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#Wie Friedrich Merz seinen Trumpf verspielte

Wie Friedrich Merz seinen Trumpf verspielte

Es könnte sein, dass Friedrich Merz sein Blatt dieses Mal überreizt hat. Am Samstag auf dem digitalen CDU-Parteitag war es noch sehr gut. Merz unterlag nur knapp dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet bei der Wahl eines neuen Vorsitzenden. Nicht einmal dreißig der 1001 Delegierten hätten sich in der Stichwahl gegen Laschet und für Merz entscheiden müssen, und Merz wäre es geworden.

Timo Frasch

Eckart Lohse

Das hätte die Ausgangsposition für eine sehr starke Rolle in der CDU und, falls es so kommt, in der Regierung eines Kanzlers Laschet sein können. Merz verweigerte sich aber einem Engagement im Parteipräsidium, stellte an Laschet die nicht einlösbare Forderung, ihm den Platz des Wirtschaftsministers im letzten Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel zu verschaffen, und blitzte erwartungsgemäß ab.

Unverständnis für Merz‘ Manöver

Wer sich anschließend mit treuen Merz-Unterstützern unterhielt, stieß auf Unverständnis für dieses kühne Manöver. Nicht jeder wollte das öffentlich kundtun. Hinter vorgehaltener Hand war zu hören, Merz habe sich selbst geschadet, darauf ließen viele Reaktionen in seinem Lager schließen. Sollte er gehofft haben, er könne bei seinen Fans mit dem Vorwurf punkten, man wolle ihn nicht in der Regierung dabeihaben, so sei das eine Fehleinschätzung, war zu vernehmen.

Einer, vielleicht der wichtigste politische Unterstützer von Merz, äußerte sich öffentlich. Nachdem der Schrecken etwas gesackt war, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag und Vorsitzende der Mittelstandsunion, Carsten Linnemann, am Montag, der Vorstoß von Friedrich Merz habe ihn „mehr als irritiert“.




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Dem Internetportal des Fernsehsenders n-tv sagte Linnemann, der Merz schon bei dessen Anlauf Richtung Vorsitz im Dezember 2018 unterstützt hatte: „Wir befinden uns mitten in der schwersten Krise, die diese Bundesrepublik je erlebt hat. Ganze Wirtschaftsbereiche stehen am Abgrund, warten auf Hilfen. Darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren.“

Linnemann hatte die knappe Niederlage von Merz gleich am Samstag „enttäuschend“ genannt. „Das wird jedem Merz-Unterstützer so ergangen sein“, fügte er am Montag hinzu. Gefreut hätte er sich über eine Kandidatur von Merz für einen Platz im Parteipräsidium. „Wenn Friedrich Merz ins Präsidium gewollt hätte, hätte man eine Lösung gefunden.“ Die Wahl sei jetzt entschieden, er werde den neuen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet unterstützen, kündigte der Vorsitzende der Mittelstandsunion an.

In der CDU herrschte am Montag vor allem anderen spürbare Erleichterung, dass der Parteitag ohne nennenswerte Probleme über die digitale Bühne gegangen war. Am Freitag wird das Ergebnis der schriftlichen Wahl, die aus rechtlichen Gründen erforderlich ist, verkündet. Die Erwartung besteht, dass mancher der bisherigen Merz-Wähler seine Stimme dem in der Briefwahl einzigen Kandidaten, Laschet, gibt.

In der CDU war am Montag ein leichtes Stirnrunzeln darüber festzustellen, wie deutlich sich der CSU-Vorsitzende Markus Söder gleich nach dem Parteitag zum obersten Interpreten von dessen Ergebnis aufgeschwungen hatte. Von allen anderen CSU-Mitgliedern war dagegen in den Tagen nach dem CDU-Parteitag, abgesehen von Glückwünschen an Laschet, wenig zu hören. Das hatte auch damit zu tun, dass wegen Corona die Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion abgesagt worden war – aber nicht nur.

In der CSU ist Zurückhaltung angesagt

Normalerweise loben Abgeordnete öffentlich die Führungsqualitäten ihres Leithammels, wenn sie in dessen Ansehen steigen wollen. Im Machtkampf Söder gegen Seehofer war das so. Gegenwärtig jedoch scheint in der CSU Zurückhaltung die beste Methode zu sein, um sich die Gunst des Chefs zu sichern. Zu volatil sind die Zeiten, und jedem ist klar, am Ende wird die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur auf Seiten der CSU sowieso von Söder allein getroffen. Wenn er es für geboten hält, dass CSU-Leute, zumal solche mit Gewicht, seine Kandidatur fordern, dann wird er sich schon melden.

Keine Eile bei der Kanzlerkandidatenkür: Söder und Laschet Anfang Januar, vor der Wahl des CDU-Vorsitzenden


Keine Eile bei der Kanzlerkandidatenkür: Söder und Laschet Anfang Januar, vor der Wahl des CDU-Vorsitzenden
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Bild: dpa

Als eine der wenigen hatte sich zuletzt die Vorsitzende der oberbayerischen CSU und Landtagspräsidentin Ilse Aigner zu dem Thema geäußert – und Söder geraten, in Bayern zu bleiben. Nicht ganz ausgeschlossen, dass das eine Finte war, denn Aigner werden Ambitionen nachgesagt, Söder im Fall des Falles in der Staatskanzlei zu beerben. Hintersinn ist auch den Freien Wählern nicht fremd. Der Koalitionspartner der CSU im Landtag fordert vehementer als jede andere Partei, dass Söder nach Berlin solle. Nicht nur in der CSU glaubt man, die Freien Wähler wollten sich so eines starken Konkurrenten entledigen und sich in die angenehme Lage bringen, alles, was aus Berlin kommt, der CSU in die Schuhe schieben zu können.

Dabei weiß die CSU selbst nicht so recht, ob Söder in Berlin besser oder schlechter eingesetzt wäre als in München. Zumindest unter CSU-Landtagsabgeordneten dominiert die Auffassung, dass mit Söder als Spitzenkandidat in der nächsten Landtagswahl das eigene Mandat leichter zu verteidigen sein dürfte. Aus dem gleichen Grund wünschen sich vergleichsweise viele CSU-Bundestagsabgeordnete, Söder möge Spitzenkandidat für die Bundestagswahl werden. Eine Umfrage im November wiederum ergab, dass die Mehrheit der CSU-Mitglieder Söder in München behalten will.

Die CSU könnte mit Laschet leben

Und was ist mit Laschet? Er ist keiner, der in Bayern schon viele vom Hocker gerissen hätte. Im jüngsten „Bayerntrend“ des Bayerischen Rundfunks lag er im Votum sowohl der Bayern als auch der CSU-Anhänger noch hinter Merz und Röttgen.

Gerade in der CSU gibt es allerdings eine Hochschätzung für Leute, die in der Lage sind, sich gegen den Trend durchzusetzen, und dann ihre beste Performance abliefern, wenn es darauf ankommt. So wie Laschet. Die CSU könnte mit ihm leben. Aber will Söder das auch? Im Moment spielen sie auf Zeit. Der Kern der Einlassungen der führenden CSU-Leute war zuletzt: keine Eile bei der Kandidatenkür.

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