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#Abgeordnete schlafen in ihren Büros

Es ist ein schlichtes Büro, das der Abgeordnete Stephan Wefelscheid sein zweites Zuhause nennt. Wenige Bilder, eine Lampe, an Haken hängen Hemden in Plastikfolie. Vom kleinen Schreibtisch in der einen Ecke sind es zwei Schritte bis zum Bett in der anderen Ecke. Davon ist noch nichts zu sehen. Wefelscheid zieht dafür an einem Griff an der weißen Schrankwand, dann klappen Lattenrost und Matratze aus. 90 Zentimeter mal zwei Meter. In einer Schublade daneben sind Kissen und Decke, beide haben einen Aufdruck seines Heimatvereins TuS Koblenz. Man könne sich gerne umschauen, sagt er. Viel gibt es auf den zehn Quadratmetern nicht zu sehen.

Timo Steppat

Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Dem Büro vorgelagert ist ein kurzer Flur – eine Küchenzeile, etwa einen Meter breit, die Tür zum Bad mit Dusche und Toilette. „Das ist kein Luxus, sondern eher eine Studentenbude”, sagt Wefelscheid, der parlamentarischer Geschäftsführer der Freien Wähler im Landtag ist. Wochentags, wenn sich späte Abendtermine an frühe Morgentermine reihen, schläft er meistens in seinem Büro im Mainzer Abgeordnetenhaus. So wie viele andere.

Jeder der 101 Abgeordneten des Landtags von Rheinland-Pfalz hat eine solche Studentenbude zum Arbeiten und Schlafen. Das Flächenland Rheinland-Pfalz hat weite Wege, in die entlegenen Ecken dauert es von Mainz bis zu zweieinhalb Stunden pro Fahrt. Als das Bürogebäude in den Neunzigerjahren errichtet wurde, wollte man den Parlamentariern ein praktisches Übernachtungsangebot bieten – und dem Steuerzahler Spesenkosten ersparen. Ob es Klappbetten auch in Abgeordnetenhäusern anderer Länder gibt? Der Mainzer Landtagsverwaltung ist zumindest keines bekannt.

„Mir war wichtig, dass es etwas persönlich ist“

Ende Juli, der vorletzte Plenartag ist gegen halb neun zu Ende gegangen. Nach einem kurzen Abstecher beim Parlamentarischen Abend eines Verbandes strömen viele ins Abgeordnetenhaus. Auch Sabine Bätzing-Lichtenthäler zählt dazu. Sie öffnet die Tür zu ihrem Büro. Auf der Küchenzeile steht eine Zitronenpresse mit dem Gesicht Angela Merkels – ein Geschenk, sagt sie. Sie öffnet den Kühlschrank. Weingummi, Cola, ein paar Flaschen Bier, Krombacher. Normalerweise liege hier immer kaltes Westerwald-Bräu aus ihrer Heimat. Sie streicht über die Arbeitsfläche. Wie dieser Herd funktioniert, wisse sie gar nicht, bemerkt Bätzing-Lichtenthäler. Wenn sie herkommt, hat sie schon gegessen. Sie schläft hier nur.

Stephan Wefelscheid (Freie Wähler) lagert seine Hemden im Schrank


Stephan Wefelscheid (Freie Wähler) lagert seine Hemden im Schrank
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Bild: Lucas Bäuml

Ein Schritt und man steht im Zimmer, das etwas wohnlicher aussieht als bei Wefelscheid. Den Schreibtisch habe sie entfernen lassen. Um zu arbeiten, hat die Fraktionsvorsitzende der SPD ein weiteres, größeres Zimmer in einem anderen Stockwerk. Dort gibt es allerdings kein Klappbett. Es bleibt deshalb hier ausgeklappt. „Mir war wichtig, dass es etwas persönlich ist“, sagt sie und setzt sich auf die Bettkante. Auf dem Boden liegt ein kleiner roter Teppich. An den Wänden sind Bilder und Erinnerungen an ihre politischen Stationen. Dazu zählt eine große Collage, die ihr die Mitarbeiter im Landesgesundheitsministerium geschenkt haben, als sie vor gut zwei Jahren das Ministeramt gegen den Fraktionsvorsitz eintauschte.

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