#Amerikas Sanktionen gegen Huawei treiben Samsungs Gewinn in die Höhe

Samsung Electronics erwartet, dass der Betriebsgewinn im dritten Quartal des Jahres um fast 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist. Das südkoreanische Unternehmen profitierte dabei von einer starken Nachfrage nach seinen Smartphones und von den Sanktionen, mit denen die Vereinigten Staaten gegen den chinesischen Anbieter Huawei vorgehen. Das habe geholfen, sinkende Preise für elektronische Speicherbausteine in den vergangenen drei Monaten auszugleichen, vermuten Analysten. Smartphones und Speicherbausteine sind die wichtigsten Gewinnbringer für Samsung Electronics, den Kern des größten familiengeführten Unternehmenskonglomerats in Südkorea.

In einer vorläufigen Schätzung bezifferte Samsung den operativen Gewinn im vergangenen Quartal auf 12,3 Billionen Won (9 Milliarden Euro). Das wäre das beste Quartalsergebnis seit zwei Jahren. Der Umsatz stieg nach den vorläufigen Zahlen um 6,5 Prozent auf etwa 66 Billionen Won im Vorjahresvergleich. Samsung übertraf mit der Gewinnprognose die Erwartungen von Finanzanalysten. An der Börse in Seoul stieg der Aktienkurs zeitweise um 1,7 Prozent, gab die Gewinne im Handelsverlauf aber ab.

Samsung hatte im zweiten Quartal zeitweise die globale Spitzenposition im Smartphonemarkt an den chinesischen Konkurrenten Huawei verloren. Doch scheint das Geschäft im Zeitraum von Juli bis September deutlich angezogen zu haben. Manche Analysten erwarten, dass Samsung in den drei Monaten an die 80 Millionen Smartphones verkauft habe, rund 25 Millionen mehr als im Vorquartal. Samsung läge damit nach den Zahlen des Marktforschungsinstituts Counterpoint in etwa auf Vorjahresniveau und hätte die Corona-bedingten Verkaufseinbußen des ersten Halbjahres überwunden.

In vielen Ländern dürfte sich mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen angestaute Nachfrage entladen haben. Samsung hatte im August auch die neueste Variante eines faltbaren Smartphones vorgestellt. Der Betriebsgewinn im Bereich Mobilgeräte könnte sich im dritten Quartal auf etwa 4 Billionen Won verdoppelt haben, sagen Beobachter in Seoul. Neben einem besseren Verkauf dürfte Samsung geholfen haben, dass die Marketingkosten niedriger sind, wenn Verbraucher Virus-bedingt Geräte online einkaufen.

Generell befinden die Südkoreaner sich im Handygeschäft derzeit in einer komfortablen Lage. Huaweis Absatz im Ausland wird durch amerikanische Sanktionen belastet und das amerikanische Unternehmen Apple wird wegen der Coronavirus-Pandemie seine neuesten iPhones erst kommende Woche präsentieren, mehrere Wochen später als gewöhnlich. Das hat Samsung im dritten Quartal geholfen. Im Gegenzug bedeutet das, dass die Konkurrenz für Samsung im Jahresschlussquartal erheblich schärfer ausfallen dürfte.

Die amerikanischen Sanktionen gegen Huawei und andere chinesische Anbieter stützen zumindest kurzfristig auch den zweiten großen Geschäftsbereich von Samsung, die Speicherchips. Die Preise sowohl für DRAM, das in Datenzentren eine große Rolle spielt, als auch für NAND, das unter anderem Fotos und Musik auf mobilen Geräten vorhält, tendierten in den vergangenen drei Monaten abwärts. Finanzanalysten gehen indes davon aus, dass eine starke Nachfrage durch Huawei das Geschäft belebt habe, bevor die jüngsten amerikanischen Sanktionen Mitte September griffen. Es wird vermutet, dass Huawei, einer der großen Kunden Samsungs, einen Vorrat an benötigten Zulieferungen für sechs Monate aufgebaut hat. Falls diese These der vorgezogenen Nachfrage stimmt, kämen auf Samsung auch in diesem Segment schwerere Zeiten zu.

Samsung wird detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen Geschäftsbereichen erst später in diesem Monat vorlegen. Im vergangenen Geschäftsjahr hatten die Halbleiter etwa die Hälfte zum Betriebsgewinn Samsung beigetragen. Auf den Bereich Mobilgeräte, der von den Smartphones dominiert wird, entfiel etwa ein Drittel.