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#TV-Duell mit Höcke: Voigts Experiment gelingt

Der CDU-Mann ist im Duell mit Björn Höcke souverän und angriffslustig. Der gibt sich hingegen zurückhaltend bis peinlich.

Mario Voigt kann zufrieden sein. Die Annahme, er werde dem AfD-Mann Björn Höcke in einem Rededuell unterlegen sein, hat sich am Donnerstagabend als falsch erwiesen. Im Gegenteil: Voigt wirkte sicher und gut vorbereitet, Höcke hingegen über weite Strecken nervös und wenig souverän. Im Verlauf der Sendung wurde Voigt stärker, Höcke hingegen, auch weil die Moderatoren bei ihm entschiedener nachfragten, schwächer. Ihm war offenbar daran gelegen, als gemäßigter Politiker zu erscheinen.

Voigt sagte, er hätte erwartet, dass Höcke den „Mumm“ habe, zu seinen Thesen zu stehen. Doch Höcke dachte gar nicht daran. Als es um den Begriff Remigration ging, also die von der AfD propagierte Rückführung von Millionen Menschen aus Deutschland, brachte Höcke eine ganz neue Definition: Er verwende den Begriff dafür, dass die anderthalb Millionen Deutschen, die in den vergangenen Jahren ausgewandert seien, wieder nach Deutschland zurückkommen, also remigrieren sollten.

Es geht viel um Migration

Begonnen hatte die Diskussion mit dem Thema Europäische Union. Ein Ausscheiden aus der EU sei eine Katastrophe für Deutschland, sagte Voigt. Er warf der Höcke vor, mit dem von der AfD geforderten Dexit Deutschland in eine wirtschaftliche Katastrophe zu stürzen. Höcke hingegen verwies auf die Klimapolitik der EU, deren „hysterischen Kampf“ gegen den Verbrennungsmotor und den Diesel. Man merkte, dass Voigt sich hier nicht sehr wohl fühlt.

Auch beim Thema Migration konnte Höcke zunächst noch einige Punkte machen, als er auf die Politik von CDU-Kanzlerin Angela Merkel einging. „Sie haben das Land mit ihrer Migrationspolitik an den Rand des Abgrunds geführt“, warf er Voigt vor. Nun müsse die Botschaft an die Welt sein, dass das „Weltsozialamt Deutschland“ geschlossen sei. Voigt machte sich für ein entschiedenes Vorgehen gegen illegale Migration stark. Er sagte aber zugleich, dass es Arbeitsmigration in Thüringen und Deutschland dringend brauche: Jeder vierte Arzt in thüringischen Klinken komme aus dem Ausland. Wenn aber ein „Reichskanzler Höcke“ regieren werde, dann würde keiner von ihnen mehr kommen wollen, sagte Voigt. Meist lächelt er dabei, ohne an polemischen Formulierungen zu sparen.

Voigt machte geltend, dass Thüringer Kommunalpolitiker als Erste eine Bezahlkarte und eine Arbeitspflicht für Asylbewerber eingeführt hätten, während der AfD-Landrat in Sonneberg nichts dergleichen gemacht habe. Die AfD blase zwar die Backen auf, tue aber nichts. Höcke sagte, er lehne Arbeitskräfte aus dem Ausland nicht ab. Für ihn sei es aber wichtiger, dass die Deutschen wieder mehr Kinder bekämen. Das müsse gefördert werden.

Voigt warf Höcke vor, dass er 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung aus Deutschland ausweisen wolle, und damit auch Deutsche meine. Die CDU schätze jeden Menschen in seiner Würde. Höcke aber wolle alle aus Deutschland heraushaben, die ihm nicht passten: „Irgendwann sind es die Brillenträger.“ Höcke entgegnete, dass Voigt seine Äußerungen falsch verstanden habe.

Höcke hat Erinnerungslücken

Als es um die SPD-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz ging, deren Ausweisung Höcke in seinem 2018 erschienenen Buch indirekt gefordert hatte, wollte Höcke sich nicht erinnern. Auf die Frage, ob er das heute noch einmal so fordern würde, sagte er, das Buch sei schon sechs Jahre alt. Er müsse die Passage selbst noch einmal lesen. „Wie hieß sie noch mal?“, fuhr Höcke fort. „Ich habe die Dame nicht mehr auf dem Schirm.“ Das wirkte peinlich.

Am Ende der Diskussion ging es auch um deutsche Erinnerungskultur. Das Duell fand am Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald statt. Voigt sagte, er werde am Sonntag an der Gedenkfeier dort teilnehmen. Er sei der Meinung, dass jemand wie Höcke, der in der Gedenkstätte Hausverbot habe, nicht Ministerpräsident in Thüringen werden dürfe. Höcke entgegnete, dass er und seine Parteifreunde dort Hausverbot hätten, sei ein Zeichen dafür, wie schlecht es um die Meinungsfreiheit bestellt sei. Er sei für eine „vitale Erinnerungskultur“, und dafür müsste das Positive in der Geschichte in den Mittelpunkt gestellt werden. Voigt erinnerte daran, Höcke habe in einem Interview gesagt, das große Problem sei, „dass Hitler als das absolut Böse dargestellt“ werde. „Wir Deutsche leben einen modernen Patriotismus, die Leute wollen nicht ihre verquasten Ausführungen“, so Voigt.

Höcke behauptete schließlich sogar, er habe nicht gewusst, dass der Satz „Alles für Deutschland“ verboten sei, als er ihn in einer Wahlkampfrede benutzt. Das sei doch ein „Allerweltspruch“. Das wirkte unglaubwürdig, nicht nur weil Höcke Geschichtslehrer am Gymnasium war. Am Ende sagte er, seine Hand sei weiter ausgestreckt, wenn es um eine bürgerliche Koalition mit der CDU gehe. Voigt lehnte das ab: „Sie sind nicht bürgerlich, Sie sind völkisch“.

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