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#Warum der Impfstopp alle überrascht hat

Warum der Impfstopp alle überrascht hat

Wie schnell sich in Pandemie-Zeiten die Lage ändern kann, erfuhr gerade Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Am Montagvormittag hatte er noch verlangt, die Ausfuhr des Astra-Zeneca-Impfstoffs aus der EU zu stoppen. Und er regte an, Politiker mit Astra-Zeneca zu impfen, um auf diese Weise Ängste in der Bevölkerung vor dem Mittel abzubauen. Es vergingen nur ein paar Stunden, ehe die Nachricht kam, dass mit dem Präparat von Astra-Zeneca vorläufig gar nicht mehr geimpft werden darf – auf Anweisung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Am Tag nach dem großen Knall äußerte Söder Verständnis für die Entscheidung. Wenn die „obersten Experten“ eine solche Empfehlung aussprächen, „dann kann der Bundesgesundheitsminister das nicht anders machen“, sagte er am Dienstag in München. Söder meinte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen, das Spahn zuvor empfohlen hatte, die Impfungen mit dem Mittel auszusetzen.

2800 Absagen je Tag

Die Entscheidung Deutschlands und kurze Zeit später auch Frankreichs, das Präparat sofort aus dem Verkehr zu ziehen, veranlasste am Dienstag die Europäische Arzneimittelagentur (Ema) zu einer Reaktion. Bis Donnerstag wollen die Fachleute der Amsterdamer Behörde eine Antwort auf die Frage finden, ob Geimpfte wirklich häufiger an gefährlichen Blutgerinnseln im Kopf, sogenannten Sinusthrombosen, erkranken.

Dass das trotz möglicher Hinweise auf einen Zusammenhang längst nicht ausgemacht ist, betonte am Dienstag Ema-Direktorin Emer Cooke. „Wir sind immer noch zutiefst überzeugt, dass die Vorteile des Astra-Zeneca-Impfstoffs bei der Vorbeugung von Covid-19 mit dem damit verbundenen Risiko eines Krankenhausaufenthalts und dem Tod das Risiko dieser Nebenwirkungen überwiegen“, sagte sie. Dass es beim Impfen ernste Zwischenfälle gebe, sei nicht unerwartet. Dennoch nehme man die Sorgen der Staaten „sehr ernst“. Es gehe nun darum festzustellen, ob der Impfstoff die Blutgerinnsel ausgelöst hat oder ob die Thrombosen nur zufällig im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung aufgetreten sind.

In manchen Bundesländern führte die Entscheidung Spahns, bei Astra-Zeneca auf Nummer sicher zu gehen, zu Verwerfungen. Zwar haben alle Länder ihre Impfzentren sofort angewiesen, das Mittel bis auf Weiteres nicht mehr zu verwenden, Doch in der Folge mussten Tausende Impftermine abgesagt werden. Allein in den beiden Impfzentren in Erfurt und Gera seien nach der Entscheidung aus Berlin 200 Impfdosen vernichtet und 1100 Termine abgesagt worden, sagte Thüringens Sozialministerin Heike Werner (Die Linke) am Dienstag. Jeder Tag ohne das Vakzin bedeute 2800 Absagen bereits vergebener Impftermine.

Linkspartei fordert Sputnik V

In Sachsen bleiben nun knapp 50.000 Dosen des Impfstoffs liegen. Der Freistaat hat wegen des Impfstopps mit Astra-Zeneca noch am Montag sämtliche Erstimpfungen abgesagt – auch die mit dem Mittel von Biontech. Davon waren zuletzt 80 Prozent der gelieferten Dosen verabreicht worden, weshalb die restlichen Dosen nun ausschließlich für Zweitimpfungen zu Verfügung stünden, sagte Sozialministerin Petra Köpping am Dienstag. Zudem müssten nun frisch eröffnete Impfzentren wieder schließen.

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), nannte die Situation „sehr unglücklich“. Wenn das PEI Bedenken anmelde, könne man dagegen zwar nichts sagen. Fest stehe aber, dass die Kommunikation „nicht super gelungen“ sei. Was das heißen soll, deutet Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) an. Der Schritt, die Impfungen auszusetzen, habe sie „sehr erschrocken“. Die Landesregierung habe die Entscheidung „sehr überraschenderweise zur Kenntnis genommen“. Offenbar war man in Mainz – und nicht nur dort – von der Entscheidung aus Berlin überrumpelt worden. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sagte der F.A.Z.: „Wir sahen uns verpflichtet, dem Bundesgesundheitsministerium zu folgen.“ Man rechne nun nicht nur mit einer schnellen Aufklärung in der Sache. „Wir erwarten vor allem dringend Ersatz für den ausgefallenen Impfstoff.“

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