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#Wir lernen sie jetzt einmal richtig kennen

Wir lernen sie jetzt einmal richtig kennen

Porträts der beiden Kanzlerkandidaten aus den Unionsparteien und der SPD gehörten zu jedem Bundestagswahlkampf dazu. Mit abnehmender Parteibindung bekamen deren Persönlichkeitswerte auch eine immer größere Bedeutung. Dieser Wahlkampf ist ein Unikat: Erstmals seit der Wahl von 1949 bemüht sich kein amtierender Kanzler um seine Wiederwahl. Gleichzeitig machen die Grünen wegen ihrer guten Umfragewerte für die wichtigste Funktion im Staat ein eigenes Angebot. In Deutschland wird es einen neuen Bundeskanzler und einen Regierungswechsel geben. Das macht die Wahl schwer kalkulierbar. Für viele Wähler wird deshalb die Frage von entscheidender Bedeutung sein, welche Persönlichkeit dieses Land durch die kommenden Jahre führt. Der Kanzlerbonus eines bewährten Krisenmanagers fehlt. Diesen fasste Angela Merkel einmal in drei Worte: „Sie kennen mich.“

Die am Sonntagabend im Ersten ausgestrahlte Reportage von Ben Bolz und Philipp Grüll spiegelt diese Konstellation wider. „Die wollen da rein. Der Kampf um das Kanzleramt“, so der Titel. Das ist als Anspielung auf Gerhard Schröder zu verstehen, der als junger Bundestagsabgeordneter in Bonn am Zaun des Kanzleramts gerüttelt hat. Sein unbedingter Wille zur Macht ist bei den drei Kandidaten zwar nicht zu spüren, aber es hat sich seit der Wahl von 1998 auch der Zeitgeist verändert. Das nicht zuletzt wegen des präsidentialen Regierungsstils der vergangenen sechzehn Jahre. Die beiden Autoren geben den Protagonisten die Gelegenheit, uns Zuschauern etwas über ihre Lebens­wege mitzuteilen. Was hat sie biographisch geprägt, und was bedeutet das für ihre zukünftige Amtsführung?

Mit Urteilen halten sich die Autoren zurück, die drei Kandidaten sprechen selbst. So berichtet Olaf Scholz über seine beruflichen Erfahrungen als Rechtsanwalt; Armin Laschet, wie er schon in jungen Jahren Bundestagsabgeordneter wurde; Annalena Baerbock, wie sie nach dem Ende ihres Studiums in London von einer grünen Europaabgeordneten gefragt wurde, ob sie nicht für sie arbeiten wolle. Lebenswege sind unterschiedlich, aber nicht jeder will Bundeskanzler werden, so lässt sich das wohl zusammenfassen.

Die Stärke dieser Reportage liegt in ihrer Zurückhaltung. Die Zuschauer bekommen einen guten Einblick in die Handlungsweise der drei Kandidaten. So ist der immer bedächtig wirkende Scholz genauso bedächtig beim Umgang mit Kritik. Auf die Folgen der Agenda 2010 für die SPD angesprochen, verweist er auf die daraus gezogenen Konsequenzen. Die in seiner Amtszeit als Bundesfinanzminister passierten Skandale, wie den um den DAX-Konzern Wirecard, kommentiert er so: Es gehe darum, ein Problem beherzt anzugehen. Das habe er „immer so gehandhabt, auch in diesem Fall“.

Laschet musste sich seine Kanzlerkandidatur hart erkämpfen, das unterscheidet ihn von seinen beiden Kontrahenten. Er ist in einer Beziehung ein Phänomen: das zu schaffen, was ihm niemand zutraute. So wurde er Ministerpräsident in Düsseldorf, der CDU-Parteivorsitzende und Kanzlerkandidat der Union. Er sei immer unterschätzt worden, so die Frage an ihn, wie er damit umgehe: „Ich habe mich nie unterschätzt.“

Annalena Baerbock muss dagegen mit dem Handicap ihrer fehlenden politischen Erfahrung fertig werden. Allerdings führte ausgerechnet ihre Kanzlerkandidatur zur ersten politischen Krise ihres Lebens. Das kann man über Scholz oder Laschet nun wirklich nicht behaupten. Wer nach dem 26. September in das Bundeskanzleramt einziehen wird, weiß niemand. Die Zuschauer kennen die drei Kandidaten jetzt zwar nicht, aber in dieser Reportage durften sie sie ein wenig kennenlernen. Es könnte ihnen bei der Wahlentscheidung helfen.

Die wollen da rein. Der Kampf um das Kanzleramt, Sonntag, 21.45 Uhr, im Ersten.

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