um schwerkranke Covid-Patienten
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Bild: Imago

Rüddel ist der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag und ein CDU-Politiker wie Spahn. Anders als Spahn wollte Rüddel im Bundestag nicht einer Verlängerung der „epidemischen Lage“ zustimmen. Diese Feststellung ist notwendig, damit die Bundesländer solche Maßnahmen wie die Testpflicht in Kinos und Restaurants verlangen können. Ohne „epidemische Lage“ darf es das laut Infektionsschutzgesetz nur in „einzelnen Ländern“ geben, womit es ungesetzlich wäre, wenn alle es machen. Rüddel sah keine „epidemische Lage“ mehr. Zwei Drittel der Deutschen sind geimpft. Die Todeszahlen sind im Keller. Der Sommer war schön. Es ist Bundestagswahlkampf. Irgendwann muss auch der längste Notstand einmal enden.

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