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#Hitlers Lieblingskünstler

Hitlers Lieblingskünstler

Seit 1957 steht eine Bronzestatue der Göttin Pallas Athene vor dem Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal. Sie stammt von Arno Breker, dem führenden Bildhauer des „Dritten Reiches“. Die Göttin ist allerdings kein Muskelpaket wie die schwellenden Jünglinge, mit denen Breker Hitlers Gunst gewann, sie reckt in giacomettihafter Schlankheit mit mädchenhafter Brust und archaisierenden Gesichtszügen ihren Speerarm in die Luft. Im Jahr 2003 verlor sie Schild und Schwert, als sie von Unbekannten von ihrem Sockel ge­stürzt wurde; nur der Speer aus Messing und der Kriegerhelm sind ihr geblieben. Durch ei­ne am Sockel angebrachte Tafel distanziert sich das Dörpfeld-Gymnasium von Brekers Wirken. Dennoch beschloss die Schulkonferenz vor drei Jahren, die Sta­­tue entfernen zu lassen. Der örtliche Denkmalschutz stellte sich quer. Bei einer Vermittlungsrunde vereinbarten die Streitparteien im Januar 2020, Brekers Bronze durch ein zeitgenössisches Kunstwerk zu ergänzen. Die Ausschreibung steht noch aus.

Seit letzter Woche ist die Wuppertaler Pallas vor­über­gehend im Deutschen Historischen Museum in Berlin untergebracht. Ihr gegenüber liegt ein Marx-Kopf in einer Vitrine, den Brekers jüngerer Bruder Hans Anfang der fünfziger Jahre für die Universität Jena entworfen hat. Hans Breker lehrte seit 1949 unter dem Pseudonym van Breek an der Weimarer Kunsthochschule der DDR. Nach seiner Umsiedlung in die Bundesrepublik erhielt er zahlreiche öf­fent­­liche Aufträge, darunter Mahnmale für die Opfer des Zweiten Weltkriegs in Wesel und Leverkusen sowie Porträtbüsten von Käthe Kollwitz und Dietrich Bonhoeffer. 1958 gestaltete er das Ehrenmal für die Gefallenen der deutschen Sturmartillerie im fränkischen Karlstadt.

Von stilistischer Kontinuität kann keine Rede sein

Sowohl Arno als auch Hans Breker stehen unter den gut tausend Namen der „Gottbegnadeten-Liste“, auf der das nationalsozialistische Regime im Dezember 1944 die wichtigsten Schriftsteller, Schauspieler, Re­gisseure, Architekten und bildenden Künstler des „Dritten Reiches“ zusammenfasste. Sie alle wurden vom Wehrdienst freigestellt.

Die räumliche Konstellation im DHM offenbart die konzeptionellen Schwierigkeiten einer Ausstellung, die die Entwicklungslinien der Nazikunst nach der Stunde Null nachzeichnen will. Beide Breker-Brüder ha­ben sich im Kalten Krieg den Er­war­tungen ihrer jeweiligen Auftraggeber angepasst, vom asketischen Klassizismus der Pallas-Statue bis zur rauhen Monumentalität der Marx-Porträts und Opfermahnmale. Das Geschäft des Älteren, des eigentlichen braunen Staatskünstlers, florierte bis zu seinem Tod, führende Künstler und In­tellektuelle, aber auch die Bundeskanzler Adenauer und Erhard ließen sich von ihm in Bronze gießen. Von stilistischer Kontinuität kann also, abgesehen von der Feindschaft gegen die Abstraktion, kaum die Re­de sein, selbst bei Richard Scheibe nicht, der 1953 das Ehrenmal für die Opfer des 20. Juli im Berliner Bendlerblock als germanischen Heros entwarf, aber mit seinem erneuerten Ebert-Denkmal an der Fas­sa­de der Frankfurter Paulskirche zur Formensprache der zwanziger Jahre zu­rückkehrte. Wie aber zeigt man das: ein Kontinuum, das aus Brüchen besteht?

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