Nachrichten

#Der Bruch eines wichtigen Versprechens

„Der Bruch eines wichtigen Versprechens“

In seiner Rede auf der Weltklimakonferenz COP27 erneuerte Bundeskanzler Scholz das deutsche Bekenntnis zu den Klimazielen. Er versprach, dass es mit ihm keine Renaissance der fossilen Energien geben werde, und beteuerte, dass „die Zukunft der Windkraft, der Solarenergie und dem grünen Wasserstoff gehört“. Aber gilt diese Vision auch für Afrika?

Christiana Figueres war von 2010 bis 2016 Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats und leitete die Verhandlungen zum Abschluss des Pariser Klimaabkommens.


Christiana Figueres war von 2010 bis 2016 Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats und leitete die Verhandlungen zum Abschluss des Pariser Klimaabkommens.
:


Bild: dpa

Vanessa Nakate ist eine der bekanntesten Klimaaktivistinnen Afrikas und UNICEF-Botschafterin.


Vanessa Nakate ist eine der bekanntesten Klimaaktivistinnen Afrikas und UNICEF-Botschafterin.
:


Bild: AFP

Voriges Jahr hat die Bundesregierung zugesagt, die öffentliche Finanzierung von fossilen Energieprojekten im Ausland zu beenden. Doch Deutschlands Chance auf eine Rolle als Klimavorreiter wurde seitdem durch Bemühungen erschüttert, neue Gasfelder im Senegal zu finanzieren, ebenso wie durch das gerade auf der COP27 angekündigte Abkommen zur Unterstützung künftiger ägyptischer Gasexporte nach Europa. Damit bricht Deutschland sein zentrales Versprechen. Die Finanzierung neuer Gasin­frastruktur liegt nicht im Interesse der Öffentlichkeit, weder in Afrika noch in Europa. Denn die Erdatmosphäre kennt keine Grenzen. Investitionen in den Ausbau fossiler Energien, egal wo, sind nicht länger vertretbar.

Es sind zweifellos harte Zeiten, die schwere Entscheidungen erfordern. In Europa steigen die Lebenshaltungskosten weiter. Die Regierungen stehen unter Druck, die Energiesicherheit zu garantieren und die Preise niedrig zu halten. All das ist jedoch keine Entschuldigung dafür, Versprechen zu brechen und Klimaschutz zu verzögern. Am Horn von Afrika herrscht nach wie vor eine Hungersnot, in Nigeria haben Rekordüberschwemmungen Verwüstungen angerichtet. Jetzt ist die Zeit für eine politische Führung, die entschieden vorangeht und Sicherheit und Gerechtigkeit vereint. Gas und andere fossile Brennstoffe sind die größten Verschmutzer des vorigen Jahrhunderts. Die Bindung der afrikanischen Länder und der europäischen Finanzwelt an ein Energiesystem auf Basis von Erdgas fesselt uns an eine Vergangenheit, die wir hinter uns lassen müssen.

Erstens sind Investitionen in neue Gasinfrastruktur unwirtschaftlich. Die Branche befindet sich bereits im Niedergang: Die Internationale Energieagentur hat gerade erklärt, dass das Gaszeitalter zu Ende geht. Da sich Investoren und Gesetzgeber von fossilen Brennstoffen distanzieren, würde eine Ausweitung der Gasförderung die afrikanischen Länder mit einer Infrastruktur belasten, die, sobald sie gebaut ist, schon veraltet ist und die Schuldenlast erhöht. Afrika würde zum Schrottplatz für die sterbenden Industrien der Vergangenheit.

Zweitens: Gas versagt bei der Energiesicherheit. Es ist nämlich gerade unsere Abhängigkeit von Gas und anderen fossilen Brennstoffen, die uns so anfällig für diese Energiekrise gemacht hat. Die Erschließung neuer Gasvorkommen ist nicht nur unvereinbar mit der Notwendigkeit, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, sie wird auch nicht dazu beitragen, diesen Winter gut zu überstehen. Es dauert Jahre, bis neue Gasinfrastruktur genehmigt und gebaut wird – zu lange, um unseren kurzfristigen Energiebedarf zu decken.

Afrika kann zum grünen Kraftwerk der Welt werden

Drittens bietet Gas keine echten Entwicklungsmöglichkeiten für die afrikanischen Länder. Die jahrzehntelange Entwicklung fossiler Brennstoffe in Afrika hat den 600 Millionen Menschen südlich der Sahara wenig geholfen, die immer noch keinen Zugang zu Elektrizität haben und in Armut gefangen sind. Entwicklung und Wohlstand für Afrika erfordern Zugang zu sauberer Energie, ein stabiles Klima und die Finanzierung der boomenden Erneuerbaren-Industrie auf dem Kontinent. Die Finanzierung neuer Gasfelder bedeutet, dass Gas in andere Länder exportiert wird: Die verheerenden Umweltschäden und Klimaauswirkungen treffen Afrika, während ausländische Energieunternehmen weiterhin Profite einfahren. Neue fossile Energien sind eine Brücke ins Nirgendwo.

Ein Kontinent wie Afrika – reich an den besten Sonnen-, Wind- und Gezeitenkräften der Welt und voller unternehmerischem Talent und Gemeinsinn – kann das erneuerbare Kraftwerk der Welt werden. Afrika verfügt über 39 Prozent des weltweiten Potentials für erneuerbare Energien, erhält aber nur zwei Prozent der weltweiten Investitionen. Deutschland kann mit erhöhter öffentlicher Finanzierung ein Vorbild sein und damit zusätzliche Investitionen in die Verbesserung der Energienetze und in Technologien für erneuerbare Energien freisetzen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit weiterentwickeln.

Das Ende der fossilen Ära ist unvermeidlich, aber wir können nicht darauf warten, dass es von selbst kommt. Wir müssen es jetzt herbeiführen. Wenn Deutschland Verträge mit afrikanischen Regierungen für neue Gasinfrastruktur unterzeichnet und seine Zusage, die internationale Finanzierung fossiler Brennstoffe zu beenden, nicht einhält, beschädigt es seine Glaubwürdigkeit in der internationalen Klimapolitik und missachtet die Interessen der afrikanischen Bürger. Diese Krise zwingt Deutschland dazu, seine Versprechen einzuhalten und Afrika auf dem Weg in die Zukunft zu unterstützen, anstatt es an die Vergangenheit zu binden.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!