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#Diesmal reicht die 18-Uhr-Prognose nicht

Diesmal reicht die 18-Uhr-Prognose nicht

Das Wort „Superwahljahr“ ist schnell dahergesagt. Doch von März bis September 2021 entscheidet sich in sieben der 16 Bundesländer, welche Parteien und welche Politiker in den Jahren nach der Corona-Pandemie den Ton angeben werden – und dies nicht nur vor Ort. Von dem Ausgang der Landtagswahlen hängt auch die Zusammensetzung des Bundesrates ab, mit dem es die künftige Bundesregierung zu tun haben wird. Nicht auszuschließen sind auch Auswirkungen auf die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung, die im Februar 2022 über die Nachfolge von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier befinden muss.

Daniel Deckers

Daniel Deckers

in der politischen Redaktion verantwortlich für „Die Gegenwart“.

Ginge es nach den amtierenden Landesregierungen, stünden fast alle Zeichen auf Kontinuität. Mit Ausnahme von Berlin, wo die SPD am Tag der Bundestagswahl mit der neuen Spitzenkandidatin Franziska Giffey antreten will, bewerben sich in den sechs anderen Ländern die bisherigen Regierungschefs um ein neues Mandat. Das politische Farbenspektrum ist bunt wie nie: An diesem Wochenende wollen der Grüne Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg und die Sozialdemokratin Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz in ihren Ämtern bestätigt werden. Im Juni ist es der Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) in Sachsen-Anhalt, am Tag der Bundestagswahl sind es der Linke-Politiker Bodo Ramelow in Thüringen und in Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig (SPD).

Wie aussagekräftig sind Online-Umfragen?

Die Wahl des Deutschen Bundestages am 26. September steht indes schon jetzt im Zeichen der Diskontinuität. Zum ersten Mal seit Gründung der Bundesrepublik stellt sich ein Regierungschef nicht zur Wiederwahl. Wie diese Konstellation die künftigen Machtverhältnisse im Bund und damit auch die Stärke der Parteien in der Bundesversammlung beeinflussen wird, dürfte eine der spannendsten Fragen dieses Herbstes werden – und eine neue Aufgabe für die Meinungsforscher.

Diese haben allerdings derzeit alle Hände voll damit zu tun, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Wahlverhalten der Bürger zu modellieren. Licht und Schatten sind dabei recht ungleich verteilt. Wer wie infratest-dimap (Berlin) und die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen Rundfunkanstalten und Zeitungen mit den Ergebnissen der „Sonntagsfrage“ sowie an Wahltagen mit den Resultaten der Nachwahlbefragung sowie mit Hochrechnungen beliefert, konnte zunächst in einer Hinsicht aufatmen. Wegen der Lockdowns und der Kontaktbeschränkungen waren und sind viel mehr Personen über ihren Telefon-Festnetzanschluss erreichbar als vor der Pandemie.

Allerdings ändert die bessere Erreichbarkeit nichts an dem Umstand, dass immer weniger Haushalte überhaupt über einen Festnetzanschluss verfügen. Mobilfunknummern, wie sie bei infratest-dimap seit 2013 zusammen mit Festnetznummern in einem Zufallsverfahren per Computer generiert werden, lassen sich aber keinem Bundesland und erst recht keiner Stadt zuordnen. Das Unternehmen hat aus dieser Verschiebung jüngst die Konsequenz gezogen, die Sonntagsfrage in einem sogenannten mixed mode zu erheben: Ein Teil der Personen, die für eine Stichprobe oder eine Erhebung benötigt werden, rekrutiert sich mittlerweile aus Wahlberechtigten, die online angesprochen werden.

Reine Online-Befragungen, wie sie mittlerweile von Unternehmen wie Civey als repräsentativ angepriesen werden, können nach Überzeugung von infratest-dimap nach wie vor nicht den Anspruch erheben, einen repräsentativen Querschnitt der wahlberechtigten Bevölkerung als der entscheidenden Grundgesamtheit abzubilden. Auch wenn der Anteil der sogenannten Offliner kontinuierlich abnimmt, heißt es in Berlin, so seien vor allem ältere Bürger nicht gut über das Internet anzusprechen. In dieser Kohorte sind aber nicht nur die Werthaltungen andere als in jüngeren Gruppen. Auch die Wahlbereitschaft und -beteiligung ist unter den Älteren höher, was bei reinen Online-Wahlbefragungen zu erheblichen Verzerrungseffekten führen kann.

Als stärkste Quelle von Verzerrungen bei vielen Online-Befragungen nicht zu unterschätzen ist der Selbstrekrutierungsmechanismus. Können Personen aus eigenem Antrieb an einer Befragung teilnehmen, so sind die Verzerrungen nicht zu korrigieren. Dagegen zieht infratest-dimap aus einem zugrunde gelegten Pool von etwa 150.000 Personen des Online-Panels des Käuferbonusprogramms Payback Zufallsstichproben, um diese aktiv zur jeweiligen Befragung einzuladen.

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