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#Lokaler Lockdown im zentralistischen Frankreich

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Lokaler Lockdown im zentralistischen Frankreich

Schon die Engländer wussten, dass im Winter nichts schöner ist als ein Spaziergang am Kieselstrand von Nizza. Aber die „Promenade des Anglais“ wird für sonnenhungrige Urlauber und Einheimische fortan gesperrt sein – zunächst nur am Wochenende. Der Präfekt des Départements Alpes Maritimes, Bernard Gonzales, hat mitten in den französischen Schulferien eine lokale Ausgangssperre verhängt. Nicht nur Nizza, auch 63 Kommunen am Küstenstreifen bis Cannes sind davon betroffen.

Michaela Wiegel

Damit reagierte der Präfekt auf die seit Tagen steigenden Infektionszahlen. 80 Prozent der Intensivbetten der staatlichen Krankenhäuser seien belegt, sagte der Präfekt. „Das Krankenhauspersonal steht wahnsinnig unter Druck“, sagte Bürgermeister Christian Estrosi. In der Stadt Nizza liegt die Inzidenz mit 700 (auf 100.000 Einwohner) fast drei Mal so hoch wie im Landesdurchschnitt. Im Département Alpes-Maritimes liegt die Inzidenz bei 577.

Spaziergänge nur noch für eine Stunde

Die lokalen Beschränkungen stellen im zentralistischen Frankreich ein Novum da. Präsident Emmanuel Macron hat sich von den wissenschaftlichen Beratern emanzipiert, die einen nationalen Lockdown fordern, und experimentiert mit lokal abgestuften Antworten. „Wir müssen von Fall zu Fall entscheiden und regionale Lösungen finden“, sagte Macron am Dienstag am Rande eines Termins in der Nähe von Lyon. Wichtig sei es ihm, sich mit den lokalen Verantwortlichen eng abzustimmen.

In der Küstenregion zwischen Nizza und Cannes dürfen die Bewohner nur noch mit triftigem Grund an den Wochenenden nach draußen. Spaziergänge oder Sport im Freien sind nur im Umkreis von fünf Kilometern von der Wohnung und für eine Stunde erlaubt. „Vor allem beim schönen Wetter, bei dem alle gerne rausgehen, müssen wir uns jetzt zusammenreißen. Es wird sich lohnen. Nur so können wir die Dynamik der Pandemie stoppen“, sagte der Präfekt in einer Pressekonferenz.

Besonders die englische Virus-Mutante macht den Krankenhäusern an der Côte d’Azur zu schaffen. Seit Schulferienbeginn im Osten und Westen Frankreichs Anfang Februar ist der Strom der Urlauber an die Sonnenküste nicht abgerissen. In den Gassen der Altstadt von Nizza wurde Bier und Wein ausgeschenkt, oftmals bildeten sich Menschentrauben vor den geschlossenen Restaurants und Bars. Deshalb wurde jetzt auch ein Alkoholverbot verhängt.

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Der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, fordert seit längerem ein hartes Durchgreifen. Die Regierung reagiert hingegen mit neuer Gelassenheit. Gesundheitsminister Olivier Véran schloss einen landesweiten Lockdown aus. „Wir werden mehr Impfstoff in die Region schicken“, kündigte er an. Außerdem werde die Teststrategie verbessert und die Nachverfolgung ausgeweitet. Die Grenze zu Italien bleibt offen, aber die Kontrollen sollen verstärkt werden.

Unter den Einheimischen gibt es Kritik an den Verschärfungen. Zwei Wochen lang hätten sich Franzosen aus anderen Landesteilen bei ihnen vergnügt und die Einheimischen müssten jetzt in den eigenen Schulferien dafür büßen, beschwerte sich der Bürgermeister von Antibes, Jean Leonetti. Er plädierte dafür, die Ausgangsgenehmigung von einer auf drei Stunden auszuweiten. „Für die Familien ist es besser draußen herumzulaufen und frische Luft zu schnappen als drinnen eingesperrt zu sitzen“, sagte Leonetti, ein früherer Kardiologe.

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