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#Wenn Klugheit mit Selbstüberschätzung ringt

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Wenn Klugheit mit Selbstüberschätzung ringt

Was treibt Markus Söder in diesen Tagen um und an? Um das zu beantworten, muss man mindestens bis in den Sommer 2018 zurückgehen. Die CSU hatte sich damals in einen destruktiven Rausch hineingesteigert: gegen die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin, gegen die CDU. Einer, der seinerzeit wie kein anderer stichelte und stachelte, war Markus Söder. Zugleich war er einer der Ersten, die merkten, dass das Ganze im Totalschaden enden könnte, für die Partei, für ihn persönlich.

Timo Frasch

Er kratzte die Kurve, im allerletzten Moment. Danach gehörte er erst einmal zu den Schurken, gegen die in München unter dem Stichwort „#ausgehetzt“ Zigtausende auf die Straße gingen. Es schien undenkbar, dass Söder sich jemals als Kandidat der Herzen gerieren könnte. Und doch passiert im Moment genau das. Wie konnte es dazu kommen?

Klare Kante gegen die AfD

Die Zeit nach dem heißen Sommer 2018 stand im Zeichen eines, wie Werbefachleute sagen würden, Rebrandings: der Neuerfindung des Markus Söder. Es ging los mit dem Volksfest Gillamoos, das die CSU normalerweise für bierzeltgeschützte Grenzüberschreitungen nutzt. Just da rang Söder sich zu einem klaren Abgrenzungskurs gegenüber der AfD durch.

Söder sprach in der Folge viel von Demut und von Stil. Im November 2018, nachdem er mit Ach und Krach die Landtagswahl gewonnen hatte, sagte er im Interview mit der F.A.Z.: „Wir alle müssen wegkommen vom ,Ego first‘.“ Wenig später gab ihm das Volksbegehren, das unter dem Namen „Rettet die Bienen“ bekanntwurde, die Gelegenheit, sich an die Spitze der Umwelt- und Klimaschutzbewegung zu setzen, dem Habitus nach, aber nicht nur. Die Gesetze, die schließlich vom Landtag beschlossen wurden, waren ein doppelter Erfolg für Söder. Er konnte sich als weitsichtiger Freund von Mensch und Tier präsentieren, aber auch als gewiefter Stratege, der insbesondere der Konkurrenz von den Grünen den Wind aus den Segeln genommen hatte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (Mitte) und Bayerns Regierungschef Markus Söder (rechts) unterhalten sich bei einem Bund-Länder-Treffen im Frühjahr 2020 im Bundeskanzleramt.


Bundeskanzlerin Angela Merkel, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (Mitte) und Bayerns Regierungschef Markus Söder (rechts) unterhalten sich bei einem Bund-Länder-Treffen im Frühjahr 2020 im Bundeskanzleramt.
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Bild: dpa

In seinem Verhältnis zur Bundeskanzlerin schwankte Söder zunächst, vor allem in der Phase Anfang 2020, als es nicht ausgeschlossen schien, dass sie vorzeitig abgelöst würde. Doch schließlich traf er die Entscheidung, sich demonstrativ an ihre Seite zu stellen. Überhaupt hob er nun ständig hervor, wie wichtig der Zusammenhalt zwischen CDU und CSU sei.

Skepsis gegenüber Söder blieb. Aber seine Saat ging auf, die persönlichen Umfragewerte wurden immer besser. Darauf konnte er in der Pandemie aufbauen. Dass er vor allem in den ersten Monaten eine gute Figur als Krisenmanager abgab, auch weil sein Reden und sein Handeln weitgehend im Einklang waren, brachte ihn in die Position eines möglichen Kanzlerkandidaten. Je offensichtlicher das wurde, desto mehr zeigte sich allerdings der Söder von früher, der sich nur mit Mühe am Riemen reißen kann.

Es gibt kaum einen CSU-Landrat oder -Bürgermeister, der nicht schon mal auf offener Bühne eins von Söder auf die Mütze bekommen hätte. So ging es zuletzt auch Armin Laschet. Auf den Hinweis, dass der CDU-Chef dann doch etwas mehr als ein Landrat sei, würde Söder in seiner momentanen Verfassung vermutlich erwidern, für ihn und vor Gott seien alle Menschen gleich.

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Es gibt viele Hinweise darauf, dass Söder seine neue Beliebtheit auch um ihrer selbst willen genießt, nicht nur als Turbo für mögliche Karrierepläne. Gleichzeitig dürfte bei ihm immer das Bewusstsein da gewesen sein, dass er es mit seinen ureigenen Mitteln in die Staatskanzlei geschafft hat und nicht mit denen, die ihm die Leitartikler und die Moraltheologen immer wieder ins Stammbuch geschrieben haben. Das macht ihn widerstandsfähig, womöglich aber verführt es ihn auch zur Selbstüberschätzung.

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