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#„Wir machen durch Übertreibung alles kaputt“

„„Wir machen durch Übertreibung alles kaputt““

Herr Schäuble, erinnern Sie sich an den 13. Dezember 1972?

War das die konstituierende Sitzung des Bundestags?

Ja, Ihre erste.

Gut, daran erinnert man sich schon, wenn man das erste Mal an einer Plenarsitzung teilnimmt. Ich habe noch die Turnhalle in Bonn vor Augen, wo der Bundestag damals zusammenkam. Es hieß über Jahre, das Gebäude würde bald einstürzen. Deswegen mussten wir später dringend den neuen Plenarsaal bauen und ins Wasserwerk umziehen. Bis der neue Plenarsaal dann fertig war, war schon entschieden, dass Berlin Hauptstadt wird und der Bundestag umzieht. Aber zu meiner ersten Sitzung: Die Wahl des Bundestagspräsidenten erfolgte per Namensaufruf, und Annemarie Renger von der SPD wurde zur Parlamentspräsidentin gewählt.

Was . . .

Schäuble unterbricht. Falls Sie darauf hinauswollen, dass es eine Frau war – das fand ich nicht so bemerkenswert. Bemerkenswert war, dass CDU und CSU nicht mehr den Parlamentspräsidenten stellten. Die SPD bildete zum ersten Mal die stärkste Fraktion und stellte damit auch die Präsidentin. Am nächsten Tag wurde Willy Brandt zum Bundeskanzler gewählt. Zu dem Zeitpunkt waren auch Kurt Georg Kiesinger und Ludwig Erhard noch Mitglieder des Bundestages. Mit allen deutschen Kanzlern, mit Ausnahme von Adenauer, saß ich also zusammen im Bundestag.

Hatten Sie sich darauf vorbereitet, Parlamentarier zu sein?

Die Kandidatur kam überraschend. Ich habe ja nicht geplant, Abgeordneter zu werden, sondern war Vorsitzender der Jungen Union in Südbaden. Ich wollte in der Finanzverwaltung bleiben, wo ich zu dem Zeitpunkt arbeitete, und später Anwalt werden. Dann war aber plötzlich die vorgezogene Bundestagswahl, und im Wahlkreis Offenburg fehlte ein Kandidat. Mich rief damals der Vorsitzende der Jungen Union Offenburg an: In drei Wochen sei die Nominierung, die Junge Union müsse da aber Flagge zeigen, und deshalb müsse ich antreten. Dass es keinen anderen gab, war irgendwie richtig. Und dann habe ich gesagt: Na gut, dann trete ich an, das wird sowieso nicht klappen. Meine Frau wollte ja auch nicht, dass ich Abgeordneter werde. Dann habe ich aber überraschend den Wettbewerb in der Partei gewonnen – und später auch die Wahl.

Hat Ihre Frau es Ihnen übel genommen? Nach Bonn zu gehen hieß ja auch, ein geregeltes Familienleben aufzugeben, Ihre damals einjährige Tochter nur noch am Wochenende zu sehen.

Ich war ja nicht jede Woche in Bonn – und nun ist es 50 Jahre, viele Ämter und weitere Kinder und Enkelkinder her, und das war alles auch nicht so genau geplant. Am ersten oder zweiten Tag nach der Wahl fuhr man schon nach Bonn zur Sitzung der neuen Fraktion. Mit Lutz Stavenhagen aus Pforzheim habe ich mir eine gemeinsame Wohnung gemietet. Die haben wir notdürftig eingerichtet, nicht doll. Das Wichtigste war, dass wir ein Zimmer zum Schlafen hatten und immer einen Kasten Bier.

Sie kamen als junger Abgeordneter gleich in den Untersuchungsausschuss, der die Bestechung beim Misstrauensvotum gegen Brandt untersuchen sollte, eine große Chance. Was haben die Älteren in der Fraktion in Ihnen gesehen?

Manfred Wörner, der Landesgruppenvorsitzende aus Baden-Württemberg, der mich für den Untersuchungsausschuss vorgeschlagen hat, hat sich um uns Junge gekümmert. Er hat natürlich erkannt, dass ich ein guter Jurist war, und im Übrigen schätzte er mich auch sehr aus gemeinsamen Zeiten in der baden-württembergischen CDU. Man zeigt sich einfach durch Fähigkeit. Viel mehr Geheimnis gibt es daran nicht.

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