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#Selbst ohne die Besten nicht chancenlos

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Selbst ohne die Besten nicht chancenlos

Was macht eine Basketball-Nationalmannschaft an der Haltestelle, wenn der Bus noch nicht gekommen ist? Basketball schauen. Das letzte Spiel in der Finale-Serie der NBA, live auf dem Handy. Ein symbolisches Bild für Olympia. Basketball erscheint, aus der Distanz betrachtet, als ein Weltspiel, das die Amerikaner gewinnen, falls sie denn das Gold der Sommerspiele lockt. Und die Deutschen schauen zu.

An diese schmerzhafte Gewohnheit glaubten selbst Leistungssportexperten Ende Juni, als die Größe der Olympiamannschaft festzustehen schien. Aber im allerletzten Moment sprang die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) noch in den Flieger nach Tokio, den Schweiß nach einem hart erkämpften Turniersieg in Split noch auf der Stirn und ein breites Lächeln auf den Lippen. Gläubige sagen, die Letzten werden die Ersten sein.

Basketball-Experten aus aller Welt haben anderes im Sinn, wenn es um das Olympische Turnier geht. Der frühere Profi und Analyst Dimitrije Curcic befragte 83 Journalisten unter anderem nach den Medaillengewinnern. Das Ergebnis: Gold für die NBA-Auswahl zum sechsten Mal, seit die Profis 1992 bei Olympia erschienen. Silber für Australien, Bronze für Spanien. 1,2 Prozent sehen die Deutschen auf dem Podium.

Ohne Schröder

Vor der Weltmeisterschaft 2019 genoss die Auswahl von Bundestrainer Henrik Rödl mehr Vertrauen. Weil Dennis Schröder im Aufgebot stand. Einer der schnellsten Aufbauspieler der Welt, gegenwärtig NBA-Profi ohne Vertrag, aber mit der Aussicht auf eine mit vielen Millionen Dollar dotierte Anstellung. „Jedes Team hätte ihn gerne dabei“, sagt Armin Andres, Vizepräsident des DBB für Leistungssport: „Aber es hat nicht mehr geklappt.“

Schröders Marktwert ließ sich nicht so hoch versichern, wie es sich der Braunschweiger wünschte. Weil auch Daniel Theis und Maximilian Kleber absagten, spielen die Deutschen ohne ihre etablierten NBA-Profis in Tokio. Das mag den Wahrnehmungswert in der auf die amerikanische Basketball-Welt fixierte Szene reduzieren, gilt aber deshalb als Chance. „Wir sind“, sagt der frühere Nationalspieler Andres, „nicht leicht ausrechenbar.“ Das ist die konkreteste offizielle Antwort auf die kurios erscheinende Frage, warum eine deutsche Nationalmannschaft ohne ihre schillerndste Figur eine Reihe sehr schwieriger Partien in Kroatien, noch dazu in den letzten Minuten, gewonnen hat.

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Niemand zweifelt an der individuellen Spielstärke Schröders. Aber bei der WM in China ließ sich schon von außen erkennen, dass es innen nicht rund lief: 18., mit einem Ensemble Begabter, das es in Deutschland bislang nicht gab. Sie fanden nicht zu einem Team. Vor und in Split entstand eines unter denkbar schwierigsten Bedingungen. Das Hickhack um Schröders Teilnahme, die schwere Erkrankung des in München wieder famos spielenden Paul Zipser, die Nominierung des wegen seiner Teilnahme an einer Demonstration unter anderem mit Corona-Leugnern im Sommer 2020 kritisierten Joshiko Saibou und schließlich die öffentliche Diskussion um Rödls Zukunft als Cheftrainer.

Schwer zu lesen

Flügelspieler Johannes Voigtmann sprach von einer „Katastrophe“. Was das heißt? Entweder schweißten diese Probleme die Spieler zusammen. Oder jeder Einzelne ist in der Lage, die gewaltigen Nebengeräusche zu verdrängen. Stressresistenz führte zum Coup von Split. Weil diese Mannschaft bei Rückständen nicht die Nerven verlor, immer wieder zurück in den Rhythmus fand und in der Verteidigung eine Einheit bot. Die Qualität der „Übriggebliebenen“ ist groß.

Im Kern im besten Basketball-Alter, geschult in der Europa League, deren stärkste Klubs sich nicht vor NBA-Teams verstecken müssen: Maodo Lô, Niels Giffey (beide Alba Berlin), Johannes Barthel (Fenerbahçe Istanbul) oder Voigtmann (ZSKA Moskau). Der steht stellvertretend für eine neue Statik im Team: „Er hat die große Ruhe, er ist die führende Kraft“, sagt Andres, „seine Spielintelligenz, seine Verteidigung, seine Pässe sind herausragend. Und wenn es sein muss, dann punktet er.“ Oder begradigt, was auf mehreren Ebenen krumm gelaufen ist. Eine Aussprache mit Saibou, der sich schon im Herbst in der F.A.Z. distanziert hatte von Verschwörungstheoretikern, reichte für die Integration. Auf dem Parkett in Split rechtfertigte der Guard sein Comeback: unerschrocken, selbstbewusst und kampflustig.

Weil alle von Rödl eingesetzten Profis so auftraten, ist das Spiel der Deutschen schwer zu lesen. Mal war es Saibou, mal Maodo Lô, im Finale gar der junge Moritz Wagner, der im Sinne des Teams besonders zum Zuge kam. Schafft es der Bundestrainer, diese Kultur des Gönnens und Gebens ins olympische Turnier zu übertragen, dann ließe sich die Gruppenphase mit drei Brocken vielleicht überstehen. Ein Sieg über Italien am Sonntag (6.40 Uhr MESZ im F.A.Z.-Liveticker zur Olympia, in der ARD und bei Eurosport) stieße das Tor auf, weil neben dem Ersten und Zweiten auch die besten Gruppendritten in die K.o.-Runde einziehen.

Italien tritt als stolzer Bezwinger der Serben im Qualifikationsturnier von Belgrad in Tokio an, verstärkt im letzten Moment mit Danilo Gallinari von den Atlanta Hawks. Im Schnitt seiner gut zehnjährigen NBA-Karriere erzielte der 2,08-Meter-Mann auf der „großen Flügelposition“ 15 Punkte pro Spiel. Verlieren die Deutschen, dann geraten sie sofort unter Druck. Denn Nigeria will am Mittwoch mit acht NBA-Spielern antreten. Medaillenkandidat Australien erscheint zum Finale der Vorrunde am 31. Juli als stärkste Gegner.

„Die Jungs sind heiß“, sagt Andres, Olympiateilnehmer 1992, „hoch motiviert, sie wollen mehr.“ Und können auch nicht anders, als auf dem Parkett als Einheit Olympia zu genießen. Corona lässt keinen Spielraum für Ablenkung, wird die Deutschen aber kaum nerven können. Die meisten sind die Isolierung seit einem Jahr gewohnt.

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