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#Australien schottet sich von Indien ab

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Australien schottet sich von Indien ab

Es war wohl eine der provokanteren Fragen, die Scott Morrison in seiner Laufbahn bisher gestellt bekommen hat. „Haben Sie Blut an den Händen?“, fragte der Moderator der „Today Show“ auf Channel 9 den Premierminister von Australien. Zuerst hatte der frühere australischen Cricket-Spieler Michael Slater die Metapher verwendet. Slater kommentiert in Indien die dortige Premier League und hatte sich über die Ankündigung der Regierung aufgeregt, alle Einreisen aus Indien zu verbieten und hohe Strafen bei Zuwiderhandlung zu verhängen. Nach Ansicht vieler Kritiker setzt die Regierung die Menschen damit großen Gefahren in Indien aus – so wie Slater selbst, der nun in Indien feststeckt. „Blut an ihren Händen, Premierminister. Was fällt ihnen ein, uns so zu behandeln. Wie wäre es, wenn sie unser Quarantänesystem in Ordnung bringen“, hatte der ehemalige Sportler auf Twitter geschrieben.

Der Regierung wird Herzlosigkeit und Rassismus vorgeworfen. Denn seit Montag drohen für rechtswidrige Einreisen aus Indien Haftstrafen von bis zu fünf Jahren Gefängnis und Geldbußen umgerechnet bis zu 42.000 Euro, auch für australische Staatsbürger. Damit verschärft die Regierung ihre Maßnahmen, um ein überschwappen der Welle zu verhindern. Australien hat die Pandemie von Beginn an mit besonders scharfen Grenzkontrollen bekämpft. Seit März 2020 sind die Grenzen für Ausländer weitgehend geschlossen. Diejenigen, die einreisen dürfen, müssen 14 Tage in Quarantäne-Hotels verbringen. Selbst australische Staatsbürger dürfen nur mit Sondergenehmigung ein- oder ausreisen. Tausende sind deshalb in Übersee oder ihrer Heimat gestrandet.

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Angesichts der dramatischen Entwicklung in Indien hatte Canberra schon vor einer Woche außerdem alle Direktflüge von dort verboten. Wie Morrison berichtete, waren aber weiterhin Australier über Drittländer wie Doha und Dubai eingereist. Mit den Strafen sollen nun die Schlupflöcher geschlossen werden. Politiker, Menschenrechtsgruppen und vor allem Australier indischer Herkunft kritisieren die Regeln. „Zurückkehrende Australier ins Gefängnis stecken und mit Geldstrafen belegen. Ich meine, als amtierender Premierminister ist das unglaublich herzlos“, kommentierte der Moderator der „Today Show“. Der Vertreter eines australisch-indischen Verbands wies laut der Zeitung „The Age“ außerdem darauf hin, dass vor allem Menschen mit Familie in Indien betroffen seien. „Wenn es 10.000 Australier mit weißer Haut gewesen wären, hätten sie dann das gleiche getan? Nein“, sagte Jagvinder Singh Virk. 

Mit etwa 600.000 Mitgliedern sind die indisch-stämmigen Australier die drittgrößte Migrantengruppe in Australien. Ihre massive Kritik ist wohl auch nicht ganz ohne Wirkung geblieben. Rhetorisch ruderte Morrison am Dienstag etwas zurück. „Ich glaube, die Wahrscheinlichkeit, dass irgendetwas davon eintritt, liegt so ziemlich bei null“, sagte der Premierminister über die schärfsten Strafandrohungen. Die Regeln würden „verantwortungsvoll und verhältnismäßig“ angewendet.

Australien steht bisher gut da

Er verteidigte aber auch die Maßnahmen seiner Regierung. Die Äußerung, er habe Blut an den Händen, wies er als absurd zurück. Es gehe darum, mit einer temporären Pause eine steigende Zahl von Infektionen in den Griff zu bekommen. Der Druck auf das System sei durch die eintreffenden Fälle enorm, sagte Morrison. Es solle zuerst sichergestellt werden, dass die Menschen sicher aus Indien nach Hause gebracht werden könnten.

Der Premier wies außerdem auf die „beispiellose“ Pandemie-Lage in Indien hin. Dort hat die Zahl der Fälle seit Beginn der Pandemie am Dienstag offiziell 20 Millionen überschritten. Fachleute gehen von deutlich höheren Zahlen aus.

Die Kritik an Morisson wäre wohl noch größer und ebenso „direkt“, wenn er nichts tue und in Australien die dritte Welle ausbreche, sagte Morrison. Australien stehe im Vergleich zu vielen anderen Ländern sehr gut da. Seit Beginn der Pandemie hat Australien mit seinen 25 Millionen Einwohnern weniger als 30.000 Infektionen und 910 Todesfälle verzeichnet. „Unsere Position ist beneidenswert“, sagte Morrison in dem Interview.

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