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#Schrei vor Glück?

Schrei vor Glück?

Zwei Dutzend junge Männer und Frauen, gut gelaunt, die mit Freude über die SPD sprechen und Lust auf Wahlkampf haben – wo gibt’s denn so was? In Soltau, im „Roten Bahnhof“. Ein schmuckloses gelbes Gebäude an den Gleisen, in denen seit vielen Jahren Lars Klingbeil seine Wahlkampfzentrale hat. Jetzt wird sie für den anstehenden Bundestagswahlkampf eröffnet, es gibt Kuchen. Klingbeil ist gekommen, er will den Wahlkreis in Niedersachsen bei der Bundestagswahl wieder direkt gewinnen.

Mona Jaeger

Stellvertretende verantwortliche Redakteurin für Nachrichten.

Das dürfte dem SPD-Generalsekretär gelingen, auch wenn er selbst nicht allzu viel Zeit in Soltau wird verbringen können. Denn anders als in Soltau sieht die Situation der SPD im Bund miserabel aus. Wie festgenagelt sind die Sozialdemokraten da. Auch wenn man die optimistischsten Umfragen rausholt, stehen da nur 17 Prozent für die SPD.

Olaf Scholz, der Kanzlerkandidat, ist womöglich beliebter. Würde der Kanzler direkt gewählt, hätte er vielleicht Chancen, Angela Merkel zu beerben. Wäre da nur nicht diese Partei, in der er Mitglied ist.

„Die SPD strampelt sich ab, aber niemand sieht es“

Die SPD in Soltau wirkt wie aus der Zeit gefallen. Zum einen: Hier haben die Jungen das Ruder in der alten SPD übernommen. Aynur Colpan ist 30 Jahre alt und eine von zwei jungen Unterbezirksvorsitzenden. Sie kommt aus einer Arbeiterfamilie, hat einen Migrationshintergrund. Erst machte sie eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten, jetzt beendet sie bald ihren Master. Eine sozialdemokratische Aufstiegsgeschichte. Warum ist sie nicht bei den Grünen? „Weil die SPD meine Werte vertritt“, sagt sie fröhlich.

Wie aus der Zeit gefallen wirkt die SPD hier aber auch wegen solcher Sätze: „Im Tante-Emma-Laden ist Gendern kein Thema.“ Colpan hat eine Botschaft: Wenn die SPD erfolgreich sein wolle, dann müsse sie nah an den Themen der Bürger sein. Das sieht der SPD-Generalsekretär ganz genauso. Die SPD Soltau verschickte vor einiger Zeit an alle Bürger Postkarten. Haben Sie Vertrauen in die SPD, war die Frage. Und die Antwort: lokal ja, im Bund aber nicht.

Scholz sind Selbstzweifel fremd

„Die SPD strampelt sich ab, aber niemand sieht es“, sagt Colpan. „In den Kommunen ist das anders.“ Und auch Klingbeil kann man dieser Tage seufzen hören: In Niedersachsen darf die SPD mancherorts noch von 30 bis 40 Prozent träumen – und im Bund muss sie hoffen, das Scholz noch zum TV-Duell der Kanzlerkandidaten eingeladen wird.

Scholz selbst sind Selbstzweifel fremd. Er glaubt an 23 Prozent, die er mit der SPD erreichen kann, an manchen Tagen auch an mehr. Doch danach sieht es bisher nicht aus. Um sein Ziel zu erreichen, muss die SPD nicht stärker werden als CDU/CSU. Aber sie müsste stärker werden als die Grünen. Und ein Ergebnis erzielen, dass Schwarz-Grün unmöglich macht. Immerhin, so sagen viele Sozialdemokraten, ist der Abstand zu den Grünen schon kleiner. Waren es kürzlich noch zehn Prozentpunkte, so sind es nun je nach Umfrage nur noch drei bis sieben. Und die SPD geht davon aus, dass der Fall der grünen Aktie unumkehrbar ist. Allerdings ist die rote Aktie bisher nicht gestiegen.

Zumindest motiviert will die SPD wirken, wenn die Lage denn auch düster ist. Am Anfang steht diese Analyse: Die Union wird oft aus Disziplin gewählt, die Grünen dienen derzeit vor allem als Projektionsfläche. Die SPD aber muss um jede Stimme kämpfen. Generalsekretär Klingbeil sagt: „Wir müssen ausstrahlen: Es geht um Kampf.“ Das ist eine schöne Geschichte – wenn sie denn gut ausgeht. Aber wird sie das?

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Dafür, dass es bei den Sozialdemokraten nicht gut läuft, haben sie verschiedene Erklärungen, die Hoffnung verbreiten sollen. Etwa, dass die meisten Bürger sich noch gar nicht mit der Bundestagswahl befasst haben. „Die Menschen sind noch mit der Pandemie beschäftigt, mit dem Impfen – und dann auch mit der Erholung von der Pandemiezeit. Dass die Bundestagswahl stattfindet, haben im Moment verständlicherweise noch nicht alle im Blick“, sagt etwa Bettina Lugk, die im Sauerland im Märkischen Kreis um ein Direktmandat kämpft.

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