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#Der Sozialonkel aus Wattenscheid

Der Sozialonkel aus Wattenscheid

Es ist nicht leicht für Europaabgeordnete, Aufmerksamkeit zu bekommen. Man muss sich schon wie der einstige SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz im Plenum von einem politischen Schwergewicht wie dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi für die Rolle des Lagerführers in einem KZ-Film vorschlagen lassen. Oder in der Bundespolitik eine wichtige Rolle gespielt haben, wie die ehemalige Justizministerin Katarina Barley von der SPD oder der Grüne Reinhard Bütikofer. Oder aber eine große Klappe haben und vielen auf die Nerven gehen.

Der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke hat eine große Klappe, und er geht seit Monaten vielen auf die Nerven. Im Oktober platzierte der 42 Jahre alte Radtke einen Gastbeitrag in der Tageszeitung Die Welt. Es war ein Frontalangriff auf die Parteikollegin und Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen. „Markige und/oder pathetische Überschriften nach außen, fehlende Kommunikation und Misstrauen nach innen, garniert mit dem völligen Ignorieren des Seelenlebens ihrer eigenen politischen Familie“, bilanzierte er kurz vor dem Ende ihres ersten Jahres im neuen Amt.

„Das ist teils auch von Neid gesteuert“

Seither ist Radtke aus dem Angriffsmodus kaum herausgekommen. Er hat die offene Konfrontation mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán gesucht, als die CDU/CSU nach einer leisen Lösung für das Problem des inzwischen ehemaligen Mitglieds der Parteifamilie EVP suchte. Er hat dem CDU-Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel in der Maskenaffäre Entrückung von der Welt vorgeworfen und anderen Unionspolitikern, sich „instinktlos und dämlich“ zu verhalten. Er hat für Armin Laschet, mit dem er im nordrhein-westfälischen Landesvorstand der CDU sitzt, als Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten gekämpft. Das ging bis zu der alten Drohung, einen eigenen CDU-Landesverband zu gründen, wenn der bayerische Ministerpräsident Markus Söder nicht zurückziehe. Gerade schießt er gegen die Kandidatur des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen für den Bundestag.

„Markige und/oder pathetische Überschriften nach außen, fehlende Kommunikation und Misstrauen nach innen, garniert mit dem völligen Ignorieren des Seelenlebens ihrer eigenen politischen Familie“: Radtke über Ursula von der Leyen


„Markige und/oder pathetische Überschriften nach außen, fehlende Kommunikation und Misstrauen nach innen, garniert mit dem völligen Ignorieren des Seelenlebens ihrer eigenen politischen Familie“: Radtke über Ursula von der Leyen
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Bild: AP

Radtke nervt. Radtke provoziert. Beliebt in den eigenen Reihen macht ihn das nicht. Klar, Laschet hat sich bei ihm persönlich bedankt. „Und das am Tag des Parteitags“, sagt Radtke stolz. In der eigenen Gruppe im Europaparlament aber sind viele schlecht auf ihn zu sprechen. „Es geht immer nur gegen die eigene Partei“, klagt einer. Mehrfach sei er von den Vorsitzenden der CDU/CSU-Gruppe, Angela Niebler und Daniel Caspary, gemahnt worden, nicht gegen die eigenen Reihen zu schießen, berichtet ein anderer. Radtke nervt, aber er trifft auch einen Nerv. Der Zuspruch nach der Kritik an von der Leyen sei riesig gewesen, sagt Radtke. „Er hat ja auch recht“, sagt ein Kritiker. „Aber seine Methoden bleiben falsch.“ Außerdem sei er 2017 nur als „Nachrücker“ für Herbert Reul in das EU-Parlament gekommen, als der Innenminister in Nordrhein-Westfalen wurde, geht es weiter. Als hieße das, er müsse sich erst einmal in Demut üben. „Und dann ist er auch noch ein ehemaliger SPD-Mann.“ Namentlich genannt werden wollen seine Kritiker nicht. Für Radtke ist das eine Steilvorlage. „Das ist teils auch von Neid gesteuert“, sagt er. „Mit Streit und Kritik habe ich kein Problem, aber bitte mit offenem Visier. Wenn dafür die Mischung aus Biss und Anstand fehlt, ist das bedauerlich.“

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