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#China lässt Russland zappeln

„China lässt Russland zappeln“

Wenn der russische und der chinesische Präsident an diesem Donnerstag in Usbekistan zusammenkommen, wird das Treffen vor allem für Wladimir Putin von Bedeutung sein. Denn auf China richten sich die Hoffnungen des Kremls: Dorthin soll das Gas strömen, das Gazprom nicht mehr an Europa verkauft; von dort sollen Computerchips, Autos und Maschinen kommen, die der Westen wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine nicht mehr liefert. Doch bald sieben Monate nach Russlands Überfall nimmt Peking die Rolle des Retters noch immer nur zögerlich an.

Katharina Wagner

Wirtschaftskorrespondentin für Russland und die GUS mit Sitz in Moskau.

Zwar sind Russlands Exporte nach China, insbesondere von Öl und Gas, zwischen Januar und August um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Doch in umgekehrter Richtung hüten sich Pekings Energiekonzerne, die Sanktionen des Westens zu unterlaufen. Und von der so dringend benötigten Technik kommt bisher nur wenig in Russland an: Die Importe aus China wuchsen bis August nur um 8,5 Prozent. Zwar füllen chinesische Automarken wie Chery und Great Wall zumindest teilweise die Lücke, die VW und andere westliche Hersteller in Russland hinterlassen, und auch die in Russland meistverkauften Smartphones und Fernseher stammen nun von chinesischen Herstellern. Doch ist all das noch lange kein vollständiger Ersatz für die westlichen Lieferanten.

Wie belastbar ist also die Partnerschaft zwischen den zwei Nachbarn, jenseits der vom Kreml schon seit 2014 propagierten „Wende nach Osten“ und der inszenierten Freundschaft der Präsidenten?

Russland setzt auf Zusammenarbeit

Die Annäherung begann nicht erst mit Russlands Annexion der Krim. Schon unter Michail Gorbatschow, dem letzten Sowjetführer, sei die Grundlage für pragmatische Wirtschaftsbeziehungen gelegt worden, sagt der Experte für russisch-chinesische Beziehungen der Denkfabrik Carnegie, Alexandr Gabujew. Damals wurde ein für beide Seiten teurer und belastender Grenzkonflikt beigelegt, der aus ideologischen Differenzen noch zwischen Mao Tse-tung und Nikita Chru­schtschow hervorgegangen war. Nach der Einigung galten laut Gabujew dann gewisse Regeln: Man mischte sich nicht in interne Angelegenheiten ein und betrieb Handel zum gegenseitigen Nutzen.

Wie viel Nähe darf es denn sein? Xi Jinping und Wladimir Putin bei einem Treffen im Jahr 2018


Wie viel Nähe darf es denn sein? Xi Jinping und Wladimir Putin bei einem Treffen im Jahr 2018
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Bild: dpa

Als China Mitte der Neunzigerjahre vom Ölexporteur zum Energieimporteur wurde, stand Russland als Lieferant bereit – wobei es die meisten Pipelines nach Westen baute, wo noch deutlich mehr Energie benötigt wurde. In Russlands Wirtschaft habe lange eine „chauvinistische, eurozentristische Haltung“ geherrscht, so Gabujew; man habe etwa Banken lieber an Österreicher, Deutsche oder Franzosen verkauft als an Chinesen. Erst mit der Annexion der Krim und den westlichen Sanktionen habe sich das geändert. Tatsächlich wuchs der Handel zwischen den Ländern von 2014 bis 2021 um 50 Prozent. Doch stand China im vergangenen Jahr noch immer lediglich für ein Fünftel des russischen Außenhandels.

Schon 2014 wurde klar, dass der Wunsch nach Zusammenarbeit vor allem von Russland ausging: Damals sei erwartet worden, dass China in die Finanzierung der geplanten Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Moskau und Kasan einsteige, schreibt Kadri Liik vom European Council on Foreign Relations – doch Pekings Entwicklungsbanken rührten das Projekt nicht an. In umgekehrter Richtung habe sich die Hoffnung russischer Unternehmer, die Chinesen würden sicherlich „alles kaufen“, nicht erfüllt: Die Brote russischer Bäckereien seien für den Geschmack der Chinesen zu süß und russische Süßigkeiten nicht hübsch genug verpackt gewesen. Dass chinesische Geschäftsleute in Verhandlungen die andere Seite zwei Stunden lang über die „Größe der chinesischen Nation“ belehren und keinen Millimeter von ihrer Maximalforderung abrücken: Diese Erfahrung machen mittlerweile nicht nur westliche, sondern auch russische Unternehmer.

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