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#92 Prozent für Rot-Rot-Grün

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92 Prozent für Rot-Rot-Grün

Drei Volontäre der ARD haben sich einen interessanten Untersuchungsgegenstand vorgenommen: sich selbst. Beziehungsweise alle 150 Volontärinnen und Volontäre, die bei den öffentlich-rechtlichen Sendern gerade in Ausbildung sind. Wer sie sind, wo sie herkommen, was sie denken – das wollten Lynn Kraemer, Daniel Tautz und Nils Hagemann, die selbst bei der ARD volontieren und die Electronic Media School, die Journalistenschule von RBB und der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, besuchen, wissen. 86 von 150 Journalisten in Ausbildung haben ihre Fragen im April dieses Jahres beantwortet. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Journalist“ ist das Ergebnis nachzulesen.

Michael Hanfeld

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

Wie „divers“ ist der ARD-Nachwuchs also? Wie steht es bei den Öffentlich-Rechtlichen um das „Diversitätsproblem“ in Redaktionen, die „zu weiß, zu alt, zu akademisiert“ seien? So lautete die Ausgangsfrage. Die Antwort: Von Diversität kann mit Blick auf die Herkunft der Volontärinnen und Volontäre durchaus die Rede sein. In vielerlei anderer Hinsicht aber bezeugt die Umfrage eine überwältigende Homogenität, vor allem, was politische Ansichten angeht.

Keine Frauenquote nötig

Eine Frauenquote brauchen die Volontärsjahrgänge schon einmal nicht – der Frauenanteil liegt bei sechzig Prozent. Es bewerben sich mehr Frauen als Männer, und es setzen sich bei der Auswahl auch mehr Frauen als Männer durch. Dreißig Prozent derjenigen, die den drei Volontären geantwortet haben, gaben an, sie verfügten über einen „Migrationshintergrund“, was bedeute, dass entweder sie selbst oder mindestens ein Elternteil aus dem Ausland stamme. Das ist insbesondere – zugleich wenig überraschend – bei den Auszubildenden des öffentlich-rechtlichen Auslandssenders, der Deutschen Welle, so.

Festzustellen ist auch ein Stadt-Land-Gefälle. Fast sechzig Prozent der Volontärinnen und Volontäre kommen aus Städten mit mehr als hunderttausend Einwohnern, die meisten aus Berlin und München, nur elf Prozent kommen vom Land. Ebenfalls nur elf Prozent sind in den neuen Bundesländern aufgewachsen. Der Akademisierungsgrad indes ist hoch, er liegt bei 95 Prozent. Das allerdings hat auch damit zu tun, dass ein abgeschlossenes Studium bei den meisten ARD-Sendern Voraussetzung für ein Volontariat ist. Freilich stammen die meisten Volontäre auch aus Akademikerfamilien. Bei einem Drittel hat ein Elternteil, bei einem weiteren Drittel haben beide Eltern studiert.

Monochrom sieht es bei den politischen Ansichten der Nachwuchsjournalisten der ARD aus. Würden nur sie wählen, käme Rot-Rot-Grün auf einen Stimmenanteil von 92 Prozent. 57,1 Prozent votieren für die Grünen, 23,4 Prozent für die Linkspartei, 11,7 Prozent für die SPD, die Union landet bei drei, die FDP bei 1,3 Prozent. Hier verwirklicht sich der Anspruch, divers aufgestellt zu sein und zugleich die gesamte Gesellschaft zu repräsentieren, am allerwenigsten, wie der Vergleich mit einer Befragung von Infratest dimap vom Mai dieses Jahres zeigt. Demnach käme die Union bei den Wählern im Alter zwischen achtzehn und 39 Jahren auf 33 Prozent, die Grünen auf 27, die SPD auf dreizehn, die Linke auf neun, die AfD auf acht und die FDP auf sechs Prozent.

Auch wenn die Umfrage mit Vorsicht zu genießen ist – die Beteiligung lag bei gerade einmal 57 Prozent, Volontäre von ZDF und Saarländischem Rundfunk waren nicht dabei, da die Sender gerade keine Ausbildungsjahrgänge haben –, lässt sie doch einige Rückschlüsse zu, was die von den Sendern erwünschte und verfolgte „Diversität“ ausmacht und was fehlt. Mehr Vielfalt der internationalen Biographie nach und einem hohen Frauenanteil stehen ein starkes Stadt-Land-Gefälle, ein hoher Akademikeranteil und politische Gleichförmigkeit entgegen. Gerade Letztere lädt dazu ein, Vorurteile über einen „linksgrünen“ öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu bestätigen, nicht nur dank der absoluten Mehrheit grün gesinnter Volontärinnen und Volontäre. Ein knappes Viertel neigt der Linkspartei zu, deren Programm, um es sehr vorsichtig zu sagen, nicht vollständig mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes konform geht.

Zum Fazit von Lynn Kraemer, Daniel Tautz und Nils Hagemann gehört denn auch die Feststellung, dass sich die Sendeanstalten fragen müssten, „wie sie junge Männer und Frauen aus West- und Ostdeutschland und unterschiedlicher politischer Couleur für den Journalismus begeistern können“.

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