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#Germanist: Sprachpolitik gewinnt an Bedeutung

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Germanist: Sprachpolitik gewinnt an Bedeutung

Sprachpolitische Themen spielen im aktuellen Bundestagswahlkampf nach Angaben des Sprachwissenschaftlers Henning Lobin eine deutlich größere Rolle bei früheren Wahlen. In den Wahlprogrammen der großen Parteien tauchten sie viel häufiger auf als noch vor vier Jahren, sagt der Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache. So sei bei der CDU die Anzahl der Positionierungen zu Fragen wie sprachlicher Integration, Hassrede und sprachlicher Bildung von drei auf zehn gestiegen. Bei der AfD habe sich die Zahl von acht auf 16 verdoppelt, auch bei den Grünen sei ein Plus zu verzeichnen.

Sprachbezogene Themen hätten zwar schon seit 2017 Konjunktur, unter anderem infolge der großen Flüchtlingsbewegung, die praktische Fragen etwa zur Organisation von Sprachkursen aufgeworfen habe, erklärte Lobin. „Seitdem sind sie aber noch einmal stark ausgeweitet und ausdifferenziert worden.“ Das zeige, dass das Bewusstsein der Parteien gewachsen sei, „dass Sprache eine sehr wichtige Rolle spielt, nicht nur für Integration und Bildung, sondern auch in vielerlei anderer Hinsicht“. Einzig bei der SPD zeige sich ein umgekehrter Trend: Hier sei im Wahlprogramm die Zahl der Positionen etwa zu Asyl und Sprachkompetenz, Förderung von Mehrsprachigkeit oder Minderheiten- und Regionalsprachen von einst sieben auf drei geschrumpft.

Das Gendern beschäftigt alle Parteien

Die Wahlprogramme spiegeln nach Ansicht des Forschers auch wider, „dass allgemein Sprache in der Öffentlichkeit derzeit sehr intensiv und kontrovers diskutiert wird“. So positionierten sich bis auf CDU und FDP alle derzeit im Bundestag vertretenen Parteien auch zum Thema Gendern. Die Linke spreche sich explizit für eine diskriminierungsfreie Sprache aus, die AfD klar gegen das Gendern. Eine „gewisse Liberalität“ bringt die CSU laut Lobin mit dem Passus zum Ausdruck: „Wer gendern mag, soll gendern, aber niemand soll dazu gezwungen werden. Wir stehen für Identität statt Ideologie.“

Henning Lobin, Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache, 2018 in Mannheim


Henning Lobin, Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache, 2018 in Mannheim
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Bild: dpa

Grüne, Linke und SPD gehen dem Germanisten zufolge indirekt auf die geschlechtergerechte Sprache ein, indem sie in ihren Programmen selbst konsequent den Genderstern für Personenbezeichnungen wie „Bürger*innen“, „Wähler*innen“ und „Verbraucher*innen“ verwenden. CDU, CSU und FDP setzten hingegen Doppelnennungen wie „Rentnerinnen und Rentner“ ein, sagte der Professor für Germanistische Linguistik an der Universität Mannheim. Bei der AfD sei ausschließlich das generische Maskulinum zu finden, also die verallgemeinerte männliche Form.

Dass die Sprachpolitik heute insgesamt präsenter sei in den Wahlprogrammen, gehe vermutlich unter anderem auf die AfD zurück, die diesen Fragen schon in ihrem Grundsatzprogramm 2016 einen hohen Stellenwert eingeräumt habe. „Die AfD hat wahrscheinlich als erste Partei erkannt, dass die deutsche Sprache ein Thema mit hohem Bindungspotenzial ist.“

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