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#Der Mann mit der Sparschwein-Sammlung

Der Mann mit der Sparschwein-Sammlung

Zu den Lieblingstieren von Hans Eichel gehört das Sparschwein. Seine Sammlung von münzenfressenden Borstentieren wurde in seiner Zeit als Bundesfinanzminister von 1999 bis 2005 phasenweise zum Symbol dafür, dass auch Sozialdemokraten mit Steuergeld sorgsam umgehen können. Dass der Ex-Oberbürgermeister, Ex-Ministerpräsident und Ex-Bundesminister, den seine Kritiker für ein trockenes Brötchen und seine Anhänger für chronisch unterschätzt halten, den eigenen Ansprüchen auf Dauer nicht genügen konnte, hatte eine gewisse Tragik. Als sich die wirtschaftliche Lage verschlechterte und die Steuereinnahmen zurückgingen, brachen in der rot-grünen Koalition in Berlin viele zuvor von Eichel gesicherte Dämme.

Ralf Euler

Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung, verantwortlich für den Rhein-Main-Teil der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Als in zweiter Generation in Kassel Geborener darf sich Eichel mit Fug und Recht als „Kasseläner“ bezeichnen. 1964 trat er in die SPD ein, elf Jahre später wurde der damals dreiunddreißigjährige Gymnasiallehrer in seiner Heimatstadt zum jüngsten Oberbürgermeister Deutschlands gewählt. 1981 ging Eichel als erster Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt ein Bündnis mit der noch jungen Partei „Die Grünen“ ein.

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Nur fünf Tage arbeitslos

Im Juli 1989 übernahm Eichel den Vorsitz der hessischen SPD. Nach der Landtagswahl im Januar 1991, bei der die Sozialdemokraten mit 40,8 Prozent knapp vor der von Walter Wallmann geführten CDU lagen, wählte ihn eine rot-grüne Koalition zum Ministerpräsidenten. Das Bündnis, das sich eine „sozialökologische Reformpolitik“ auf die Fahnen geschrieben hatte, wurde vier Jahre später von den Wählern bestätigt, allerdings mit einer Machtverschiebung in Richtung der Grünen.

In die Landtagswahl 1999 und die Auseinandersetzung mit dem CDU-Spitzenkandidaten Roland Koch ging Eichel als Favorit, zog allerdings, nicht zuletzt wegen der CDU-Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, den Kürzeren. Eichels Karriere tat das keinen Abbruch: Er war nur fünf Tage lang arbeitslos und wurde dann, nach dem Rücktritt von Oskar Lafontaine, Bundesfinanzminister.

In Berlin hatte Eichel einen guten Start, der vermeintliche „Hans im Glück“ musste sein hehres Ziel, den Bundeshaushalt zu sanieren, wegen einer Wirtschaftsflaute aber schon bald aufgeben. Vom „Spar-Hans“ mutierte er zum „blanken Hans“. Zur selbsterkorenen Rolle des Sparkommissars passte auch nicht, dass Deutschland unter seiner Amtsführung die Defizitobergrenze zum Schutz des Euros nicht einhalten konnte.

Architektur, Kunst und Design

Eichels Ministerkarriere endete mit der Niederlage von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) bei der Bundestagswahl 2005. Dem Bundestag gehörte er noch bis September 2009 an. Aufsehen erregte der ansonsten stets bescheiden Auftretende in dieser Zeit, weil er vor Gerichten um eine höhere Pension klagte. Vor dem Bundesverwaltungsgericht verlangte er von der Stadt Kassel für seine Zeit als Beamter und Oberbürgermeister ein Ruhegehalt. Das Gericht wies seine Klage mit der Begründung zurück, seine Ministerpension sei „amtsangemessen“.

Einen Ende 2013 erlittenen Schlaganfall hat Eichel nach eigenen Worten gut überstanden. Am Freitag, Heiligabend, vollendet der in zweiter Ehe verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder, zu dessen Hobbys neben der Architektur noch Kunst und Design gehören, sein 80. Lebensjahr.

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