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#Zum Schnelltest in die Apotheke

Zum Schnelltest in die Apotheke

Wenn es nach dem Bundesgesundheitsminister geht, dann sollen Apotheken in Zukunft einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen das Coronavirus leisten. Bei dem neuen Vorhaben von Jens Spahn (CDU), Corona-Schnelltests für alle bereitzustellen – und auch weitgehend zu bezahlen –, kommt es unter anderem auf die Apotheken an.

Kim Björn Becker

Rüdiger Soldt

Neben Arztpraxen und Impfzentren sollen die Antigen-Schnelltests in Apotheken vorgenommen und ausgewertet werden können, sagte der Minister. Das ist im Prinzip schon seit Dezember möglich. Doch wenn der Bund von März an einen Großteil der Kosten für Schnell- und Selbsttests übernimmt, kommt den Apotheken eine zusätzliche Bedeutung zu.

Ob der Plan des Ministers aufgeht, ist allerdings unklar. Denn nicht jede Apotheke ist in der Lage, die Tests anzubieten. Die Präsidentin des Spitzenverbands der Apotheker ABDA, Regina Overwiening, verweist auf die hohen Auflagen für den Schutz von Mitarbeitern und Getesteten. Diese seien so hoch, „dass bundesweit nicht jede Apotheke diese Leistung derzeit anbietet“, sagte Overwiening.

Zum Beispiel müssten die Tests in einem abgetrennten Raum stattfinden, zudem muss die Apotheke dafür eigens Personal abstellen, das bei jedem Test die volle Schutzausrüstung trägt. „Wenn die Bürger ab 1. März ein Anrecht auf Testung haben sollen und die lokalen Behörden für eine kontinuierliche Auslastung sorgen, gehe ich davon aus, dass mehr Apotheken diese Leistung anbieten werden“, sagte Overwiening.

Was den Anteil der kooperierenden Apotheken betrifft, so gibt es bislang lediglich einen Anhaltspunkt. Das Institut für Handelsforschung in Köln stellte kürzlich das Ergebnis einer Umfrage vor. Demnach kamen Corona-Schnelltests für fast drei Viertel der befragten Apotheken nicht in Betracht. Lediglich knapp jede zehnte Apotheke gab an, bereits Schnelltests vorzunehmen und weitere knapp 20 Prozent zogen dies für die Zukunft in Erwägung. Über die Gründe der Ablehnung gibt die Umfrage keine Auskunft. Auch ist offen, wie aussagekräftig die Daten wirklich sind, da insgesamt nur 177 Apotheken befragt wurden.

Sollte die Größenordnung aber stimmen, stünden rechnerisch demnächst höchstens 5200 der bundesweit etwa 18.800 Apotheken für Schnelltests zur Verfügung – und das auch nur, wenn alle Apotheker ihre Absicht, demnächst Tests anbieten zu wollen, auch umsetzen.

Das Konzept von Jens Spahn sieht vor, dass der Bund die Kosten von Antigen-Schnelltests übernimmt, sofern diese von Fachleuten vorgenommen werden – das wäre in Apotheken der Fall, aber auch in Arztpraxen oder Impfzentren. Zudem sollen demnächst aber auch sogenannte Selbsttests für die Anwendung zu Hause durch das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn zugelassen werden. Für diese soll jeder Bürger nur einen Euro zahlen, den Rest der Kosten will der Bund übernehmen. Bei diesen Selbsttests sehen sich die Apotheken wiederum besonders in der Pflicht.

„Erhöhter Beratungsbedarf“ bei Selbsttests

„Sicherlich werden viele Verbraucher die Selbsttestung nutzen“, sagt Overwiening. „Gerade bei diesen Selbsttests besteht erhöhter Beratungsbedarf hinsichtlich Anwendung und Interpretation des Ergebnisses.“ In beiden Fällen – Schnelltest und Selbsttest – empfiehlt das Robert-Koch-Institut, dass ein positives Ergebnis durch einen PCR-Test im Labor bestätigt wird.

Ärztevertreter sehen offenbar kein größeres Problem dabei, in Praxen Schnelltests anzubieten. „Wir haben alle niedergelassenen Ärzte gebeten, ihren Patienten dieses Testangebot zu machen. Und wir sind sicher, dass die überwiegende Mehrheit dies auch möglich macht“, sagte eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung in Baden-Württemberg. Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, begrüßte Spahns Vorstoß. Bei der Ausgestaltung müsse aber darauf geachtet werden, „dass sich die Tests gut in die Praxisabläufe einfügen, Finanzierungsfragen geklärt sind und Ärztinnen und Ärzten keine zusätzliche Bürokratie entsteht“, sagte Reinhardt der F.A.Z.

Die baden-württembergische Landesregierung hat am Mittwoch ihre Teststrategie aktualisiert. Aus der „Landes-Notreserve“ sollen vier Millionen Schnelltests eingesetzt werden, damit symptomfreie Personen, Berufsgruppen mit einem hohen Infektionsrisiko – also Lehrer und Erzieher – sowie Familienangehörige von Pflegebedürftigen zügig getestet werden können. Die Kommunen, die niedergelassenen Arztpraxen und die Apotheken sollen hierfür Strukturen schaffen. In fünf Tagen sollen Grundschulen und Kitas behutsam wieder geöffnet werden. Die Schnelltests aus der Notreserve sollen eingesetzt werden, bis die neuen Selbsttests zugelassen sind.

Sind genug Tests da, wenn die Schulen wieder öffnen?

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, der „systematische Einsatz von Schnelltests“ sei ein wichtiger Baustein, um vulnerable Gruppen zu schützen und die erreichten Erfolge in der Pandemie-Bekämpfung nicht zu verspielen. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), die mit einigen Kommunen auf eine Entwicklung einer neuen Teststrategie gedrängt hatte, sagte, die Aktualisierung der Teststrategie sei der richtige Schritt, um mögliche Öffnungsschritte zu flankieren. Es müsse „kommunale Schnelltestzentren“ geben. Die Regierung will außerdem vorsorglich sieben Millionen „nasale PoC-Antigen-Schnelltests“ bestellen. Damit können sich Bürger unter der Kontrolle geschulter Laien künftig selbst testen.

Fraglich ist, ob am Tag der Schulöffnung die Testkapazitäten in dem Bundesland ausreichend sind. Kommunen wie Tübingen, Mannheim und Böblingen waren in den vergangenen Wochen schon selbst tätig geworden und hatten auf eigene Kosten Teststrukturen aufgebaut. Die Stadt Mannheim schult schon seit Ende der Woche 800 Personen für die Abnahme der Schnelltests, damit Anfang kommender Woche die 8000 Beschäftigten an den 80 Schulen und 180 Kitas zwei Mal pro Woche getestet werden können.

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