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#General-Probe im AfD-Richtungsstreit

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General-Probe im AfD-Richtungsstreit

Lange hielt sich Joachim Wundrak im Hintergrund. Aber als seine Partnerin im Kampf um die Spitzenkandidatur der AfD, Joana Cotar, am Samstag auf der Bühne des Frankfurter Saalbaus am Südbahnhof zur Bundestagskandidatin der Partei im Wahlkreis Frankfurt II gewählt wurde, hielt es ihn nicht mehr auf dem Stuhl.

Der 65 Jahre alte frühere Luftwaffenoffizier der Bundeswehr lief nach vorne, gratulierte der 17 Jahre jüngeren Parteikollegin und ließ sich mit ihr ablichten. Als er kurz danach zum Telefonieren wegging, musste er zurückgeholt werden. Wer Spitzenkandidat werden will, muss erst einmal an Bekanntheit gewinnen – und als Zweierteam sollten natürlich beide auf das Foto.

Die Nominierung Cotars im Beisein ihres Sparringpartners Wundrak dürfte einer der ersten gemeinsamen Auftritte des neuen Duos gewesen sein. Die hessische Bundestagsabgeordnete mit rumänischen Wurzeln wollte eigentlich Bundessprecher Tino Chrupalla für eine gemeinsame Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl im September gewinnen, um die „verschiedenen Strömungen in der Partei zu befrieden“, sagt Cotar am Samstag. Doch Chrupalla meldete sich nach ihrer Darstellung erst gar nicht zurück – und wiegelte dann ab. Jetzt tritt er mit der wesentlich bekannteren Ko-Fraktionsvorsitzenden der AfD im Bundestag, Alice Weidel, an.

Duo aus dem Meuthen-Lager

Nach der Absage musste ein neuer Partner her. Und den fand Cotar in Joachim Wundrak, Generalleutnant a.D. und zuletzt bis 2018 Kommandeur des „Zentrums Luftoperationen der Luftwaffe“ in Kalkar. Der frühere Luftwaffenoffizier ist seit 2017 in der AfD, seine Mitgliedschaft machte er aber erst im Ruhestand öffentlich, aus Sorge vor beruflichem Ärger und Ressentiments wegen seines Engagements in der Partei, wie er sagt. „Sonst wäre meine Arbeit nicht mehr möglich gewesen“, meint er. „Das ist höchst traurig in unserem Land.“ 2019 trat er zur Oberbürgermeisterwahl in Hannover an, spielte dabei aber keine Rolle. Für den niedersächsischen Landesverband zieht er nun als Spitzenkandidat in den Bundestagswahlkampf. Sowohl er als auch Cotar werden dem Lager um Bundessprecher Jörg Meuthen zugerechnet, müssen bundespolitisch aber noch an Bekanntheit zulegen, um Chrupalla und Weidel gefährlich werden zu können.

„Ich habe mit beiden ein entspanntes Verhältnis“, sagt Wundrack, der mehrere Auslandseinsätze absolvierte und im Führungsstab der Luftwaffe war, bevor er als ehemaliges CDU-Mitglied nach rechts abbog. Er bezeichnet sich als „konservativ  und national eingestellt“, im Gespräch vertritt er typische AfD-Positionen, hält die gegenwärtige Regierungspolitik für schädlich, wirbt für nationalstaatliche Souveränität und Selbstbestimmung und lehnt „die Globalisten und Lobbyisten in Brüssel“ ab. Seiner Partei werde ein „Rechtsextremismus-Problem“ angehängt, sagt er, und zählt dann auf, wie viele frühere Nationalsozialisten einst Mitglieder in anderen Parteien geworden seien. Die NSDAP hält er im Kern für eine linke Partei, womit er einem Rechtsaußen beliebten Narrativ folgt. Von sich selbst sagt er nur, „je älter man wird, desto konservativer wird man auch“.

Die AfD will im Mai ihr Spitzenduo für die Bundestagswahl bestimmen. Noch dürften Cotar und Wundrak vielen Parteimitgliedern unbekannt sein. Aber das könnte sich ändern, zumal ein ranghoher früherer Bundeswehroffizier wie Wundrak in der AfD, die mehrere höhere Offiziere in ihren Reihen hat, gute Chancen haben dürfte. In der Bundeswehr hat er allerdings Sympathien verloren. Schon 2019 schickte ihm Brigadegeneral a.D. Klaus Wittmann einen Brief. Der „Offene Brief an den neuen Hoffnungsträger der AfD“ sparte nicht mit beißender Kritik, höflich im Ton, aber hart in der Sache. Wundrak konnte das offenbar nicht beeindrucken. Selbst wenn er und Cotar sich nicht gegen Chrupalla und Weidel durchsetzen können, bleibt ihm noch die Spitzenkandidatur in Niedersachsen.

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