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#Schicksal oder freier Wille?

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Schicksal oder freier Wille?

Schon als Kind war Friederike Hauffe äußerst empfindlich. Als junge Frau und zweifache Mutter machte sie ihre Umgebung besorgt: „Einmal sprach sie drei Tage nur in Versen, und ein andermal sah sie drei Tage lang nichts als eine Feuermasse, die durch ihren ganzen Körper lief. Dann hatte sie wieder drei Tage lang die Empfindung, als tröpfele ihr ein Tropfen kaltes Wasser nach dem andern auf den Kopf, und hier erschien ihr auch das erste Mal außer sich ihr eigenes Bild. Es saß weißgekleidet vor ihr auf einem Stuhle, während sie im Bette lag. Sie sah lange das Bild an, wollte schreien, aber konnte nicht.“

Tilman Spreckelsen

So berichtet es der Arzt Justinus Kerner, der die 1801 geborene Friederike Hauffe kurz nach ihrem 25. Geburtstag und bis zu ihrem Tod im August 1829 behandelte, die letzten beiden Jahre in seinem Haus in Weinsberg. Weil die Patientin nach Angaben ihres Arztes allerlei hellseherische Talente zeigte, gaben sich bald Neugierige die Klinke in die Hand, um der Sache auf den Grund zu gehen, darunter Görres, Schelling und Schleiermacher.

Ein Besuch in der Geisterwelt

Kerner schrieb ihre Geschichte unter dem Titel „Die Seherin von Prevorst“ auf. Die Reaktionen waren Skepsis und Spott (Karl Immermann widmete den Weinsberger Geistersehern 1838/39 in seinem „Münchhausen“-Roman einen sehr lustigen satirischen Exkurs), aber auch reichlich Bewunderung. Ein Leser, der Freiherr Hans von und zu Aufseß, wandte sich an Kerner und wollte wissen, wie er über „Todtenbefragungen“ durch eine Seherin denke. Er würde für eine solche Gelegenheit auch gern eine Reise auf sich nehmen.

Johannes ab Indagines „Kunst der Chiromantzey“, erschienen 1523 in Straßburg, beschreibt, was sich aus der Betrachtung einer Hand lernen lässt.


Johannes ab Indagines „Kunst der Chiromantzey“, erschienen 1523 in Straßburg, beschreibt, was sich aus der Betrachtung einer Hand lernen lässt.
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Bild: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Ob der Freiherr tatsächlich nach Weinsberg ins Kernerhaus kam, ist ungewiss. Aber er gründete 1852 das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, das heute für seine Ausstellungen aus einem reichen eigenen Bestand an Zeugnissen der Alltagskultur schöpfen kann – auch solchen, die im Zusammenhang mit dem Okkulten stehen. Zugute kommt das gegenwärtig einer von Marie-Therese Feist kuratierten Ausstellung, die unter dem Titel „Zeichen der Zukunft“ untersucht, welche Vorstellungen und Methoden zur Wahrsagerei sich in Europa und in Ostasien historisch und gegenwärtig erkennen lassen – ein Großteil der Exponate zur europäischen Wahrsagekultur stammt aus dem Haus selbst, den chinesischen Bereich deckt eine Kooperation mit dem National Museum of Taiwan History und der Academia Sinica in Taipeh ab –, nach der Station in Nürnberg soll die Ausstellung in veränderter Form auch in Taiwan gezeigt werden.

Dass bei diesem riesigen Gebiet allenfalls Schlaglichter gesetzt werden können, liegt auf der Hand, und auch, dass vieles davon nur schwer durch Exponate veranschaulicht werden kann. Es ist nicht zuletzt der einleuchtenden Ausstellungsstruktur geschuldet, dass sich trotzdem ein überzeugendes und in vielen Teilen überraschendes Bild ergibt. Denn wenn grundsätzliche Fragen, die Menschen seit Urzeiten an die Zukunft richten, in Ost und West ähnlich sind – eine Medieninstallation im Vorraum der Ausstellung führt mit projizierten Sätzen wie „Wann soll ich reisen?“, „Wie bleibe ich gesund?“ oder „Wo sollen wir jagen?“ universell ins Thema ein –, rechnet man doch damit, dass sich die Wege zu den Antworten durch Zeiten und Kulturen massiv unterscheiden.

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